Initiation
Himmel welche Kräfte sie hat. Ich will nicht, dass sie sich selbst verletzt, aber ich schlage vor, dass wir die Sache so lange wie möglich laufen lassen und einplanen, falls notwendig abzubrechen.«
Alles klar. Das hörte sich nach einem Plan an.
Faustine wirkte nicht sonderlich begeistert davon, den Ort zu verlegen. Ihr wurde kein Grund genannt. Ihr wurde nur gesagt, dass das andere Labor besetzt wäre, und wir deshalb ein anderes benutzen würden.
Ihr ablehnender Blick wurde ängstlich, als sie den neuen Teststandort sah. Sogar ich fühlte mich hier ein bisschen klaustrophobisch. Die Kammer war winzig verglichen mit der, an die sie gewöhnt war. Sie war kuppelartig mit einer kleinen Luke als Eingang, welche die Einheit komplett isolierte, wenn sie geschlossen wurde. Drinnen war nur ein Sessel.
»Bist du bereit, Faustine?«, fragte Henri.
»Ich glaube schon«, antwortete sie etwas unsicher. »Ich hasse kleine Räume. Vielleicht sollten wir warten und den Test nächste Woche machen, wenn das normale Labor wieder frei ist?«
»Das würde unseren Zeitplan durcheinanderbringen, Liebes«, sagte Professor Bern sanft. »Mach dir keine Sorgen, wenn du raus musst, dann tipp einfach dreimal an die Wand und wir halten den Test an und lassen dich raus. Okay?«
»Dreimal? In Ordnung, ich denke, das ist okay.« Sie folgte Henri zur Luke und zog ihre Schuhe aus, wie es auf dem Schild an der Tür stand, bevor sie in die Kammer ging.
Ich setzte mich vor den Monitor und wartete. Mein Magen war total verkrampft. Jeden Tag verbrachte ich mit Faustine, fühlte mich immer mehr mit ihr verbunden und wollte sie beschützen. Sie war noch so jung und unschuldig. Ich befürchtete, dass ihre Dämonenpersönlichkeit viel komplexer war, als sie verkraften konnte. Vielleicht war der Zustand dissoziativer Amnesie ihre Notbremse. Ich machte mir Sorgen, was passieren würde, wenn wir uns da einmischten. Trotzdem, nahm ich an, dass der Anlass hier zu sein darin lag, dass ihre Eltern nicht mehr mit ihrem jetzigen Zustand zurechtkamen. Seufz.
Ich zog meine Nachtsichtbrille an, während Henri sich hinsetzte, nachdem er Faustine isoliert hatte, und sah ihm zu, wie er den Countdown machte. Ich fragte mich, was diesmal das Hintergrundbild sein würde.
Der blaue Bildschirm flackerte und wechselte zu einer Badezimmerszene in einer sehr plüschigen luxuriösen Suite. Ich nahm an, dass wir aus dem Bad einen Blick in das Zimmer warfen. An den Handtüchern, die auf dem Handtuchwärmer hingen, erriet ich, dass es Faustines Badezimmer war. Auf den zwei weißen Frotteehandtüchern war in Pink
Faustine
aufgestickt. Das Badewasser war heiß, Dampf ließ die Spiegel über dem Doppelwaschbecken aus Marmor beschlagen. Das Badewasser war mit Schaum bedeckt.
Ich sah zur Kammer. Faustine lag in ihrem Sessel und wippte mit den Füßen. Sie lächelte und summte eine Melodie, die ich nicht erkannte. Das Video blieb einige Zeit bei dieser Einstellung, dann wurde die schwarze Form hinzugefügt: die Spinne. Sie krabbelte den Wannenrand hoch.
In der Kammer verkrampfte Faustines Körper augenblicklich. Sie sprang aus dem Sessel auf, packte etwas und warf es. Dann, sprang sie auf und ab und rannte im Zickzack durch die Kammer, wobei sie entsetzt auf den Boden starrte. Ich bemerkte, dass ihre Finger verschmolzen, und machte mich bereit. Sie fing an zu hyperventilieren. Ich wusste, sie würde sich jeden Augenblick verwandeln.
Aber stattdessen verschwand sie.
Professor Bern schaltete das Licht ein, eilte zur Kammer und fuhr mit den Fingern über die Eingangsluke. Sie zog daran – verschlossen. Außerdem wussten wir, dass sie sich nicht geöffnet hatte. Wir alle hatten unsere Augen darauf gerichtet, als Faustine verschwand.
»Faustine, zeig dich bitte.« Professor Bern sprach leise aber streng in die Sprechanlage.
Keine Antwort.
»Faustine?«, wiederholte die Professorin leicht aufgeregt.
Nachdem wir weitere fünf Minuten damit verbracht hatten, auf die Kammer zu starren, fragte Henri: »Und was jetzt?«
Professor Bern seufzte. »Faustine?«, rief sie und dann hielt sie inne. »Henri, du musst die Luke öffnen und hineingehen. Taste nach ihr. Sie hat sich eindeutig unsichtbar gemacht.«
»Was ist, wenn sie entkommt, während ich die Tür öffne? Das würde den Test ungültig– «
»Es ist mir egal, ob ich den Test ungültig mache; ich muss wissen, dass es ihr gut geht. Sie könnte unsichtbar und ohnmächtig da drin sein.«
»Soll ich in meinem Zimmer
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