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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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mehr so stark zögern, Ihre Pflicht zu erfüllen.«
»Ins Fegefeuer? Daran habe ich zwar auch schon gedacht, aber ich weiß nicht, wo das ist. Chronos
meinte zwar, ich könnte auf meinem Pferd dorthin reiten, aber irgendwie...«
Sie zeigte: »Dort drüben.«
Zanes Blick folgte ihrem Finger. Dort, jenseits des Felds, stand ein moderner Gebäudekomplex, der
ein wenig wie eine Universität aussah. »Das ist das Fegefeuer?«
»Was haben Sie denn erwartet? Ein mittelalterliches Verlies, das von einem Drachen bewacht
wird?«
»Hm... ja. Ich meine, die Vorstellung vom Fegefeuer...«
»Wir befinden uns im zwanzigsten Jahrhundert, dem goldenen Zeitalter der Magie und der
Wissenschaft. Das Fegefeuer geht ebenso mit der Zeit, wie der Himmel und die Hölle es tun.«
So hatte Zane das noch gar nicht gesehen. »Ich soll einfach dort hingehen und meinen Seelensack
ausleeren?«
»Die Seelen, die Sie bisher nicht selbst klassifizieren konnten«, antwortete sie.
Zane wurde mißtrauisch. Es war etwas Unheimliches an der Art, wie die Norne Dinge zu formulieren
pflegte. »Was passiert denn da mit den Seelen?«
»Sie werden richtig sortiert. Sie werden schon sehen. Gehen Sie nur.«
Zane überlegte. »Zuerst will ich mal sehen, was ich auch so herausbekommen kann.«
»Tun Sie das.« Die Norne schrumpfte wieder zu der Spinne zusammen, die daraufhin an ihrem Faden
emporkletterte und im dichten Laubwerk des Baumes verschwand.
Er bearbeitete eine Weile die Seelen. Es gelang ihm, alle zu klassifizieren bis auf zwei: den
Säugling und den Magier. Die Kleinkindseele war so einheitlich grau, daß keine Bestimmung möglich
war; die des Magiers dagegen war auf solch komplizierte Weise von Gut und Böse durchwoben, daß
sie sogar für die Steine ein völlig undurchdringliches Labyrinth darstellte.
Er schritt zum Fegefeuerhauptgebäude.
Es war eine Konstruktion aus rotem Ziegel, deren Mauern mit grünen Schlingpflanzen bewachsen
waren.
Die große Vordertür war unbewacht. Zane trat ein. Im Inneren saß eine hübsche Empfangsdame an
einem Schreibtisch. »Ja?« fragte sie, auf genau die gleiche Art, wie dies derlei Dekorationen
auch auf der Erde zu hin pflegten.
»Ich bin der Tod«, sagte er ein bißchen verlegen.
»Aber gewiß doch. Folgen Sie der schwarzen Linie.«
Zane erblickte die auf den Boden gemalte schwarze Linie. Er folgte ihr durch einen Gang um einige
Ecken, bis er in ein modernes wissenschaftliches Labor geriet. Es waren keine Menschen zu sehen,
ebensowenig Teufel oder Engel.
Anscheinend ging man davon aus, daß er wußte, was er als nächstes zu tun hatte. Genaugenommen war
er etwas verschnupft über die kühle Reaktion der Empfangsdame, die so wirkte, als sei der Tod
eine reine Routinesache. Na, vielleicht war der Tod das hier ja auch.
Zane blickte sich um und entdeckte ein Computerterminal. Er suchte nach einem Firmenschild, doch
es gab keins. Dies war eine universale Maschine, was ja vielleicht auch durchaus angemessen
war.
Sie besaß eine Standard-Schreibmaschinentastatur und einige Sonderfunktionstasten. Er drückte auf
EIN, und der Schirm leuchtete auf.
SEIEN SIE GEGRUESST, TOD zeigte der Schirm in hellgrünen Buchstaben auf fahlem Hintergrund. WAS
KOENNEN WIR FUER SIE TUN?
Zane konnte zwar nicht besonders gut Schreibmaschine schreiben, aber es genügte.
ICH MUSS ZWEI SEELEN KLASSIFIZIEREN, tippte er und sah, wie die Worte unter der Computeranfrage
in roter Schrift aufleuchteten.
Die Maschine reagierte nicht. Nach einer Weile fiel ihm ein, daß er ihr eine Frage stellen oder
einen Befehl würde erteilen müssen, wenn sie reagieren sollte.
WAS SOLL ICH MIT IHNEN TUN? fügte er hinzu.
LEGEN SIE JEDE IN EINES DER GERAETE, erwiderte die Maschine.
Zane sah sich wieder um. Er erblickte eine Reihe von Geräten. Er wollte aufstehen. Da ertönte ein
Summer und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Computer.
SCHALTEN SIE MICH AB, WENN SIE MICH NICHT BRAUCHEN, lautete die Nachricht auf dem Schirm.
Oh.
Zane griff schon nach dem AUS-Schalter, doch dann bremste er sich. WARUM? tippte er.
ES IST NICHT NETT, STROM ZU VERSCHWENDEN.
Zane tippte weiter. NEIN. ICH MEINE, WARUM HAST DU KEINEN SCHALTKREIS, UM DICH SELBST
ABZUSCHALTEN, WENN DER ANWENDER WEGGEHT? DAS WAERE DOCH NARRENSICHER.
HABEN SIE SCHON MAL VERSUCHT, GEGEN EINE BUEROKRATIE EINEN GUTEN VORSCHLAG DURCHZUSETZEN?
Die Schrift wurde rötlich, wie in rechtschaffenem Zorn.
Zane lächelte und drückte den AUS-Schalter, worauf der Schirm erlosch. Er hegte den

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