Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
Frage: »?reih ud tsnhoW«
Sie blickte ihn an, und ihre Stirn furchte sich angesichts seiner seltsamen Aussprache und
Betonung. ».rehcuseB red senie srueffuahC senie rethcoT eid nib hcI .nieN«
Das war Norton ein wenig zu lang, deshalb lächelte er nur. Er wollte von ihr fort und hinein ins
Haus. »nnad siB« sagte er und bewegte sich beiläufig davon.
»!hcsimok tsib uD« sagte sie.
Norton schritt durch den Garten, es war ein Nachteil, daß er mit ihm nicht vertraut war. Er
stolperte gegen die Stütze eines eingetopften Baums. Nun, jetzt war er wenigstens allein. Er
drehte sich um und schritt vorwärts.
Über ihm aus einer Alkove in der Mauer des Anwesens trat plötzlich ein Mann. ».sonorhC«
Norton erstarrte. Dieser Mann kannte ihn! »Wer...?«
Der Mann lächelte nur. Dann sah Norton seine Augen.
Sie waren wie glasige Linsen, hinter denen matte rote Lichter schimmerten. Dämonenaugen!
Er war von einem Dämon erwischt worden, der ihm in menschlicher Gestalt aufgelauert hatte. Nun,
in der unmittelbaren Umgebung von Chronos konnte der Dämon ein wenig nach eigener Art
vorgehen.
»!nethcinreV« sagte er und griff nach Norton.
Das war Warnung genug. Norton hüllte sich mit seinem Umhang ein. Die Hände des Menschdämons
alterten und wurden schwach, als sie den Umhang berührten.
Hastig riß er sie zurück und fluchte rückwärts.
».ollaH«
Beide Männer drehten sich um. Es war das kleine Mädchen. Sie war Norton gefolgt, vielleicht hatte
sie der seltsame Mann neugierig gemacht.
Der Dämon sprang auf sie zu. Das Mädchen kreischte auf, als er nach ihm packte. »!netöT« schrie
der Dämon. Er zückte ein Messer und richtete die Spitze auf das Gesicht des Kindes, während er
das Mädchen zugleich mit der anderen Hand am Haar packte.
Norton wußte, daß es ihm nicht gelingen würde, dem Dämon die Waffe abzunehmen, bevor er das
Mädchen erstach. Sie war eine Geisel - und der Dämon würde nicht zögern, sie umzubringen. Wahre
Dämonen waren kleine Inkarnationen des Bösen, die nur der größeren Inkarnation selbst
dienten.
»Was willst du?« fragte Norton.
»reih hcon hcafnie bielB« sagte der Dämon.
Hierbleiben, bis es zu spät war... oder zu früh... bis entweder die Dämonen die Pille verändert
oder die Sanduhr endgültig ihren Geist aufgegeben hatte. So oder so wäre der Sieg dann Satans.
Das durfte er nicht zulassen.
Doch wenn er handelte, würde das Kind sterben. Auch das konnte er nicht geschehen lassen.
Die Zeit geriet ins Schwanken - und er hatte eine Idee.
Er konzentrierte sich, genauer gesagt: er entspannte sich, und ließ die Zeit vorwärts
strömen.
Der Dämon steckte das Messer weg und ließ das Mädchen gehen, doch diesmal packte Norton ihn, mit
ausgebreiteter weißer Robe, und hielt ihn fest.
Der Dämon kreischte. »Du bringst meinen Körper um!«
Tatsächlich begann der Körper zu altern. Die Haut wurde runzlig, die Kleidung verrottete und fiel
ab.
Wenige Augenblicke später brach der verschrumpelte Leib zusammen. Er war an Altersschwäche
gestorben.
Norton ließ ihn fallen. Das Mädchen starrte ihn entsetzt an. »Du hast ihn ausgetrocknet!« rief
es.
»Das mußte ich. Er wollte dir wehtun.«
»He... du redest ja gar nicht mehr so komisch!«
Norton konzentrierte sich und kehrte den Zeitstrom um.
Es war, als würde er nach einer ungenügenden Ruhepause eine gewaltige Last wieder aufnehmen
müssen.
»!hcsimok os rhem thcin rag aj tseder ud,eH« rief das Mädchen.
Norton nahm sie am Arm und führte sie fort. Er wußte, daß sich der Dämon nicht wieder erholen
würde - nur daß diese Hinrichtung durch die wiederaufgenommene Zeitumkehr rückgängig gemacht
werden würde.
Deshalb war es das Beste, ihm aus dem Weg zu gehen.
Irgend etwas störte Norton. Es war der letzte Schrei des Dämons: »Du bringst meinen Körper
um!«
Eigentlich konnte ein Dämon auf der Erde keine körperliche Gestalt annehmen. Dies geschah nur in
ganz besonderen Fällen. Dieser hier hatte Substanz besessen, weil er sich eines lebenden Wesens
bemächtigt hatte.
Das bedeutete, daß die Dämonen hier physisch aktiv werden konnten. Sie konnten ihm, Norton, zwar
keinen Schaden zufügen - anderen Menschen jedoch sehr wohl. Das machte Norton angreifbar, denn
sie konnten Geiseln nehmen und ihn damit erpressen.
Das war zuviel für ihn allein. Er hatte einen Dämon erledigt - oder ihn zumindest zurück zur
Hölle geschickt -, doch dieses Risiko konnte er nicht noch einmal eingehen. Er hatte das Mädchen
gerettet,
Weitere Kostenlose Bücher