Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
uarF enie... nnaM niE«
Nun war Norton an der Reihe zu erröten. Ob das möglich wäre, wenn der eine Partner in die eine
Richtung lebte und der andere ihm entgegengesetzt....?
Sie war eine hübsche Frau, und wenn er sie auch erst kurz kannte, mochte er sie und wußte ihre
Hilfe wirklich zu schätzen. Auch er fragte sich, wie die Sexualität wohl unter solchen Umständen
sein würde...
Plötzlich geriet die Zeit ins Schwanken, der Sand in der Uhr strömte auf- und abwärts. Aglehs
Unterstützung hatte ihn fast eine Stunde bei der Stange gehalten, doch dieser neue Gedanke lenkte
ihn ab.
»... laM seredna niE« sagte Agleh. Sie hatte das Problem erkannt.
»Ein anderes Mal«, stimmte Norton reumütig zu. Er war enttäuscht, doch der Zeitstrom festigte
sich wieder.
Sie wich ein Stück von ihm zurück, trat dann aber wieder auf ihn zu. Er breitete die Arme aus und
konzentrierte sich auf die Sanduhr, damit die Zeit nicht ins Schwanken geriet. Mit einer halben
Drehung schmiegte sie sich an ihn und hob langsam das Gesicht.
Langsam küßten sie einander, und es war eine angenehme Erfahrung wie jeder andere Kuß. In diesem
Punkt waren sie aufeinander eingestimmt.
Die Zeit schwankte. Er konzentrierte sich darauf, den Strom wieder umzudrehen. Dann hob er den
Kopf und sah ihr einen Augenblick ins Gesicht, bevor er sie losließ. Sie öffnete die Augen und
trat von ihm zurück.
»?nebegeg neuarF eredna hcua nebeL menied ni es taH« fragte sie.
»Ja, es gab auch andere Frauen«, bestätigte er. »Aber die Frau, die ich liebte... sie ist
gestorben.«
»nebrotseG« wiederholte sie.
»Ich glaube, sie war wie... du.«
».eknaD«
»Ich...«, fing er an, doch er zögerte. Schließlich erklärte er es ihr schriftlich; Daß er nicht
nur rückwärts lebte, sondern nicht einmal von dieser Epoche war; daß seine normale Existenz acht
Jahre später in der Zukunft lag; daß er irgendwann wieder in seine eigene Zeit zurückkehren
würde, daß er dies jedoch mit einem Sprung machen mußte, um sich nicht erneut zu verdoppeln. Ihre
jetzige Begegnung war also alles, was jemals zwischen ihnen sein würde oder sein könnte.
Wenn er sie in seinem normalen Zeitablauf träfe, würden sie beide in entgegengesetzten Richtungen
leben. Es gab, im wahrsten Sinne des Wortes, keine Zukunft für sie beide.
Doch, fragte sie wachsam, was war dann mit seinem vorhergehenden Leben, bevor er das Amt des
Chronos übernahm?
Norton überlegte. Vor acht Jahren war er in seinem ursprünglichen Leben dreißig Jahre alt
gewesen, in einer der langweiligeren Perioden seines Berufs.
Schließlich hatte er die prosaische Existenz gänzlich aufgegeben, um durch die Parks zu wandern
und sich sein Essen mit dem Erzählen von Geschichten zu verdienen. Doch angenommen, er wäre
damals einer solchen Frau begegnet? Hätte dies nicht verhindert, daß er Orlene kennengelernt
hätte?
Und somit auch, daß er ihren Tod verursachte?
»Hier ist meine Adresse aus jener Zeit«, sagte er abrupt und schrieb sie auf. Wenn sich eine
derartige Begegnung als Paradox erweisen sollte, würde sie einfach nicht stattfinden; darüber
brauchte er sich keine Sorgen zu machen. »Aber zu diesem Zeitpunkt bin ich jünger und weiß auch
noch nichts über meine Zukunft als Chronos. Vielleicht wäre es besser, mir auch nichts davon zu
erzählen.«
»ehetsrev hcI« stimmte sie zu.
Plötzlich wurde ihm klar, daß es völlig fruchtlos war, mit einer normalen Frau eine dauerhafte
Beziehung anzustreben. Schon bei Orlene war er an dieses Hindernis gestoßen, und nun erkannte er,
daß dies kein besonderer Fall gewesen war; eine rückwärts gewandte Existenz verhinderte jede
engere Beziehung mit normalen Menschen. Dies war der Preis, den er für sein Amt zahlte. Clotho
hatte davon gewußt und ihm statt dessen eine alternative Erfüllung beschert. Clotho verstand das
Problem der Inkarnationen, die menschlich waren und doch zugleich auch unmenschlich. Da sie
selbst eine Inkarnation war, konnte Clotho damit zurechtkommen. Doch Agleh...
»nebierhcs feirB nenie rid edrew hcI« sagte sie.
»Ja, einen Brief«, willigte er überrascht ein.
»?nekcihcs nhi hci llos nihoW«
»Wohin?« Norton überlegte. »An Chronos nehme ich an, im Fegefeuer.« Ob die Post auch das
Fegefeuer belieferte? Er glaubte, sich daran erinnern zu können, daß Thanatos dies im Laufe ihres
Gesprächs erwähnt hätte. Er schrieb für sie die Adresse auf: CHRONOS; C/O FEGEFEUER.
»Aber ich weiß nicht, ob der Brief mich
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