Initiation
kanadische Nacht.
Verdammt!
»Ryker! Hol mich ab, damit wir sie verfolgen können!«
Keine Antwort.
Ich sah aus dem Fenster, starrte in die Dunkelheit und wurde plötzlich rücklings zu Boden gestoßen, weil Mason wieder hereinsprang und in mich krachte. Dann verwandelte er sich wieder…diesmal aber in seine männliche Gestalt.
Ich warf mich, noch vollständig verwandelt, auf ihn und hatte ihn im Handumdrehen festgenagelt.
»Was hast du mit ihr gemacht?«
»Nichts!«
»Wo ist sie dann?«
»Keine Ahnung, Schlampe. Runter von mir.«
Ich haute ihm richtig fest eine rein, was Striemen auf seiner Wange hinterließ. »Möchtest du es noch einmal versuchen?«, zischte ich.
»Sie ist verschwunden! Einfach so in Luft aufgelöst. Verdammt, genauso wie im Flur und dann wieder im Speisesaal. Was ist mit der Schnecke los? Diese Kraft hab ich noch nie gesehen.«
Was für ein Idiot. Darauf hätte er doch kommen müssen, wo doch sein eigener Bruder dahintersteckte. Egal, ich war froh, dass sie in Sicherheit war. »Tja, jetzt wo sie weg ist, sag mir, warum du willst, dass ich aufhöre, Mentor zu sein.«
»Ich kann nicht. Du musst es einfach. Wenn du es nicht tust, muss ich dich töten.«
»Warte. Aufhören Faustines Mentor zu sein, oder aufhören Mentor zu sein, Punkt?«
»Oh Mann, bist du schwer von Begriff. Faustine. Mir doch egal, ob du Mentor für einen anderen bist. Du musst dich komplett von ihr fernhalten.«
»Mason, das ergibt keinen Sinn. Kommt das von dir oder sprichst du für jemand anderen? Steckt Tad dahinter? Oder dein Dad?«
»Ich kann es dir nicht sagen. Alles was ich dir sagen kann ist, dass du Toast bist, wenn du dich nicht fernhältst. Ist das simpel genug, damit es dein Dämonenhirn kapiert?«
Mir platzte vor Wut der Kragen. Wohl ein bisschen größenwahnsinnig? Da saß ich, ein vollständiger Dämon auf einem mickrigen Formwandlerjungen. Ein Stich mit meinem Finger in sein Herz und er war Geschichte. Es war so einleuchtend. Warum ihn am Leben lassen, sodass er weiter versuchen konnte, sich noch einmal mit mir anzulegen? Ich hob meine Arme und starrte ihn mit vernichtendem Blick an. Dann ließ ich meinen Finger auf seine Brust hinunterkrachen.
»L iebling, aufwachen!«
Lippen streiften meinen Mund.
»Hmm…mmpf. Wieviel Uhr ist es?«
Quinn stupste mich an. »Fast schon Zeit, Faustine zu ihrem Test zu bringen. Mach die Augen auf, dösender Dämon.«
Ich holte erst einmal tief Luft und genoss die masonfreie Luft. Das hatte ich mir seit unserem Zusammenstoß an der Boone Academy angewöhnt. Ich blieb ständig in Alarmbereitschaft, weil ich mir sicher war, dass er hier früher oder später auftauchen würde.
Und das war alles Rykers Schuld. Wenn er sich nicht eingemischt hätte, wäre Mason jetzt im Formwandlerhimmel oder wo Formwandler sonst hinkamen, wenn ihnen ihr wertloses kleines Lebenslicht ausgepustet wurde.
Rykers Erklärung ergab zwar Sinn, aber es stank mir trotzdem gewaltig.
»Glaubst du im Ernst, dass ich dich ein Mitglied meiner Familie töten lasse?«, hatte er mich gefragt, sobald wir wieder in Jaggers Arbeitszimmer gelandet waren.
Ich hatte mich umgesehen, noch ganz schwindelig von dem plötzlichen Standortwechsel. Ich war in Jaggers Schoss abgeworfen worden; sein Gesicht war ein Bild von Überraschung und Entsetzen gewesen, weil man ihm unvermittelt einen Dämon zugeworfen hatte. Arme Fee.
Ich verwandelte mich augenblicklich zurück. Jagger entspannte sich, legte mir die Arme um und drückte mich an sich. Dann spürte ich, dass er wieder verkrampfte.
»Was ist los Ryker?« Jaggers Stimme klang drohend.
»Warum fragst du das deine Dämonenprinzessin nicht selbst?«, fauchte er.
»Nein, warum erzählst
du
es mir nicht, Ryker? Sofort.«
Ryker schnappte nach Luft. Die Atmosphäre war wie elektrisch geladen. Dann atmete er langsam aus. »Na schön!« Er kotzte den ganzen schiefgelaufenen Ausflug aus. Und wie er geendet hatte.
Mit jedem Wort, das Ryker über die Lippen kam, konnte ich spüren, wie Jaggers Zorn wuchs. Was zur Hölle war aus der ganzen Verschwiegenheitssache geworden?
»Verschwiegenheitssache?«, brüllte Ryker.
Upps, ich hatte vergessen, dass er meine Gedanken lesen konnte, wenn ich in Jaggers Nähe war.
Jagger platzte der Kragen. Er stand auf und trug mich zum Sofa, setzte mich darauf ab und dann stapfte er mit hinter dem Rücken geballten Fäusten durch das Zimmer. Ryker und ich hielten lieber den Mund.
»Bleibt hier!«, bellte Jagger schließlich,
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