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Initiation

Initiation

Titel: Initiation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Rose
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viel weiter als Faustine. Der Film auf dem Bildschirm konzentrierte sich auf verschiedene Kinder. Aber Rykers Blick schien auf etwas viel weiter weg gerichtet zu sein. Was zur Hölle starrte er an? Bestimmt nichts, was wir auf unseren Monitoren sehen konnten.
    Er stand mit einer schnellen Bewegung auf und reckte sich, um über etwas hinwegzusehen. Er eilte zur Wand und klopfte daran. Dann begann er zu sprechen: »Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Geh nicht zu dem Mann. Geh schnell zu deiner Mom zurück.«
    Er starrte etwas eindringlich an, dann wechselte sein Gesichtsausdruck. Er lächelte und setzte sich wieder in den Sessel.
    Der Techniker schob Jagger eine Notiz hin. Er las sie, nickte und reichte sie dann flüsternd an mich weiter. »Wenn du Zeit hast.«
    Auf das Papier war eine kurze Notiz gekritzelt:
Ich steigere das hier, wenn ihr Zeit habt
. Ich nickte ihnen zu. Ich musste noch nicht zu Faustine zurück.
    Ryker schien in tiefen Schlaf zu verfallen und unsere Bildschirme wurden wieder schwarz, während der Techniker an seinem Computer herumfummelte. Dann erschien ein neues Video. Es zeigte den Blick auf einen Swimmingpool. Ich konnte nicht sehen, ob der Pool zu einem Privathaus oder einem Hotel oder etwas anderem gehörte. Es war aber ein Außenpool, rechteckig mit einem Sprungbrett an einem Ende.
    Als sich Ryker bewegte, erschien auf dem Bildschirm ein ungefähr zehnjähriger Junge im Bild. Der Junge schlenderte zum Beckenrand, sprang bäuchlings hinein und traf mit lautem Platschen die Wasseroberfläche. Er schwamm auf die andere Seite, kletterte heraus und ließ dann die Beine ins Wasser baumeln. Ein Baby, das nur eine Windel trug, krabbelte auf ihn zu.
    In der Kammer war Ryker aufgesprungen, sein Körper war angespannt.
    Der Junge sah nach unten auf das Baby und zog eine Grimasse. »Dummes Baby, geh wieder zu Mom.« Dann drehte er das Baby um und es krabbelte außer Sichtweite.
    Ryker entspannte sich und setzte sich wieder hin.
    Der Junge stand auf und ging außer Sicht. Für eine Weile passierte nichts. Dann erschien der Junge wieder mit dem Baby auf dem Arm. Er sah sich nervös um und ging auf den Rand des Pools zu.
    Ryker ging zur Wand der Kammer. Er hielt abrupt und wedelte wild mit den Armen, sein Gesicht war angstverzerrt.
    Ich blickte auf den Bildschirm. Nichts hatte sich verändert: Es war ein Standbild, in dem der Junge nur mit dem Baby im Arm am Beckenrand stand. Auf was auch immer Ryker reagierte, musste allein von seiner Phantasie heraufbeschworen sein. Er hatte völlig die Fassung verloren – schrie, rief und trat um sich.
    Der Techniker hielt einen Finger hoch, das Signal, dass er in Begriff war, den Abbruch des Tests einzuleiten. Einen Testabbruch hatte ich noch nicht erlebt, weil Faustine ihre Tests immer durch Verschwinden beendete. Es stellte sich heraus, dass es eine langweilige Prozedur war. Das Video wurde durch einen rauschenden Bildschirm ersetzt und Ryker schien sich augenblicklich zu beruhigen. Er kehrte auf den Sessel zurück und sank darauf, lehnte seinen Kopf zurück und schloss die Augen. Bald war er eingeschlafen.
    Der Techniker nahm die Nachtsichtbrille ab und schaltete das Licht an. »Bisher kann ich keine Reaktion auf die Tests erkennen. Das ist sehr seltsam; solch einen Mangel an Aktivität habe ich noch nie erlebt.«
    »Aber er hat doch total auf etwas reagiert«, protestierte ich. »Er hat ausgesehen, als ob er gegen etwas gekämpft hat.«
    Der Techniker starrte mich verständnislos an, aber dann schien er zu schalten. »Ah! Du meinst die körperlichen Reaktionen, die nicht paranormalen?«
    »Ich glaube schon.«
    »Ach, die habe ich nicht gemeint. Ich meine, er hat keine paranormale Aktivität gezeigt. Ich frage mich, ob er nicht einfach nur ein Mensch ist.« Er zuckte mit den Schultern und blätterte gelangweilt durch die Akte neben seinem Monitor. »Er ist eindeutig vom Feenvolk, aber ich habe noch keinen Beweis dafür gesehen. Jede andere Fee hätte eine Reaktion auf die Stimuli gezeigt, denen wir ihn ausgesetzt haben.« Er kratzte sich am Kopf. »Zu diesem Zeitpunkt kann ich nur annehmen, dass er ein Hybrid ist, aber davon steht nichts in seiner Akte. Ich werde das Ergebnis mit Professor Bern besprechen und hören, was sie zu sagen hat.
    Ich war überrascht, das zu hören, weil ich angenommen hatte, dass Ryker ein Wanderer war. Wenigstens zum Teil, aber vielleicht auch nicht. Vielleicht hatten Jagger und ich falsche Rückschlüsse gezogen. Wir hatten

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