Inkarnation ungesetzlich
Empfangssymbol des fremden Robotgehirns leuchtete immer noch auf unseren Bildschirmen.
Es handelte sich um ein marsianisches Kugelraumschiff auf dunklem Hintergrund.
Allisons Vorhaben war damit erledigt; aber – so überlegte ich – als Drohung war der Selbstvernichtungsfaktor durchaus geeignet. Darüber sollten eigentlich auch die Soghmoler informiert sein.
Reg G. Steamers gab mir keine Gelegenheit mehr, meine Gedanken in Worte zu fassen. Auf der Welt Noov schienen sich einige verblüffte Soghmoler bereitgefunden zu haben, dem unverhofften Ruf ihres internen Robotkommandeurs zu folgen und vor die Bildschirme zu treten.
»Aktion beginnt«, meldete Dr. Kenji Nishimura, Steamers wissenschaftlicher Regieassistent. Der Japaner trug die Samuraitracht seiner Vorfahren. Er wirkte in dieser hochtechnifizierten Umgebung wie ein Symbol aus der Vorzeit oder wie ein Mächtiger von einer fremden Welt.
Er hob die Hand. Reling, Allison und Scheuning verschwan den aus dem Erfassungsbereich der marsianischen Feldlinsenoptik. Vorerst wollten wir nur Ausschnitte bringen, später das gesamte Studio.
Wir hatten jedes Detail tausendfach berechnet und Zufälligkeiten aller Art einkalkuliert. Nun kam es auf die Soghmoler an!
Ich hätte etwas dafür gegeben, wenn ich gewußt hätte, mit welchen Gefühlen die erbsenäugigen Männer von Soghmol in diesen Augenblicken zu den Hyperdimgeräten ihres Robotrechners gingen.
Wenn BASIS-NORD teilweise zerstört war, konnte es durchaus möglich sein, daß die Anlage weniger Widerstand leistete als ZONTA. Vielleicht handelte es sich auch nur um ein untergeordnetes Gerät, das jeder Wissende einwandfrei programmieren konnte. Wir wußten es nicht. Letzten Endes kam es nicht auf das Gehirn an, sondern auf die Soghmoler. Es stand fest, daß sie mit der marsianischen Hinterlassenschaft wesentlich besser umgehen konnten als wir Menschen. Das hatte ihr Einflug in unser Sonnensystem bewiesen.
5.
Reg G. Steamers besaß genau die richtige Mentalität, um als Beauftragter eines Despoten auftreten zu können.
Wir standen im Hintergrund der Halle, aber so postiert, daß wir von der Aufnahme noch erfaßt wurden.
Ich wurde von zahlreichen Würdenträgern umgeben. Selbstverständlich achtete ich mit keinem Blick auf die beiden Soghmoler, die auf den großen Bildschirmen der Säulenschaltungen sichtbar geworden waren.
Da waren sie also wieder, die stämmigen, muskulösen Intelligenzwesen mit den Erbsenaugen unter mächtigen Stirnbuckeln.
Niemals hatte ich im Gesicht eines Soghmolers eine Gemütsregung ablesen können. Auch die stechenden Augen waren kein Spiegelbild ihrer Seelen gewesen. Sie lagen tief in den Knochenwülsten eingebettet, daß man sie kaum erkennen konnte.
Jetzt aber zeigten diese Lebewesen nicht nur Spuren der Überraschung – sie waren völlig fassungslos!
Ich versetzte mich in ihre Lage und kam zu dem Ergebnis, daß wir richtig gehandelt hatten.
Sie waren ohne jede Vorbereitung von ihrem Basisrechner zu einem Hyperdimgespräch gerufen worden. Plötzlich tauchte auf ihren Schirmen ein Unbekannter auf. Er entbot keinen Gruß, sprach kein Wort der Entschuldigung, sondern kam sofort zu einem Sachgehalt, der wie die Explosion einer Bombe wirken mußte.
In der Form waren sie sicherlich noch niemals überrascht worden.
Außerdem bemerkten sie auf ihren Bildschirmen Ausschnitte eines von Technogeräten überfüllten Saales. Das verriet ihnen, daß sie es mit Wissenden zu tun hatten. Primitive benutzten weder Hyperdimsender, noch schalteten
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