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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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mit sich
herumschleppten. Er bog in die entsprechende Straße ein und parkte das Fahrzeug in dem
engbegrenzten Schatten einer mittelgroßen Föhre. Ihm fiel auf, daß auf dem Wagen des
Hausbesitzers ein Behinderten-Aufkleber zu sehen war.
Zane trat in das Haus und bahnte sich einen Weg zum Badezimmer. Dort fand er einen jungen,
halbwegs muskulösen Mann, der gerade ein Bad nahm. Er sah sehr entspannt aus.
Der Mann reagierte nicht auf Zanes Aussehen und schien auch keine Probleme zu haben, dennoch wies
der Pfeil des Steins ihn eindeutig als einen Klienten aus. »Hallo«, sagte Zane, unsicher, wie er
nun vorgehen sollte.
Der Mann hob träge den Blick. »Bitte gehen Sie«, sagte er, und seine Stimme klang milde.
»Zuerst muß ich meinen Job erledigen«, sagte Zane.
»Job? Vielleicht tragen Sie ja Uniform und glauben, daß ich Sie erkennen kann. Aber ich kann Sie
nicht sehen, denn ich bin blind.«
Oh. Das erklärte den Behinderten-Aufkleber. Doch von bloßer Blindheit allein würde dieser Mann
nicht sterben, es sei denn, daß irgendein schlimmer Unfall nahte. »Ich glaube, Sie können mich
schon sehen, wenn Sie es nur versuchen«, erwiderte Zane.
»Sind Sie ein Gesundbeter? Gehen Sie weg. Ich bin Atheist und habe mit Ihresgleichen nichts zu
schaffen.«
Ein Atheist! Ein Mensch, der weder an Gott noch an Satan glaubte, und auch nicht an die ihnen
verwandten Mächte.
Wieso war der Tod zu einem Ungläubigen gerufen worden?
Darauf gab es zwei mögliche Antworten. Erstens war es möglich, daß dieser Mann doch nicht so
zynisch war, wie er vorgab, und daß er in Wirklichkeit, vielleicht auch nur unbewußt, an die
Ewigkeit glaubte. Oder es lag mal wieder ein Fehler vor, und die herrschenden Mächte hatten nicht
erkannt, daß dieser Klient gar keine besondere Aufmerksamkeit benötigte.
Aber nun war Zane schon einmal hier, und er mußte die Sache durchspielen, egal wie sie ausgehen
mochte. Er musterte das Wasser im Bad und sah, daß es von einer dunklen Wolke verfärbt war. »Sie
begehen gerade Selbstmord«, bemerkte er.
»Ja, und ich muß Sie bitten, nicht einzugreifen. Meine Eltern sind für zwei Tage verreist, also
werden sie nichts davon erfahren, bis die Sache vorüber ist. Ich habe die Schlagadern an meinen
Fußknöcheln durchschnitten und blute mich jetzt angenehm in diesem heißen Wasser zu Tode. Das
Freundlichste, das Sie mir antun können, ist, der Natur ihren Lauf zu lassen.«
»Dafür bin ich hier«, erwiderte Zane. »Ich bin der Tod.«
Der Mann lachte und wurde etwas lebhafter, als seine Aufmerksamkeit dergestalt erregt wurde.
»Eine tatsächliche, physische Personifikation des Todes? Sie sind ja verrückt!«
»Glauben Sie nicht an den Tod?«
»Natürlich glaube ich an den Tod, an den allgemeinen Tod. Den werde ich ja gleich erfahren. Aber
mit Sicherheit glaube ich nicht an eine Spukgestalt mit Totenkopf und gekreuzten Knochen und
einer Sense.«
»Möchten Sie vielleicht einmal meine Hand und mein Gesicht betasten?« fragte Zane.
»Sie bestehen auf diesem Unsinn? Also gut, solange es noch geht, will ich Sie mal
anfassen.«
Der Mann hob einen Arm aus dem Wasser, es kostete ihn sichtlich einige Anstrengung, und streckte
ihn Zane entgegen.
Zane nahm die Hand in seine eigene, neugierig, wie der Mann sie wahrnehmen würde. Er wurde nicht
enttäuscht.
»Es stimmt!« rief der Mann. »Ein Skelett!«
»Nur ein Handschuh«, erklärte Zane, der ihn nicht täuschen wollte. »Und mein Gesicht besteht aus
einer Totenschädelmaske, die mit Magie hergestellt wurde. Dennoch bin ich der Tod, und ich bin
gekommen, um ihre Seele zu holen.«
Der Mann betastete Zanes Gesicht. »Eine Maske? Die ist aber äußerst echt! Das ist doch wirklich
ein Totenschädel!«
Zane war sich vorher unschlüssig gewesen, ob seine Totenschädelmaske fühlbar war, und nicht nur
sichtbar. Nun wußte er es. »Ich bin ein lebender Mensch, der dieses Amt wahrnimmt. Ich trage ein
Kostüm und verfüge über die nötigen Kräfte, doch ich bin lebendig, ein Mensch von Fleisch und
Blut.«
Wieder nahm der Klient seine Hand. »Ja, jetzt kann ich das Fleisch spüren, ganz schwach, etwa so,
wie wenn ich meinen eigenen Fuß spüre, wenn der eingeschlafen ist. Seltsam! Vielleicht glaube ich
doch an Sie, oder zumindest an Ihr Amt. Aber an eine Seele glaube ich nicht, also ist Ihre Mühe
vergebens.«
»Was glauben Sie denn, was nach Ihrem Tod passieren wird?« wollte Zane wissen. Es interessierte
ihn wirklich.
Dieser Mann schien ein schlauer

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