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Infiziert

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Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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kein Verdauungssystem. Er braucht auch keines, denn er lebt in den Därmen des Wirts. Der Wirt verdaut die Nahrung, also muss der Bandwurm es nicht mehr tun. Er absorbiert einfach nur die Nährstoffe, die ihn umgeben. Wohin gelangen diese Nährstoffe, wenn der Bandwurm sie sich nicht holt? Sie gelangen ins Blut. Das Blut transportiert die Nährstoffe zusammen mit dem Sauerstoff in das Gewebe an verschiedenen Stellen im Körper und sorgt darüber hinaus für den Abtransport von Abfallstoffen und Gasen.«
    »Und dadurch, dass die dreieckigen Parasiten den Blutkreislauf anzapfen, bekommen sie Nahrung und Sauerstoff. Sie brauchen weder zu essen noch zu atmen.«
    »Scheint so. Ziemlich erstaunlich, nicht wahr?«
    »Du bist der Parasitologe«, sagte Margaret. »Wenn das so weitergeht, hast du bald die Verantwortung, und ich bin dein Lakai.«
    Amos lachte. Margaret hasste ihn in diesem Augenblick. Mehr als sechsunddreißig Stunden ihres Marathoneinsatzes waren vergangen, während derer sie sich nur gelegentlich ein Nickerchen von zwanzig Minuten gegönnt hatten, und er schien immer noch nicht müde zu sein.
    »Soll das ein Witz sein?«, sagte Amos. »Ich hab total die Hosen voll, und du weißt es. Beim ersten Anzeichen von Gefahr – egal ob körperlich oder emotional – verschwinde ich in die Berge. Ehrlich gesagt, meine Frau bewahrt meine Eier zu Hause in einem Glas auf. Sie ist größer als ich und hat das Glas so weit oben auf das Regal gestellt, dass ich nicht hinkomme.«

    Margaret lachte. Amos war außerordentlich offenherzig, wenn es um die Frage ging, wer bei ihm zu Hause die Hosen anhatte.
    »Ich bin absolut zufrieden mit meinem Job«, sagte Amos. »Ich spiele gerne den Lakai, wenn Verantwortung bedeutet, dass man sich mit Dew Phillips und Murray Longworth herumschlagen muss. Aber wenn es wirklich mal so weit kommen sollte, dass ich das Sagen habe, dann denk bitte daran, dass ich meinen Kaffee schwarz trinke.«
    Sie setzten sich einen Augenblick hin und schwiegen, während ihre müden Gehirne die seltsamen Informationen zu verarbeiten versuchten, die nichts als neue Fragen mit sich zu bringen schienen.
    »Das kann nicht immer geheim bleiben«, sagte Amos. »Ich kann dir ohne nachzudenken drei Experten nennen, die jetzt hier sein sollten. Murrays Geheimhaltungspolitik ist schwachsinnig.«
    »Aber in einer Sache hat er recht, das musst du zugeben«, sagte Margaret. »Wir können diese Geschichte nicht publik machen. Noch nicht. Sonst stürmen alle in die Kliniken, die einen Ausschlag, einen Insektenstich oder auch nur trockene Haut haben. Es dürfte dann sehr schwer werden, jemanden zu finden, der tatsächlich infiziert ist, besonders weil wir keine Ahnung haben, wie die Anfangsstadien der Infektion aussehen. Wenn die Geschichte jetzt publik wird, müssen wir uns Millionen Leute ansehen. Hoffentlich schaffen wir es, irgendein Screening oder einen Test zu entwickeln, bevor etwas davon nach außen dringt.«
    »Mir ist klar, wie prekär die Situation ist«, sagte Amos. »Ich denke nur, dass Murry die ganze Sache zu weit treibt. Es ist eine Sache, etwas geheim zu halten, aber es ist etwas
ganz anderes, mit viel zu wenigen Mitarbeitern auskommen zu müssen. Verdammt, was soll nur geschehen, wenn plötzlich hundert Martin Brewbakers auftauchen und niemand darauf vorbereitet ist – von einer Vorwarnung ganz zu schweigen? Glaubst du vielleicht, eine Bombe sei eine Waffe? Das ist nichts, verglichen mit hundert Amerikanern, die aufeinander losgehen. Was passiert, wenn wir es so lange geheim halten, bis es zu spät ist, um noch irgendetwas dagegen zu unternehmen?«
    Er ging zurück an seinen Arbeitsplatz, und Margaret starrte die verstümmelte Leiche an. Die unaufhaltsame Verwesung hatte dazu geführt, dass sich Brewbakers Krallenhand teilweise entspannte. War sie zunächst steil nach oben gerichtet gewesen, hing sie jetzt in einem Winkel von fünfundvierzig Grad über dem Tisch. Lange würde es den Körper, der sich nach und nach einschwärzte und verflüssigte, nicht mehr geben.
    Margaret dachte über Amos’ Bemerkung nach. Wenn es irgendwo ein kriminelles Labor gab, das in der Lage war, einen gentechnisch veränderten Parasiten herzustellen, der menschliches Verhalten beeinflusste – war es dann nicht bereits zu spät?

17
Kratzen wie verrückt
    Perry erwachte mit einem Schrei. Sein Schlüsselbein brannte vor Schmerz, als hätte er mit einer Rasierklinge die dünne Haut über dem Knochen aufgeschnitten und das Fleisch

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