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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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habe schon viel von Ihnen gehört.« Doch sie wirkte nicht gerade entzückt.
Endlich gelang es ihnen, das Mädchen zu ihren Freunden zu schaffen, die sie wie jemanden
empfingen, der von den Toten auferstanden war. »Und laß die Füße von fremden Pantoffeln«, warnte
Luna sie zum Abschied.
Auf Mortis' Rücken ritten sie nach Kilvarough zurück, den Himmel entlang galoppierend, der
Dämmerung entgegen.
»Was für ein Rendezvous!« wiederholte Luna und gab Zane einen Abschiedskuß. »Sollen wir es ab
jetzt Liebe nennen?«
»Ist es das?« fragte er, ehrlich verunsichert. Das, was er für Luna empfand, ging wesentlich
tiefer als alles, was er jemals für eine andere Frau empfunden hatte, aber es war nicht so
intensiv.
Sie legte die Stirn in Falten. »Nein, noch nicht.« Sie lächelte, etwas traurig. »Vielleicht
bleibt uns ja noch genug Zeit.«
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9. Kapitel
Bürokratie
    Zane machte sich daran, seine aufgelaufene Arbeitslast zu vermindern. Inzwischen wurde er
immer kompetenter und konnte jede beliebige Seele innerhalb der von der Todesuhr vorgeschriebenen
Zeit ausfindig machen. Dennoch merkte er, daß ihn sein Amt auch zunehmend nachdenklicher machte.
Der Tod war nicht die Endkatastrophe des Lebens, sondern ein notwendiger Teil von ihm, der
Übergang in das Leben danach.
Die Tragödie bestand nicht darin, zu sterben, sondern vielmehr in der Vorzeitigkeit des Sterbens,
bevor ein Leben sein natürliches Ende gefunden hatte. Allzu viele Menschen führten ihr eigenes
Ende durch selbstmörderisches Verhalten herbei, etwa indem sie starke, bewußtseinsbeeinflussende
Drogen einnahmen oder sich mit schwarzer Magie beschäftigten. Doch er selbst war ja nicht minder
töricht gewesen.
In gewissem Sinne, so erkannte er, hatte er erst zu leben begonnen, als er aus dem Leben
geschieden war. Er war wiedergeboren worden - im Tod.
Nun, da er sich immer stärker in das Amt des Todes einarbeitete, begann er auch daran zu glauben,
daß er seine Arbeit richtig und zuverlässig ausüben konnte. Worauf es ankam, das war weniger das
Können als vielmehr die Absicht.
Wahrscheinlich hätte sein Vorgänger bessere Arbeit leisten können - doch er hatte sich nicht die
Mühe gegeben. Zane besaß weniger Kompetenz, verfügte dafür aber auch über den starken Willen, es
richtig zu machen. Er brauchte keine Erscheinung, kein Gespenst zu sein. Er konnte versuchen,
jedem Menschen den notwendigen Übergang ins jenseitige Leben so sanft wie möglich zu gestalten.
Warum sollte man sich davor fürchten? Natürlich befand er sich immer noch in seiner
Einarbeitungsphase. Wenn die herrschenden Mächte nicht mit seiner Arbeit zufrieden sein sollten,
würde seine Böse-Bilanz darunter leiden, und er würde zur Hölle verdammt werden, wenn er sein Amt
einmal niederlegte. Doch soweit er wußte, konnte ihn keine andere Macht seines Amtes
entheben.
Nicht, solange er Vorsicht walten ließ. Wenn er also bereit war, seine Seele der Verdammnis
anheimzugeben, so konnte er in alle Ewigkeit damit fortfahren, indem er die Arbeit nämlich
richtig erledigte.
»Ja, das war es! Verdammte Ewigkeit!« fluchte er. »Ich weiß, was richtig ist, und das werde ich
auch tun. Wenn Gott mich verdammen oder Satan mich segnen sollte, dann habe ich eben Pech gehabt,
aber ich muß eben einfach auf mein eigenes ehrliches Urteil vertrauen.« Plötzlich fühlte er sich
schon viel besser; seine Selbstzweifel waren weitgehend verflogen.
Sein gegenwärtiger Klient hielt sich unter der Erdoberfläche auf, in der Nähe von Nashville, der
ländlichen Musikhauptstadt. Das stellte für Mortis kein Problem dar, der mit Zane auf dem Rücken
einfach den Boden durchstieß. Zane erblickte die Sandschichten, Geröll und verschiedene
Felsarten, bis er einen schrägen Schacht erreichte, der durch eine Kohlenmine führte, und
schließlich die Höhle erreichte, wo zwei Grubenarbeiter von einem kürzlich stattgefundenen
Einsturz gefangengehalten wurden. Für sie bestand keine Hoffnung mehr: Die Luft war knapp, und
die Rettungsmannschaften würden Tage brauchen, um den Schacht von Geröll zu befreien.
Es war völlig dunkel, doch Zane konnte gut genug sehen.
Anscheinend war ihm durch sein Amt auch die magische Sehfähigkeit verliehen worden, damit ihn
bloße Finsternis nicht im Wahrnehmen seiner Aufgabe behindern konnte.
Die Männer lagen gegen eine Mauer aus Geröll gelehnt, sie gingen mit ihren Kräften und der
Atemluft so sparsam wie möglich um. Sie wußten, daß es

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