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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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örtliche Telefongesellschaft auf der Baja war so aufmerksam und zuvorkommend, daß sie im Schatten eines Mesquitebaums ein Münztelefon aufgestellt hatte.
    Er hatte hinaus auf den Golf von Kalifornien gespäht und einen letzten Blick auf die Silhouette der
Alhambra
in der Ferne geworfen. Das alte Fährschiff sah aus, als läge es bis zum überkragenden Deck im Wasser, und ruhte mit leichter Schlagseite im Schlick.
    Ansonsten aber schien sie intakt zu sein.
    Außerdem hatte sie verlassen gewirkt. Nirgendwo waren Suchboote oder Hubschrauber in Sicht gewesen. Anscheinend hatten Giordino oder die US-Zollfahndung nördlich der Grenze niemanden losgeschickt. Nicht, daß es darauf angekommen wäre. Falls ein Suchtrupp über das Schiff hinweggeflogen wäre, so dachte er sich, hätte er wohl kaum an Land nach jemandem Ausschau gehalten. Also hatte er beschlossen, zu Fuß aufzubrechen.
    Er ging mit steten, gleichmäßigen Schritten, die ihn in dieser abgelegenen Gegend 7 Kilometer (4,3 Meilen) pro Stunde voranbrachten. Der Marsch erinnerte ihn daran, wie er vor zwei Jahren mit Giordino im nördlichen Mali durch die Sahara gezogen war. Um ein Haar wären sie dabei in der wasserlosen Hölle mit ihren glühenden Temperaturen ums Leben gekommen. Nur weil sie ein geheimnisumwittertes Flugzeugwrack gefunden und sich daraus einen Landsegler gebaut hatten, war es ihnen schließlich gelungen, sich zu retten.
    Verglichen mit dieser Tortur, war das hier wie ein Spaziergang im Park.
    Er war bereits zwei Stunden unterwegs, als er auf einen staubigen Trampelpfad stieß und ihm folgte. Dreißig Minuten später entdeckte er etwas abseits des Pfades einen Mann auf einem Pferd. Pitt ging auf den Mann zu und hob die Hand zum Gruß. Der Reiter schaute mit müden, von der ständigen Sonne geröteten Augen zu ihm her. Sein strenges Gesicht sah aus wie verwitterter Sandstein. Pitt musterte den Fremden, der einen Cowboyhut aus Stroh mit seitlich hochgeschlagener Krempe, ein langärmeliges Baumwollhemd, eine verblichene Drillichhose und abgewetzte Cowboystiefel trug. In den schwarzen Haaren unter dem Hut war keine einzige graue Strähne zu erkennen. Er war klein und hager und hätte sowohl fünfzig als auch siebzig Jahre alt sein können. Seine Haut war bronzebraun gebrannt und von zahllosen Falten durchzogen. Die Hände, mit denen er die Zügel hielt, waren von der jahrelangen harten Arbeit runzlig und sahen aus wie Leder. Hier hatte er es mit einem abgehärteten Kerl zu tun, stellte Pitt fest, der mit einer unfaßbaren Zähigkeit in diesem gnadenlosen Land überlebte.
    »Guten Tag«, sagte Pitt freundlich.
    Wie der Großteil seines Volkes war auch Billy zweisprachig; mit seinen Freunden und Familienangehörigen sprach er das heimische Montolan, mit Außenstehenden Spanisch. Aber er konnte auch ein paar Brocken Englisch, die er bei seinen häufigen Abstechern über die Grenze aufgeschnappt hatte, wo er sein Vieh verkaufte und sich mit allem Notwendigen eindeckte.
    »Sie wissen, daß Sie unbefugt indianisches Privatland betreten?« entgegnete er ungerührt.
    »Nein, tut mir leid. Ich bin an der Golfküste gestrandet. Ich will mich zum Highway durchschlagen. Ich brauche ein Telefon.«
    »Haben Sie Ihr Boot verloren?«
    »Ja«, räumte Pitt ein. »Das könnte man sagen.«
    »Wir haben ein Telefon in unserem Versammlungshaus. Ich bringe Sie gern hin.«
    »Ich wäre Ihnen sehr zu Dank verpflichtet.«
    Billy streckte ihm die Hand hin. »Mein Dorf ist nicht weit. Sie können hinten auf meinem Pferd reiten.«
    Pitt zögerte. Er zog mechanische Fortbewegungsmittel entschieden vor. Seiner Meinung nach waren vier Räder allemal besser als vier Hufe, und nützlich waren Pferde nur als lebendes Inventar in Westernfilmen. Aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Er ergriff Billys Hand und staunte über die Kraft des drahtigen kleinen Mannes, der Pitts 82 Kilogramm (181 Pfund) scheinbar mühelos hinter sich auf das Pferd zog.
    »Übrigens, ich heiße Dirk Pitt.«
    »Billy Yuma«, sagte der Berittene, ohne ihm die Hand zu reichen.
    Eineinhalb Stunden lang ritten sie schweigend dahin, dann stiegen sie auf eine mit Yucca bewachsene Hügelkuppe hinauf.
    Sie kletterten hinab in ein kleines Tal, durch das ein flaches Flüßchen strömte, und kamen an den Ruinen einer vor Jahrhunderten von widerspenstigen Indianern zerstörten spanischen Missionsstation vorbei. Zerbröckelnde Adobemauern und ein kleiner Friedhof waren alles, was davon übriggeblieben war.

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