Infiziert
gehen musste. Als er durch den Hausflur ging, der von seinem Kampf mit Bill immer noch voller Blut war, sprachen die Dreiecke plötzlich wieder.
Und ihre Worte machten ihn sprachlos. Es war das Schlimmste, was er je gehört hatte.
Bald beginnt das Schlüpfen.
63
Wie geht’s, Nachbar (dritter Teil)
Bald beginnt das Schlüpfen!
Perrys Mund wurde trocken. Heißes Blut strömte ihm ins Gesicht, er spürte, wie seine Seele zusammenschrumpfte und schwarz wurde wie eine Ameise, die unter einem Vergrößerungsglas verbrennt. Das Schlüpfen. Es stand kurz bevor. Er hatte recht gehabt. Es war wie bei der Raupe und den Wespen. Er hatte seinen Zweck erfüllt, und jetzt war
es so weit, dass sie sich ihren grauenvollen Weg nach außen bahnten.
Unkontrollierbare Schauder liefen durch seinen mächtigen Körper.
»Ihr schlüpft?«
Wir nicht, jemand anderes
ist in der Nähe, in der Nähe.
Er spürte eine kleinere Welle der Erleichterung, verbunden mit einer Spur Hoffnung – nicht der Hoffnung, gerettet zu sein, sondern dem Gefühl, dass da noch jemand war, jemand in derselben Notlage, jemand wie er, der ihn verstehen würde.
Perry hüpfte auf die Treppe zu, die nach draußen führte. Er bemerkte nicht, dass er in die Blutflecken auf dem Teppichboden trat. Jeder weiterer Hüpfer verlängerte die nasse rote Spur, die er mit seinem Stiefel zog.
Es fühlte sich gut an, wieder richtig angezogen zu sein. Angesichts seiner blutgetränkten Sachen, die man eher verbrennen als waschen sollte, war er sich völlig verdreckt vorgekommen. Jetzt trug er saubere Kleidung und ließ die Wohnung hinter sich, in der er tagelang wie ein Gefangener gelebt hatte.
Die Stelle an seiner Schulter, an der er das verwesende Dreieck herausgerissen hatte, pochte heftig. Die rutschenden Träger seines Rucksacks streiften über den Waschlappen und die Wunde, doch das Klebeband hielt alles an seinem Platz. Es würde wohl ein bisschen schwierig werden, diesen Verband zu erneuern, doch vielleicht war er bis dahin schon tot und brauchte sich keine Sorgen mehr darüber machen.
Wir sind hungrig. Füttere uns,
füttere uns.
Perry ignorierte ihre Worte und konzentrierte sich stattdessen darauf, mit den Stufen zurechtzukommen. Er lehnte sich mit all seinem Gewicht gegen das einfache Metallgeländer und nahm vorsichtig eine Stufe nach der anderen. Es war erstaunlich, wie viel leichter alles war, wenn man zwei Füße hatte.
Füttere uns. Jetzt. Füttere
uns jetzt, bald beginnt das
Schlüpfen.
»Haltet einfach die Schnauze. Ich habe nichts zu essen.«
Er schaffte es ohne Zwischenfälle bis ins Erdgeschoss. Nach Tagen in seiner beengenden Wohnung wäre es nett, wieder draußen zu sein, ganz egal, wie das Wetter war. Hinter dieser Tür mochten brennende Höllengruben liegen – er würde trotzdem hinaushüpfen und Singin’ in the Rain pfeifen.
Eine Welle der Panik schlug über ihm zusammen, etwas rammte ihn von einer Seite, die er nicht im Blick gehabt hatte, sodass sein Adrenalinspiegel in die Höhe schoss, bevor er begriff, dass es nicht um seine Angst ging.
»Was ist? Was ist los?«
Columbo kommt!
Columbo kommt!
Die Soldaten. Perry hüpfte aus der Tür in den Winterwind und die blendende Sonne. Die Temperatur lag nur minimal
über null, doch es war ein schöner Tag. Er schaffte es bis zu seinem Wagen, wo er den Schlüssel ins Schloss steckte, als ihm die Umrisse und Farben eines vertrauten Fahrzeuges auffielen. Eine Warnung explodierte in seinem Kopf.
In etwa fünfzig Metern Entfernung bog ein Streifenwagen der Polizei von Ann Arbor in die Straße ein, die zu dem Apartmentkomplex führte, und rollte in seine Richtung.
Perry hüpfte vor den Kühler seines Autos, das ordentlich unter der metallenen Überdachung auf dem Parkplatz stand. Er quetschte sich zwischen vordere Stoßstange und die bis zum Boden reichende Abdeckung und versteckte sich.
Der Streifenwagen wurde langsamer und rollte direkt vor dem Haupteingang zu Perrys Gebäude an den Bürgersteig. Perrys Instinkte stießen einen Schrei aus. Der Feind war nur viereinhalb Meter entfernt.
Die beiden Polizisten stiegen aus dem Wagen, sahen aber nicht in seine Richtung. Sie schoben ihre Schlagstöcke in die Gürtel und gingen mit der entspannten, zuversichtlichen Haltung von typischen Cops auf das Gebäude zu.
Sie gingen hinein, und die verbeulte Metalltür fiel langsam hinter ihnen zu. Sie kamen zu spät, um ihren kleinen Spitzel zu retten. Doch sie würden die Leiche innerhalb von Sekunden
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