Initiation
Witz. Ich nickte und sah zu, wie Jagger Ryker vom Sofa hochzog und ihn auf dem Weg zur Tür hinaus stützte.
»Ich habe Steaks mitgebracht«, flüsterte Dax als er ein paar Minuten später hereinkam. »Wie geht es ihr?«
»Prima. Hat sie sich verwandelt?«
Dax sah auf Faustine. »Nein. Glaube ich jedenfalls. Ich habe sie während des Unterrichts nicht direkt angesehen. Sie saß neben mir. Aber nein, ich habe nichts Merkwürdiges bemerkt.«
»Welcher Kurs war es?«
»Geschichte der Vampire, achtzehntes Jahrhundert.«
»Hmm. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mit diesem Kurs ein Problem haben könnte, außer vielleicht wegen extremer Langeweile. Mann, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Jetzt geht es ihr prima und ich bleibe bei ihr. Ich bringe sie in ihr Zimmer, wenn sie aufgestanden ist. Warum gehst du nicht zurück? Ich bin mir sicher, Martha und Chun machen sich Sorgen.«
»Okay. Ruf mich an, wenn du mich brauchst. Die Mädels wollen sicher herkommen und nach Faustine sehen. Ist das okay?«
»Ja. Gib uns aber eine halbe Stunde oder so. Ich will Faustine erst aufwecken. Ich schick dir eine SMS, wenn sie bereit für Besuch ist. Und danke, für den Anruf, Dax.«
»Kein Problem. Ich bin nur froh, dass sie in Sicherheit ist.«
Sobald er weg war, setzte ich mich auf das Sofa und sah Faustine beim Schlafen zu. Sie sah friedlich aus, wie immer. Der einzige Unterschied war, dass sie nicht liebevoll in eine Decke eingewickelt war. Sie lag auf der Kuscheldecke und trug noch ihre Schuhe an den Füßen. Ihre Kleidung war unversehrt, also hatte sie sich wohl nicht verwandelt, jedenfalls nicht ganz. Ich stand auf und zog ihr die Schuhe aus, dann deckte ich sie zu.
Ich ließ mich auf das Sofa fallen und zermarterte mir das Gehirn bei dem Versuch, Sinn in die Angelegenheit zu bringen. Was zur Hölle tat Ryker hier? Und warum hatte er Martha mit Faustine in der Achterbahngeschichte verwechselt? Die Simulation hatte eindeutig Martha gezeigt, nicht Faustine. Er hing mit Martha rum. Hatte er versehentlich
Faustine
gesagt, oder hatte er wirklich sie gemeint? War sie es, die er wirklich in der Szene gesehen hatte?
Warum? Soweit ich wusste, hatten die beiden noch nie miteinander gesprochen. Dennoch war mir aufgefallen, wie die beiden sich ansahen.
Also wenn ich es aus Rykers Sicht betrachtete… Waren Faustine und er in Disney World gewesen. Faustine – und vielleicht Ryker – waren in die Achterbahn gestiegen und Faustine war gefallen.
In der Zwischenzeit war Ryker in der realen Welt aus dem Testlabor verschwunden. Bloß wie? Faustine war aus dem Klassenraum verschwunden. Warum? Wie? Und wie und warum waren sie schließlich in meinem Zimmer aufgetaucht?
»Darf ich reinkommen?« Jagger steckte seinen Kopf durch die Tür. »Schläft sie noch?«
»Beide Male, Ja. Ist Ryker im Land der Träume?«
»Eigentlich nicht. Er war hellwach, als wir in seinem Zimmer angekommen waren, aber noch ein bisschen desorientiert.«
»Vielleicht sollten wir ihn nach seiner Mom fragen, solang er noch in Plauderlaune ist«, schlug ich vor.
»Ha! Das wäre schön, aber du weißt, dass wir das nicht dürfen. Egal, er hat ein paar Sachen verraten. Faustine, he?«
»Ja, ich habe mir den Kopf zerbrochen, um dahinter zu kommen. Es scheint, als ob Faustine irgendwie seine Aufmerksamkeit hat. Ich hatte so einen Verdacht, wenigstens von Faustines Seite aus, dass da was war. Es liegt an der Art, wie die beiden voneinander fasziniert sind. Ich frage mich, was sie für eine Verbindung haben?«
»Es muss eine Schutzsache sein, wenigstens soweit es Ryker betrifft. Er kann unmöglich Gefühle für eine Zwölfjährige– «
»Jetzt dreizehn. Sie hatte letzte Woche Geburtstag. Und überhaupt, er ist erst fünfzehn; das ist nur ein Altersunterschied von zwei Jahren.«
Jagger verdrehte die Augen. »Ehrlich? Glaubst du?«
Ich nickte. »Ja, wenn man davon ausgeht, wie die beiden sich ansehen. Da schaudert’s mich.«
»Okay. Also nehmen wir mal an, dass es zwischen ihnen eine Verbindung gibt«, stimmte Jagger zu. »Bis jetzt haben wir eine mögliche Verbindung, und dass Ryker sie irgendwie beschützt. Schließlich hat er versucht, Faustine davor zu bewahren, aus der Achterbahn zu stürzen, zumindest in seinem Kopf.«
»Ja er ist verschwunden, dann hat sie sich in Luft aufgelöst und dann sind beide hier aufgetaucht.«
»Hat er sie irgendwie geholt?«
»So scheint es wenigstens, aber es gibt nur eine Möglichkeit, wie wir mit Sicherheit sagen
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