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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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was ihr die Leute nachriefen, denen sie rücksichtslos auf die Füße trat, die Ellenbogen in die Seiten rammte oder sie gegeneinanderstieß. Sie hatte nur Augen für den blassen jungen Mann im weißen Arztkittel, der eben ans Mikrofon trat. Gleichzeitig versuchte sie, den markanten Schädel des Attentäters wiederzufinden.
    »Scheiße! Schau, wie weit vorne der schon ist!«
    Sie keuchte auf, weil sie die Kante eines Aufnahmegeräts in die Rippen bekam. Ungeachtet des dumpfen Schmerzes drängte sie weiter Richtung Bühne.
    Aber auch der Mann im schwarzen Rollkragenpulli hatte die Brüstung beinahe erreicht. Klara hüpfte in die Höhe und schwenkte wie wild ihren Arm. »Lukas, verschwinde! Runter von der Bühne!«, brüllte sie und wehrte sich verzweifelt gegen die Hände, die sie zu Boden zwingen wollten.
    Der Tumult, den sie entfachte, erregte inzwischen nicht nur in ihrer direkten Umgebung Aufmerksamkeit. Lukas unterbrach seine Ausführungen. Sie sah, dass sein Blick irritiert über die Menschenmenge glitt, die um Klara ein Knäuel gebildet hatte.
    »Hau ab! Die wollen dich töten!«, schrie sie aus Leibeskräften und biss in eine Hand, die ihr den Mund zuhalten wollte. Sie ließ sich fallen und tauchte unter den Leuten hindurch, die sich über ihr ineinander verkeilten. Auf allen vieren kroch sie an den Bühnenrand und wuchtete sich mit Schwung über die Brüstung. Mit einem Schritt war sie bei Lukas – gleichzeitig mit dem schwarzen Mann, der ihm ein Mikrofon entgegenstreckte. Aus dem Augenwinkel sah sie Männer in dunklen Anzügen, die auf sie zustürmten. Sie warf sich gegen die Beine des Angreifers. Etwas Haariges schoss aus der Brusttasche von Lukas’ Arbeitsmantel. Es quiekte schrill. Der Mann fluchte und hielt sich die Hand. Das Mikro fiel zu Boden. Etwas klirrte leise. Lukas beugte sich zu ihr herunter. Sie schüttelte den Kopf, versuchte, ihn wegzuschieben, doch der Mann erreichte um den Bruchteil einer Sekunde vor ihr die Spritze, die aus dem Mikro herausgerutscht war. Sie sah sein zufriedenes Grinsen, mit dem er die Nadel in Lukas’ Hals rammte. Im gleichen Augenblick fiel ein Schuss und der eben noch so selbstgefällige Ausdruck in seinem Gesicht verwandelte sich in erstauntes Starren. Die Bodyguards zogen sich wie auf ein Kommando von der Bühne zurück.
    Klara spürte eine Hand an ihrer Wange. Stoßweiser Atem streifte ihr Gesicht. Sie drehte den Kopf. Seine hellgrauen Augen waren ganz nah.
    »Klara … meine … Liebe.«
    Sie las die Worte von seinen Lippen.
    Seine Stimme hatte keine Kraft mehr.
    Er lächelte.
    Auch als sich in seinen Augen kein Leben mehr spiegelte.

_ 39 _

    Klara hielt seinen Kopf im Schoß. Ihre Finger streichelten mechanisch über Methusalems Fell, der irritiert zwischen ihrer Hand und Lukas’ Gesicht hin und her rannte. Sanitäter drängten sich aus dem Menschengewühl auf die Bühne. Alen, Lucie und Rudi tauchten vor ihr auf und verschwanden wieder. Jemand streichelte über ihren Rücken. Legte ihr einen Arm um die Schultern. Die Männer brachten ihn weg. Methusalem fiepte in höchsten Tönen.
    »Sch … sch … mein Kleiner … alles wird wieder gut.« Sie schloss ihre Finger um den warmen, zitternden Körper. In einem Reflex drückte sie ihre Nase gegen sein Fell. Sein Herzschlag beruhigte sich.
    Ein Mikro pfiff schrill. Wahrscheinlich eine Rückkopplung. Wie durch einen Schleier hörte sie eine sonore Stimme. Der Vorfall sei zutiefst bedauerlich, der Attentäter wahrscheinlich von der Konkurrenz eingeschleust worden … Man hätte einen hochverdienten Mitarbeiter verloren … Dank seiner hervorragenden Leistungen für die Forschung und Entwicklung würde er in seinem Werk weiterleben … bla bla bla …
    Klara musste sich übergeben. Lucies gepresster Ausruf verdrängte für einen Moment den Schmerz.
    »Lukas’ Vater! Er ist der Letzte, der dieses Lügengebäude zum Einsturz bringen kann!«
    Klara bemerkte, wie Lucie aufgeregt Rudis Arm knetete, der ihr seit der Schießerei nicht von der Seite gewichen war. Klara stützte sich auf die Knie. Mit dem Handrücken wischte sie sich über den Mund. Der bittere Geschmack auf ihrer Zunge passte wie die Faust aufs Auge. »Lucie hat recht … sie werden ihn auch aus dem Weg räumen … wenn er überhaupt noch lebt …« Ihr Magen meldete sich mit einem neuen Krampf.
    Kurz entschlossen schob Lucie ihr einen der Blumentöpfe unters Kinn, mit denen die Bühne geschmückt war. Gleichzeitig schaute sie zu den beiden Jungs hoch, die

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