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Ingrid

Ingrid

Titel: Ingrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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zwar kameradschaftlich klingen sollte, dafür aber eine Oktave zu hoch war. »Du hast ja keine Ahnung, wie wichtig das für sie ist. Ich wollte nur, dass du es weißt.«
    »Peter, das ist doch absolut …« Doch ich konnte meinen Satz nicht zu Ende bringen, denn er verschwand bereits hastig um die Hausecke, plötzlich taub geworden und mit feiger, schlaffer Hand einen Abschiedsgruß winkend. Ich war sauer, marschierte hinter ihm her und rief: »Peter!«
    Er blieb erst stehen, als ich seinen Namen noch einmal rief, diesmal lauter. Rasch kehrte er zurück, besorgte Blicke auf die Hecke werfend, hinter der sich zahlreiche Polizisten befanden, die sich sicher für nachbarlichen Streit am und um den Tatort herum interessieren würden. »Nicht so laut«, sagte er gedämpft. »Du brauchst doch nicht so zu schreien!«
    Ich riss mich zusammen. »Ich hätte euch gerne geholfen, aber Erpressung ist ein rotes Tuch für mich!«
    Peter schüttelte den Kopf. »Was für ein böses Wort …«
    »War es Ingrids Idee, dass du noch einmal zurückkommen solltest, um mir so einen Mist aufzutischen?«
    Er verlor die Beherrschung. »Natürlich nicht, und es ist auch absolut nicht meine Absicht …«
    »Hör bloß auf! Du kannst froh sein, dass ich nicht so empfindlich bin, aber wenn ich jetzt überhaupt noch einen Finger krumm mache, dann für Ingrid und nicht für dich!« Ich dachte an Bokhof. »Ganz im Sinne der Nachbarschaftshilfe. Du weißt schon. Ich hätte es sogar umsonst getan, aber jetzt kannst du Gift drauf nehmen, dass ich dir jeden gefahrenen Kilometer in Rechnung stelle!«
    Er war so vernünftig, keine weiteren dummen Bemerkungen zu machen. Er nickte und machte sich auf den Weg.
    In Jennifers Heuschober herrschte ein ständiges Kommen und Gehen, und am späten Nachmittag stand die Polizei auch wieder vor meiner Tür. Diesmal wurde der Spa von einer energisch aussehenden, aschblonden Dame begleitet, die ein gerade geschnittenes, ziemlich unweibliche Kostüm in Marineblau trug. Sie stellte sich ziemlich mürrisch als Bea Rekké von der Kripo Tiel vor und ignorierte meine ausgestreckte Hand.
    Ich führte sie in die Küche und sagte: »Ich wollte Sie gerade anrufen.«
    »Weshalb?«, fragte die Dame. Kemming setzte sich auf einen Stuhl mir gegenüber, doch die Rekké blieb stehen.
    »Um nachzufragen, ob schon etwas über die Angehörigen von Jennifer van Maurik bekannt ist.«
    Ausdruckslos erwiderten sie meinen Blick. »Warum?«, fragte Kemming.
    Ich lächelte freundlich. »Weil das Ehepaar, das sich ihres Sohnes angenommen hat, mich darum gebeten hat. Es gehört zu meinem Beruf, den Aufenthaltsort von Leuten zu ermitteln.«
    »Sie sind Privatdetektiv, nicht wahr?«, fragte Bea Rekké eine Spur herablassend.
    Ich nickte und schaute Marcus Kemming an. »Haben Sie Mevrouw Brack erzählt, dass ich früher bei der Polizei war?«
    Kemming schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich?«
    »Ich habe mich nur gefragt, woher sie das wusste, das ist alles. Ich hänge das nicht gerade …«
    Bea Rekké unterbrach mich mit der ältesten Polizeiphrase der Welt. »Haben Sie etwas dagegen, wenn wir hier die Fragen stellen?«
    Ich spürte, wie mein Lächeln gefror. Ich wartete einen Augenblick und sagte dann mit einer freundlichen Geste: »Es täte mir nur Leid, wenn ich Ihren Ermittlungen in irgendeiner Art und Weise in die Quere käme. Wie soll ich Sie ansprechen, mit Rechercheur, Inspecteur, Hoofdcommissaris?«
    Sie verzog keine Miene. Sie begann vor dem Fenster auf und ab zu gehen, wodurch sie immer wieder kurz aus meinem Blickfeld verschwand, was ich als störend empfand. »Sie arbeiten für den Amsterdamer Staatsanwalt Meulendijk?«
    »Exstaatsanwalt. Ja, ab und zu, für sein Ermittlungsbüro.«
    »Warum sind Sie hierher gezogen?«
    Ihre Stimme war unangenehm, unnötig aggressiv. Sie versuchte, mich in die Defensive zu drängen und zu provozieren. Die Technik durchschaute ich, aber nicht die Absicht, die dahinter steckte. Bei mir gab es nichts zu holen. »Warum hätte ich das nicht tun sollen?«
    »Weigern Sie sich, meine Frage zu beantworten?«
    Ich blickte mit gerunzelter Stirn Kemming an. »Nein, aber ich weiß nicht, was mein Umzug mit Ihren Ermittlungen zu tun hat.«
    Kemming schaute seine Partnerin an. Offenbar hatten sie vereinbart, dass Bea Rekké allein die Unterredung führen sollte, was von der üblichen good-cop-bad-cop- Taktik abwich. Ich kriegte nur den fiesen. Kemming legte sein Notizbuch auf den Küchentisch und begann, sich

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