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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ihn los«, murmelte Luna, und die Klaue auf Zanes Schulter lockerte ihren Griff. Das war auch
ganz gut so, denn er war zunehmend schmerzhafter geworden.
»Danke«, sagte Zane. »Es muß ja nicht unbedingt heute sein. Ich bin lediglich gekommen, als es
für mich bequem war. Leider habe ich überhaupt nicht darüber nachgedacht, ob es dir eigentlich
paßt. Ich habe deine Trauer völlig vergessen.«
»Heute ist schon in Ordnung«, erwiderte sie etwas knapp.
»Ich merke, daß es mir keine Freude macht, jetzt allein zu sein. Ich will mich nur erst umziehen
und den trauerhemmenden Stein nehmen...«
»Nein, bitte nicht!« unterbrach er sie. »Ich ziehe es vor, dich genau so kennenzulernen, wie du
bist. Es ist richtig, zu trauern. Ich bin überzeugt, daß dein Vater es billigt. Künstliche
Beseitigung eines natürlichen Gefühls... nein, das will ich nicht.«
Sie musterte ihn, den Kopf leicht schräg gelegt.
»Du willst also nicht beeindruckt werden?«
»Du beeindruckst mich schon so, wie du bist. Menschlich.«
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, und ihre Schönheit erwachte wieder zum Leben. »Ich glaube,
du meinst es ernst, und das schmeichelt mir. Das ist fast so gut wie ein Zauber. Wonach steht dir
der Sinn, Zane?«
»Nur danach, dem Wunsch deines Vaters zu entsprechen. Mit dir zu sprechen, dich kennenzulernen.
Er hat ausdrücklich darauf bestanden, im Fegefeuer, als...«
»Im Fegefeuer?«
»Er erstellt dort seine Seelenbilanz. Es wird eine sehr mühselige Arbeit werden.«
Sie zuckte die Schultern.
»Mühselige Arbeiten liegen ihm. Er leidet keinen Schmerz?«
»Keinen.«
»Dann kann ich ihn für eine Weile ruhen lassen. Was wolltest du gerade sagen?«
»Nur, daß ich lediglich gekommen bin, um mich mit dir zu unterhalten. Es... ich glaube nicht, daß
es weitergeht als bis dahin.«
»Warum nicht?« fragte sie stirnrunzelnd.
»Oh, es liegt nicht etwa daran, daß du unattraktiv wärst. Das hast du mir schon einmal gezeigt!
Es ist... ich weiß nicht...«
»Attraktiv«, murmelte sie finster. Diesmal fühlte sie sich offensichtlich keineswegs
geschmeichelt. »Du redest natürlich von meinem Körper und nicht von meinem Geist oder meiner
Seele.«
»Ja«, erwiderte er und kam sich unbeholfen vor. »Ich kenne deinen Geist nicht, obwohl ich genau
weiß, daß ein Großteil des Bösen in deiner Seele nicht wirklich von dir stammt. Doch ich sagte ja
schon, daß es nicht darum geht. Ich weiß, daß du dich so schön machen kannst, wie du nur willst.
Aber selbst wenn du häßlich wärst, du bist... du bist ein Jemand, und ich bin ein Niemand, also...«
Sie lachte. »Das sagt der Tod zu mir?«
»Der Tod ist lediglich ein Amt. Ich bin nur der Mann, der zufällig in dieses Amt hineingestolpert
ist. Ich glaube zwar nicht, daß ich es verdient habe, aber ich versuche, es richtig auszuüben.
Vielleicht werde ich mit der Zeit mal ein guter Tod, anstatt Fehler zu begehen.«
»Fehler?« fragte sie. »Setz dich, Zane.« Sie nahm seinen Arm, führte ihn zur Couch und setzte
sich schräg neben ihn, so daß ihr rechtes Knie sein linkes berührte. »Wie läuft es?«
»Von solchen Sachen willst du doch gar nicht wirklich hören«, brummte er widerwillig, obwohl er
tatsächlich darüber reden wollte.
»Hör mir zu, Zane«, mahnte sie ihn ernst. »Mein Vater hat dich für dieses Amt ausgesucht. Für
dich mag es ja vielleicht bloß ein Mißgeschick gewesen sein, aber...«
»Oh, ich wollte keineswegs deinen Vater kritisieren! Ich meinte...«
»Er hat geglaubt, daß du die richtige Person dafür bist. Ich weiß zwar nicht genau, warum, aber
ich vertraue auf sein Urteil. Du mußt irgendeine Qualität an dir haben, die dich für diese
Position am besten geeignet macht. Also ziehe deine Befähigung für das Amt nicht in
Zweifel.«
»Dein Vater hat mich als Tod auserkoren - und für dich«, erwiderte Zane. »In beiden
Entscheidungen sehe ich keine Weisheit.«
Sie nahm ihr Netz ab und begann, ihr üppiges braunes Haar zu richten. »Ich auch nicht«, gab sie
lächelnd zu. »Was ganz einfach bedeutet, daß ich noch manches entdecken muß. Mein Vater handelt
immer, immer vernünftig, und er hat mich noch nie in irgendeiner Weise schlecht behandelt. Er ist
ein großer Mann! Also werde ich versuchen, den Sinn seines Wollens herauszubekommen. Zeig du mir
etwas von deinem Geist, dann offenbare ich dir etwas von meinem. Vielleicht begreifen wir dann
schließlich beide, weshalb mein Vater wollte, daß wir uns miteinander

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