Infiziert
rote Flecken auf den abgewetzten Couchkissen hinterlassen. Die Nase des Opfers sah entsetzlich aus. Sie war gebrochen und völlig zerschmettert. Das Gesicht war angeschwollen, zerkratzt und über und über mit blauen Flecken bedeckt. Blut war über das Gesicht des Mannes geströmt und hatte sein Hemd durchtränkt.
Brian setzte die Geschichte Stück für Stück zusammen.
Angesichts der Heftigkeit des Angriffs wurde er immer wütender. Der Täter hatte sein Opfer im Hausflur angegriffen, ihn entweder mit einem der beiden Messer oder einer anderen Waffe verletzt, in die Wohnung geschleift und an die Wand genagelt. Zu den Schlägen ins Gesicht war es entweder schon in der Halle gekommen oder erst nach dem die Hände des Opfers bewegungsunfähig gemacht worden waren.
So eine Scheiße sollte in Ann Arbor nicht passieren. Verdammt, sie sollte nirgendwo passieren.
Fast immer folgten Reue und Zerknirschung auf Gewalt bei häuslichen Streitigkeiten. Oft rief der Täter selbst die Polizei, nachdem er einen ihm nahestehenden Menschen verletzt hatte. Hier war es anders. Wer auch immer das getan haben mochte, hatte nicht den leisesten Hauch von Reue empfunden. Menschen, die Reue empfanden, hinterließen keine Botschaften an der Wand, die mit dem Blut des toten Opfers geschrieben waren.
Es war die schlimmste Bluttat, die Brian je gesehen hatte, und sie würde in seiner ganzen Karriere auch die schlimmste bleiben. Obwohl er kein einziges der grauenhaften Details jemals wieder vergessen sollte, war es die Schrift an der Wand, die für ihn bis in alle Ewigkeit die Raserei der Tat symbolisieren würde.
Zahlreiche blutige Abdrücke, die von beiden Handflächen und den Fingern stammten, zeigten, dass der Mörder die Botschaft mit bloßen Händen über dem herabhängenden Kopf des Opfers an die Wand geschmiert hatte. Ein einziges Wort stand dort in blutigen, einen Meter hohen Buchstaben, von denen noch immer nasse rote Rinnsale nach unten flossen:
Disziplin.
64
Beste Ausichten
Margaret versetzte der Schwingtür der Herrentoilette einen Tritt. Sie beugte sich vor und schrie in den Raum hinein. »Amos! Auf geht’s, Mann. Wir haben noch einen!«
Eine Spülung rauschte. Noch immer mit seiner Hose kämpfend, stolperte Amos hektisch aus der Toilette. Margaret drehte sich um und sprintete den Flur hinab. Amos musste rennen, um ihr folgen zu können.
Über den Boden schliddernd, erreichte sie den Aufzug. Clarence Otto hielt die Türen auf. Zusammen mit Amos trat sie ein, die Türen schlossen sich, und Otto drückte auf den Knopf für die Tiefgarage.
»Wie weit ist es von hier?«, fragte Margaret.
Clarence zog eine Karte aus der Tasche und warf einen kurzen Blick darauf. »Etwa zehn Minuten plus/minus«, sagte er.
Margaret packte Clarences kräftigen Arm, und ihr Gesicht zuckte vor nervöser Aufregung. »Wie ist der Zustand des Opfers? Was sind seine Symptome?«
»Das weiß ich nicht, Ma’am. Dew ist unterwegs, gefolgt von zwei Einsatzteams in biologischer Schutzausrüstung. Ich glaube, es ist ein Apartmentkomplex. Ich habe den Rettungshubschrauber der Klinik angefordert. Er steht bereit. Wir können dort direkt auf dem Parkplatz landen und den Patienten hierher bringen. Wenn wir auf dem Dach landen, bringt ihn ein Aufzug direkt in das BSL-4-Labor.«
Margaret ließ seinen Arm los und versuchte sich zu beruhigen. »Glauben Sie, wir bekommen ihn lebend?«
»Ich denke schon, Ma’am«, sagte Clarence. »Dew sollte bereits dort sein. Das Opfer hat ein Computerformular ausgefüllt. Die Anweisungen darauf besagen, dass man an Ort und Stelle bleiben und auf Hilfe warten soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in dieser Hinsicht irgendetwas schiefgeht. «
65
Die große Flucht
Perry schloss die Eingangstür hinter sich, sah sich rasch im leeren Flur um und warf dann einen Blick zurück aus dem Fenster und sah, wie einer der Polizisten aus Gebäude B stürmte und in das Einsatzfahrzeug sprang. Die sich drehenden roten und blauen Scheinwerfer blitzten auf.
Perry grinste sadistisch. »Scheiß auf euch, Cops«, flüsterte er. »Ihr kriegt mich niemals lebend.«
Vielleicht hatten sie nicht gewusst, was sie erwartete, als sie angekommen waren. Wahrscheinlich waren sie davon ausgegangen, dass Bill Perry gefesselt hatte und dass alles für die Übergabe Perrys bereit war. Doch sie hatten Perry unterschätzt. Er war sicher, dass das nicht wieder vorkommen würde.
Er drehte sich um und musterte den Flur in Gebäude G. Er spürte etwas
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