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Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3

Titel: Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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groß,
und Norton wollte sich dieser Herausforderung nicht offen stellen müssen. Er mußte dem Dämon
ausweichen!
Rückwärts kam das Ding die Straße entlang, wobei es von Seite zu Seite spähte. Bald würde es
Norton entdecken und - da kam von der entgegengesetzten Seite noch einer! Sie hatten ihn in die
Enge getrieben.
Norton sprang auf und drehte an dem altmodischen runden Türknopf der Tür hinter ihm. Die Tür
öffnete sich, die Bewohner schienen sich keine Sorgen über mögliche Eindringlinge aus dieser
Richtung zu machen.
Die Tür führte direkt in eine Küche. Dort saß eine Frau vor einem kleinen Imbiß. Es war eine
Hausfrau in den Dreißigern, unansehnlich in ihren Lockenwicklern und ihrem Morgenmantel. Sie
bemerkte Norton nicht, was auch nicht weiter verwunderlich war, denn sie war gründlich abgelenkt:
Sie verzehrte ihren Imbiß nämlich rückwärts, und das machte ihr offensichtlich zu schaffen,
wiewohl sie nichts dagegen unternehmen konnte.
Der Kaffee war nicht so schlimm. Sie führte ihn an den Mund und schrägte die Tasse, und das
Zurückströmen der Flüssigkeit war kaum zu bemerken. Ihr Hals machte umgekehrte Schluckbewegungen.
Dann setzte sie die Tasse ab, in der sich mehr Kaffee als vorher befand, und musterte sie
entsetzt.
Als nächstes legte sie die Finger an die Lippen und spie einige Krumen aus. Dann öffnete sie den
Mund weit und gab einen Bissen Torte von sich. Dem folgten immer weitere Portionen, bis
schließlich das gesamte Tortenstück vor ihr stand. Mit seltsamem Entsetzen starrte sie es an.
»?ad hci eut saW« fragte sie laut.
»Das ist schon in Ordnung«, erwiderte Norton, der hinter sich die Tür schloß, damit die Dämonen
ihn nicht erspähten. »Die Zeit läuft jetzt rückwärts.«
Erschrocken musterte sie ihn. »?eiS dnis reW« verlangte sie zu wissen und zog dabei an ihrem
Morgenmantel, worauf ihr Busen freigelegt wurde.
Eigentlich hatte sie vorgehabt, sich selbst zu bedecken.
»Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Norton. »Ich verstecke mich vor...« Doch als er stockte,
erkannte er zugleich, daß seine Worte ihr als Kauderwelsch erscheinen müßten, so wie es umgekehrt
ja auch der Fall war.
Die Frau kletterte von ihrem Stuhl und wäre beinahe gefallen, wiederum wegen ihrer umgekehrten
Reaktionen. Norton eilte hinüber, um sie zu stützen, doch das beunruhigte sie sogar noch mehr.
»!na thcin hcim eiS nessaF« rief sie, wobei sie gegen die Wand prallte. Ein Teller erhob sich vom
Boden, wo er offensichtlich zerschmettert worden war, und drängte sich zurück in das überfüllte
Regal zu seinen Gefährten.
Er mußte sie beruhigen! Norton entdeckte einen Notizblock auf dem Tisch wie auch einen
Bleistift.
Vielleicht hatte sie vorgehabt, ihre Einkaufsliste zu schreiben. Ich bin ein Freund, schrieb er.
Sie starrte das Papier an. Er wußte, was ihr Problem war: In einer normalen Zeitfolge wäre seine
Beruhigung vor ihrem Schrecken gekommen, der ihn dazu brachte, sie aufzuschreiben, und dieser
Effekt von Ursachenach-Wirkung fiel ihr schwer zu akzeptieren. Doch sie lebte nun rückwärts, so
daß sein Tun ihre Wirklichkeit veränderte. Sie erinnerte sich an das, was in der unmittelbaren
Zukunft geschehen war. Es war wohl das Beste, sie von dem darin lauernden Paradox abzulenken. Ich verstecke mich vor Dämonen, schrieb er auf das Blatt.
»nenomäD« wiederholte sie zweifelnd.
»nenomäD« wiederholte er, ihre Aussprache imitierend.
Es war beachtlich, wie fremdartig gewöhnliche menschliche Sprache klingen konnte, wenn man sie
rückwärts hörte! Und dann auf Papier: Ich bin verzaubert worden. Ich spreche
rückwärts. »hO« sagte sie, und ihre Miene erhellte sich verständnisvoll. ».sträwkcüR«
»sträwkcüR« stimmte er zu. Er schrieb: Die ganze Welt läuft rückwärts. Sie nickte
zustimmend und blickte dabei nervös auf den unverzehrten Kaffee und Kuchen. Vielleicht hatte sie
geglaubt, sich übergeben zu haben. Nun wußte sie, daß es sich lediglich um eine andere
Wirklichkeit handelte.
»?muraW« fragte sie.
Wie sollte er ihr das erklären und beweisen, da er doch dafür den Effekt hätte umkehren müssen -
und das kam nicht in Frage! Die Peinlichkeit, eine Antwort geben zu müssen, blieb ihm erspart,
weil nun eine weitere Person eintraf. Rückwärts kam ein Mann in die Küche, eine Bierflasche am
Mund. Es war offensichtlich der Ehemann der Frau, denn sie reagierte nur gelangweilt.
Er trug eine schlabbrige Hose und ein Unterhemd, sein Haar war

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