Initiation
praktisch geruchlos. Also
das
ist seltsam.«
»Was ist mit dem Wandererhintergrund? Hast du da ein bisschen nachgeforscht? Ich meine, es wirkt so offensichtlich, dass er ein Wandererhybrid sein muss, wenn er ein Darley ist. Oder?«
»Wahrscheinlich, es sei denn, dass er auch adoptiert worden ist. Das Komische daran ist, dass er während der Tests auch keine Wandererkräfte gezeigt hat. Er reagiert im Grunde überhaupt nicht.« Jagger zuckte mit den Schultern.
Wir mussten etwas übersehen haben, oder vielleicht tappten wir nur im Dunkeln, weil wir keinen Zugriff auf ausreichende Informationen hatten.
»Und was jetzt?« Ich drehte mich und starrte Jagger an; seine wie gemeißelten Gesichtszüge sahen im diffusen Licht unwirklich aus.
»Abendessen.«
»OH-MEIN-GOTT! Wie viel Uhr ist es? Ich gehe lieber. Ich habe Quinn versprochen, ich würde mich mit ihm und seinen neuen Mündeln zum Abendessen treffen.«
»Quinn, ja«, sagte Jagger langgezogen. »Du musst etwas wegen ihm unternehmen.«
Ich kam zu spät und Faustine machte ein wütendes Gesicht.
»Herrje, Cordelia! Ich wollte schon anfangen von Dax zu naschen.« Dann sah sie mit einem Lächeln zu Dax. »War natürlich nur Spaß. Aber ich bin ausgehungert.«
»Es tut mir wirklich leid. Ich wurde aufgehalten. Aber jetzt bin ich ja da, also gehen wir. Wo sind Martha und Chun?«
»Sie konnten nicht warten, aber sie sind erst vor einer Minute weg. Wir holen sie ein.«
Als wir endlich in der Mensa ankamen, saßen Martha und Chun schon mit Quinn und den Vampirzwillingen am Tisch. Sie sahen beide so jung aus und waren unglaublich schön, mit ihren langen fließenden Haaren und ihrem breiten Lächeln. Von da, wo ich stand, war es fast unmöglich zu erkennen, dass sie Vampire waren, und ich war fast eifersüchtig auf ihr perfektes modelhaftes Aussehen. Quinn war höchstwahrscheinlich nicht zu unglücklich darüber, jeden Moment mit diesen Beiden zu verbringen, dachte ich zerknirscht.
Als wir auf den Tisch zukamen, wurden die Augen der Zwillinge groß und waren gebannt auf Faustine gerichtet. Ich bemerkte, dass sie sich unter dem Tisch an den Händen fassten.
»Cordelia! Du bist endlich da.« Quinn stand auf und küsste mich auf die Wange. »Jetzt wo die Gruppe komplett ist, werde ich euch einander vorstellen. Das sind meine Mündel, Audrey und Viola.« Er zeigte nacheinander auf sie. Ich war beeindruckt, dass er sie unterscheiden konnte; ich war hilflos. Während der Begrüßung war Faustine ganz zappelig und sauste praktisch im gleichen Augenblick davon, als sie vorbei war.
»Alles klar?«, fragte ich, als ich sie bei der Essensausgabe eingeholt hatte. Machte sie sich wegen der Vampire Sorgen?
»Jetzt ja«, sagte sie, während sie gleich an der Essensausgabe in ihr Fleisch biss. Ich ließ sie erst einmal mampfen, bevor wir uns noch einige blutige Scheiben nahmen und zurück zum Tisch gingen. Sie lächelte die Zwillinge breit und ohne ein Anzeichen von Furcht an.
»Sorry, das war eben furchtbar unhöflich von mir«, entschuldigte sie sich. »Ich war verrückt vor Hunger.«
»Kein Problem«, antwortete der eine Zwilling. »Wir wissen, wie das ist.«
»Ja, das kann ich mir denken«, kicherte Faustine. »Weil ihr Vampire seid, meine ich.« Dann trat ein seltsamer Ausdruck in ihre Augen, einer den ich noch nie gesehen hatte. Er war dunkel und einschüchternd. Sie sah den Vampiren einem nach dem anderen genau in die Augen und sagte mit ruhiger leiser Stimme: »Damit das klar ist. Ich. Bin. Kein. Snack. Versucht es und ihr seid Toast.«
Ich erschauderte.
Die Zwillinge sahen einander an, dann sprach die eine. »Kein Problem! Wir wollen nur Freunde sein; das ist alles.«
Faustines Gesicht nahm wieder seinen normalen freundlichen Ausdruck an. »Super! Also wo kommt ihr her?«
»London. Und du?«
»Ich lebe in New York, aber mein Dad ist der Dämonenkönig von London.«
Ich lächelte darüber, wie Faustine den Namen nannte. Ich schätzte, sie wollte den Zwillingen besonders deutlich machen, dass sie sich nicht mit ihr anlegen sollten.
»Du bist ein Dämon? Ein echter?«
»Ja, Viola. Das bin ich«, antwortete Faustine und ließ das mit dem menschlichen Teil weg. »Und Martha und Cordelia auch.«
Ich warf Martha einen Blick zu. Sie schien meilenweit weg zu sein, ihre Augen waren glasig. Ich folgte ihrem Blick direkt zu Ryker. Er saß ganz allein und aß. Ich fragte mich, wo Jagger war. »Geh ruhig und bitte ihn zu uns, wenn du willst«, sagte ich und stupste
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