Inkarnation ungesetzlich
Gottvertrauen erstmals in den freien Raum gesteuert hatten, war sie so gut wie unerprobt gewesen. Die schiffsinternen Testflugaufzeichnungen hatten uns verraten, daß der Kreuzerneubau nur zehn Minuten lang mit einer Werftbesatzung im All gewesen war. Dabei konnten die marsianischen Ingenieure nicht sehr viel erprobt haben.
Wir donnerten nicht nur mit Lichtgeschwindigkeit durch den innersolaren Weltraum, sondern wir beschleunigten auch mit den erlaubten Höchstwerten von fünfhundert Kilometer pro Sekunde im Quadrat.
Wissen Sie, wie hoch die Mündungsgeschwindigkeit eines langrohrigen Schiffsgeschützes schweren Kalibers ist? Eine weitreichende Kanone liegt bei eintausendzweihundert Meter pro Sekunde, also 1,2 Kilometer/sec! Wir dagegen beschleunigten einen Riesenkörper mit 504 km/sec und das hoch zwei, denn es handelte sich ja nicht um einen einzigen Abschußimpuls, sondern um einen ständig bleibenden Wert!
Wenn Lobral, Kenonewe oder Petronko auf die rotleuchtenden Kontaktplatten der Notimpulsgeber drückten, raste die SAGHON mit der vierhundertzwanzigfachen Geschwindigkeit los, wie sie eine schnelle Schiffsgranate der Vergangenheit für einen Sekundenbruchteil entwickelt hatte; nämlich nur beim Abschuß und gemessen an der Rohrmündung.
Ohne die totale Absorption der dabei entstehenden, physikalisch begründeten Beharrungskräfte wären nicht nur wir Menschlein zerstäubt worden, sondern sogar die aus einer unendlich widerstandsfähigen Stahllegierung bestehenden Verbände und Inneneinrichtungen des Kreuzers.
Intelligenzen, die solche Urgewalten beherrschten, mußten auch die Sekundäreffekte beachten, oder die Maschinen nützten ihnen nichts!
Unsere Ringwulsttriebwerke, acht Titanen einer vollendeten Nukleartechnik, spien ihren Impulsstrom durch energetische Umlenkfelder der bisherigen Flugrichtung entgegen. Selbstverständlich hatten die Marsianer keine Doppeltriebwerke eingebaut, von denen die einen den Vortrieb und die anderen den Bremsfaktor zu erzeugen gehabt hätten.
Solche »Kleinigkeiten« hatte man auf dem Mars viel gekonnter gelöst. Man lenkte den schubstarken Impulsstrahl einfach um! Wie das erreicht wurde, war eine Frage für sich. Wir hatten nichts als Theorien.
Die Kommandozentrale des Kreuzers war auch anders gestaltet als die des wesentlich älteren Typschiffes, das ich anläßlich der soghmolischen Landung auf dem Mond kennengelernt hatte.
Es gab einen Kommandeursessel genau im Mittelpunkt der runden Zentrale. Er stand erhöht und wurde von einer dreiviertelrunden Schalteinheit mit geneigten Flächen umgeben.
Über allem lag ein durchsichtiger Energieschirm. Wenn ich nicht von Zeit zu Zeit einen Kontakt berührte, schloß er sich und riegelte mich völlig von der Außenwelt ab.
Vor mir, jedoch etwas tiefer, waren die drei großen Schalteinheiten der Piloten angeordnet. Unter ihnen befand sich der Kommandant des Schiffes. Er nahm den mittlersten Sitz ein. Sein hufeisenförmiges Pult war besonders groß. Notfalls konnte er von dort aus alle wichtigen Schaltungen vornehmen. Wesentlich vorteilhafter aber war es, wenn die SAGHON von den drei Kosmonauten gleichzeitig geflogen wurde.
Meine Sonderschaltungen hatten dagegen einen hohen Überlagerungswert. Ich konnte von meinem Sitz aus alles blockieren. Natürlich konnte ich auch alle Vorgänge einleiten. In diesem Fal le sprangen gesonderte Positronikrechner ein.
Es hatte Wochen gedauert, bis wir uns in dem technischen Wirrwarr zurechtgefunden hatten. Ohne die Hilfe der Barstruler wäre es
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