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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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freigelegt. Es war wie bei einem Stück Cheddar, das über einen Käsehobel gerieben wird. Die Finger seiner rechten Hand fühlten sich kalt, nass und klebrig an. Ein Strahl der aufgehenden Sonne schob sich durch seine nur halb geschlossenen Vorhänge und ließ die dünne Eisschicht aufleuchten, die die Fensterscheibe überzog. Sein Zimmer füllte sich mit dem trüben Licht des Wintermorgens. Im Halbdunkel starrte Perry auf seine Hände. Sie sahen aus, als seien sie von dickem klebrig-braunem Schokoladensirup überzogen. Er fummelte an der Lampe auf seinem Nachttisch herum. Die Glühbirne erhellte das Zimmer und seine Hände. Es war kein Schokoladensirup. Es war Blut.
    Entsetzt riss Perry die Augen auf und sah sich in seinem Bett um. Dünne Streifen Blut zogen sich über die weißen Laken. Den Schlaf noch aus den Augen blinzelnd, rannte er ins Bad und starrte in den Spiegel.
    Seine linke Brust war von getrockneten Blutstropfen und blutigen Fingerabdrücken übersät, die sein dünnes blondes Brusthaar verklebten. Während der Nacht hatte er sich die Haut aufgerissen und seine Fingernägel ins Fleisch gegraben, die jetzt von Blut und kleinen getrockneten Stückchen Haut überzogen waren. Perry sah an sich hinab. Blutflecken bedeckten seinen linken Oberschenkel. Einige waren nass, einige klebrig und einige völlig trocken. Von plötzlichem
Grauen erfüllt, sah er die Linie der Blutstropfen auf seiner Unterhose. Er hob den Bund an und warf einen Blick hinein. Mit einem Seufzen der Erleichterung sah er, dass kein Blut auf seinen Hoden war.
    Er hatte sich während der Nacht selbst verletzt und mit einem Eifer, den er bei Tag noch nie erlebt hatte, an den juckenden Stellen gekratzt. Wie konnte es geschehen, dass er nicht aufgewacht war? Der Ausdruck »Schlafen wie ein Toter« war fast schon eine Untertreibung. Und obwohl er mehr als dreizehn Stunden geschlafen hatte, war er immer noch müde. Müde und hungrig.
    Perry starrte sich im Spiegel an. Fahle, fast weiße Haut, von Streifen seines eigenen, rötlich-braun getrockneten Blutes überzogen, als sei er eine Leinwand für die Fingerfarben eines Kindes oder ein Schamane aus grauer Vorzeit, der sich für ein Stammesritual vorbereitete.
    Die Schwellungen waren in der Nacht gewachsen. Inzwischen waren sie kupferfarben, und jede hatte die Größe eines flachen Silberdollars. Perry verdrehte den Hals und versuchte mithilfe des Spiegels, die Schwellungen auf seinem Rücken und seinem Hintern zu erkennen. Sie sahen aus, als sei mit ihnen alles in Ordnung, was nur heißen sollte, dass er sie während der Nacht nicht wund gekratzt hatte. Denn natürlich war mit ihnen überhaupt nichts in Ordnung.
    Weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte, stieg Perry rasch unter die Dusche, um das getrocknete Blut abzuspülen. Die Lage war offensichtlich beschissen, aber es gab nur wenig, was er im Augenblick tun konnte. Außerdem musste er in ein paar Stunden bei der Arbeit sein. Vielleicht würde er seinen Widerstand später aufgeben und sich einen Termin bei einem Arzt besorgen.

    Perry trocknete sich ab und verteilte den Rest Cortaid, wobei er mit den offenen Wunden an seinem Oberschenkel und seinem Schlüsselbein besonders vorsichtig war. Dann klebte er ein Pflaster über beide Stellen, zog sich an und bereitete sich ein üppiges Frühstück. Sein Magen knurrte, und er hatte einen Bärenhunger, der viel heftiger war als sein Verlangen an einem anderen Morgen. Er machte sich fünf Rühreier und acht Scheiben Toast und spülte alles mit zwei großen Gläsern Milch runter.
    Obwohl der Ausschlag schlimmer aussah als je zuvor, fühlte er sich alles in allem nicht schlimm an. Und wenn er nicht mehr juckte, konnte das Ganze keine große Sache sein. Perry war sicher, dass die Schwellungen bis zum Ende des Tages verschwunden sein würden – oder wenigstens so gut wie. Im Vertrauen darauf, dass sein Körper mit dem Problem zurechtkommen würde, nahm er seine abgewetzte Aktenmappe und machte sich auf den Weg zur Arbeit.

18
Nerven
    Ungläubig betrachtete Margaret den Bildschirm.
    »Amos«, rief sie durch das winzige Mikrofon des Schutzanzugs. »Komm her und schau dir das mal an.« Leichtfüßig kam Amos auf sie zu und trat neben sie. Noch immer konnte ihm die Erschöpfung nichts anhaben.
    »Was hast du?«
    »Ich habe die Analyse der Proben beendet, die ich der Leiche
an den verschiedensten Stellen entnommen habe. Dabei habe ich stark erhöhte Mengen an Neurotransmittern gefunden, besonders im

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