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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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sie sich an Ottos Fähigkeit, nach dem Offensichtlichen zu fragen und jene einfachen Verknüpfungen herzustellen, die Amos und sie manchmal nicht erkennen konnten.
    »Oh mein Gott«, sagte Margaret. Sie deutete auf eines der Gesichter, das sich weit oben im Bogen befand. Es stand Kopf und war mit dem Körper eines Weißen verbunden, dessen Kopf und Schultern sich noch auf der Leinwand befanden, während seine Füße über das Bild hinausreichten.
    »Ist das Martin Brewbaker?«
    Kaum hatte er den Namen gehört, war Dew zur Stelle. Er beugte sich dicht über die Leinwand.
    »Verdammt«, sagte Dew. »Das ist dieser kleine Psychopath. Scheiße, woher hat Nguyen diesen Typ gekannt?«
    Margaret schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass er ihn gekannt hat, Dew.«
    »Natürlich hat er ihn gekannt.« Dew spuckte die Worte geradezu aus. »Ich sehe hier direkt in Brewbakers Gesicht. Der Bursche hat ihn gemalt, absolut.«
    »Ist das Gary Leeland?«, sagte Otto und deutete wieder auf die Leinwand.
    Margaret und Dew beugten sich vor.
    »Heilige Scheiße«, sagten beide gleichzeitig.
    Margaret winkte den Fotografen herüber. »Ich brauche ein paar Aufnahmen davon. Das ganze Ensemble und alle Details. Benutzen Sie eine neue Disc. Ich nehme sie mit.«
    Sie drehte sich um und hielt dann inne. Etwas an der Dollar-Pyramide auf dem Gemälde verwirrte sie. Sie drehte sich um, trat auf das Bild zu und blieb weniger als einen halben Meter davor stehen. Irgendetwas an der lateinischen Wendung stimmte nicht.

    Nguyen hatte die Worte E unum pluribus gemalt. Aber das war nicht richtig. »Aus vielen eine« hieß auf Lateinisch E pluribus unum.
    Wenn man die Worte zu E unum pluribus umdrehte – was bekam man dann?
    Aus einer viele.

45
Der Wohnzimmerfußboden
    Er wusste nicht, wer das Lied sang, aber er kannte den Text.
    »Somebody knockin’ at the duh-or, somebody ringin’ the bell. Somebody knockin’ at the duh-or, somebody ringin’ the bell. Do me a favor … Open the door … And let ’em in.«
    Perry befand sich in einem dunklen Flur, und die muntere Melodie erfüllte die Luft nicht nur mit Tönen, sondern auch mit einer Warnung. Der Ort schien zu leben, schien zu pulsieren und von einer schattenhaften Wärme zu vibrieren. Doch der Ort wirkte eher wie eine Kehle und weniger wie ein Flur. Am Ende des Flurs befand sich eine einzelne Tür, die aus schwammartigem, verrottetem grünem Holz bestand, das mit einem bösartigen Schleim bedeckt war. Die Tür erzitterte im Rhythmus seines eigenen Herzschlags. Sie war ein lebendes Wesen. Oder vielleicht hatte sie früher einmal gelebt.
    Oder vielleicht … vielleicht wartete sie auf ihre Chance zu leben.

    Er wusste, dass alles nur ein Traum war, und trotzdem hatte er eine Scheißangst. Wenn man ein Leben führt, dessen wache Stunden die Gestalt eines grauenhaften Albtraums annehmen, dann ist es leicht, vor Träumen Angst zu haben.
    Perry ging auf die Tür zu. Etwas Unaussprechliches lag dahinter. Etwas Nasses, etwas Heißes, etwas, das auf die Chance wartete, zu rasen, zu morden, zu unterwerfen. Er streckte die Hand nach dem Türgriff aus, und der Türgriff streckte sich ihm entgegen. Es war ein langes, dickes schwarzes Tentakel, das sich um seinen Arm schlang und ihn in das schwammartige grüne Holz zog. Perry kämpfte dagegen an, doch trotz aller Kraft, die er aufwandte, wurde er nach vorn gerissen wie ein Kind an der Hand eines wütenden Vaters.
    Die Tür öffnete sich nicht – sie saugte ihn auf, beglückt über eine plötzliche Mahlzeit, die zugleich aus Körper und Geist bestand. Das grüne Holz umschloss ihn und das feuchte, verrottete Material streichelte ihn. Perry versuchte zu schreien, doch das schleimige Tentakel zwängte sich in seinen Mund und schnitt ihm jeden Ton und alle Luft ab. Die Tür umhüllte ihn und machte jede Bewegung unmöglich. Blindes Entsetzen erfüllte ihn, ließ seine geistige Gesundheit untergehen . . .
     
    Als er erwachte, steckte die Gabel noch immer in seiner Schulter. Das Sweatshirt war teilweise in seine ursprüngliche Position zurückgerutscht, war an der Gabel hängen geblieben und hatte sie zur Seite gedrückt. Das Ende der Gabel ruhte an seinem Wangenknochen. Die Wunde schmerzte nicht, denn die ganze Stelle fühlte sich vollkommen taub an. Er wusste nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war.

    Er schnitt eine Grimasse, als er mit seiner rechten Hand nach der Gabel griff und sie vorsichtig aus seinem Trapezmuskel zog. Es gab ein schmatzendes

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