Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
und
empfindsamen Frau so geschmeichelt gefühlt, daß er ihr nicht widersprochen hatte. Zwei Jahre lang
waren sie zusammengewesen, bevor seine Wanderlust und ihr Beruf als Krankenschwester schließlich
zu einer Trennung im gegenseitigen Einvernehmen geführt hatten. Sie war seine liebste Freundin
gewesen, vor Orlene, und selbst jetzt noch, nach diesen sechs Jahren, empfand er eine tiefe
Zuneigung für sie.
Merkwürdig, daß er nicht vorher an sie gedacht hatte; daß er sie nicht erkannt hatte, als er ihr
als Chronos begegnet war! Offensichtlich hatte sie sich später an ihn erinnert, ohne etwas davon
zu erzählen.
Merkwürdig? Nein, überhaupt nicht merkwürdig! Er hatte sie in seiner ersten Existenz nicht
gekannt; erst als Chronos war sie Teil seiner Erfahrung geworden.
Seine Vergangenheit war geändert worden; ohne Paradoxien.
Es lag Ironie darin, daß er diese wunderbare Erfahrung ihrer Gesellschaft nur in der Erinnerung
besaß und nicht in Wirklichkeit. Sie jedoch hatte es wirklich erlebt und sein Geheimnis gewahrt.
Er war ihr noch etwas schuldig. Er würde ihr ein wirklich schönes Geschenk schicken. Pfeifend
trat er ins Haus.
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12. Die Suche
»Sie haben Besuch, Sir«, informierte ihn der Butler.
»Im Augenblick bin ich für Besucher nicht zu sprechen«, sagte Norton. »Ich habe gerade eine sehr
anstrengende Sitzung hinter mir; die Sanduhr und ich müssen uns ausruhen.«
»Sir, er läßt sich nicht abweisen. Er ist sehr zornig.«
Norton hielt inne. »Satan? Das überrascht mich nicht. Also gut, dann werde ich ihm eben selbst
sagen, er soll zur Hölle gehen.«
Der Fürst des Bösen kochte förmlich vor Wut. Eine Schwade Schwefeldampf umhüllte ihn, und er
zeigte seine Hörner. »Sie haben sich in die Arbeit meiner Dämonen eingemischt!« Er schnarrte beim
Sprechen und offenbarte dabei eine kleine Feuerzunge.
»Nein, Sie haben sich in meine Angelegenheiten eingemischt«, erwiderte Norton knapp. »Und nun
verlassen Sie gefälligst mein Haus; ich kann Sie hier nicht gebrauchen.«
»Sie bringen mir mein ganzes Programm durcheinander!«
»Gut für mich! Ich liebe es nicht, getäuscht oder für üble Zwecke mißbraucht zu werden.«
»Ich verlange Genugtuung!« sage Satan, und seine Augen fackelten förmlich, als er einen seiner
roten Handschuhe auszog. Jetzt sah er alles andere als gütig und aufgeräumt aus!
Doch Norton hatte genug. »Fahren Sie zur Hölle!«
Feuer qualmte aus Satans Ohren. Er zeigte Norton die Faust und zerknüllte seinen Handschuh.
Norton hüllte sich in seinen weißen Umhang. »Los, schlagen Sie mich doch«, lud er den Gegner
ein.
»Nein«, fauchte Satan, an seinen sich ausdehnenden Hauern vorbei. Er war außer sich vor Wut, aber
kein Narr; er kannte die Schutzmechanismen der Zeit. Statt dessen schleuderte er seinen Handschuh
Norton direkt ins Gesicht. »Sie werden gehen - und zwar ohne Wiederkehr!«
Norton duckte sich vor dem heranfliegenden Handschuh. Der jedoch verpuffte in Rauch, und dieser
Rauch umhüllte ihn. Plötzlich konnte er nichts mehr sehen. Er trat zur Seite, um der Rauchsäule
zu entgehen.
Nun fand er sich auf einem grünen Planeten wieder und erblickte ein Raumschiff des Glob. Er war
wieder im Antimateriecluster!
»Verdammt, wie macht er das bloß?« wollte Norton wissen. »Ich habe schließlich nicht darum
gebeten, wieder hierher zu kommen!«
Druck, Druck, Druck.
Norton brummte. »Na ja, wenigstens habe ich dich bei mir, Sning! Weißt du, wie ich möglichst
schnell wieder nach Hause komme?«
Druck, Druck, Druck.
»Du bist dir nicht sicher? Aber ich dachte, Satan könnte nichts ohne meine Einwilligung
tun.«
Druck.
»Aber ich habe in diese Sache nicht eingewilligt!«
Druck, Druck.
Das ließ ihn innehalten. Stimmte Sning ihm nun zu oder nicht? »Du meinst, ich hätte eingewilligt,
unausgesprochen?«
Druck.
»Diesmal irrst du dich aber, Sning! Was sollte mich hier schon interessieren?«
Da erspähte er eine Gestalt in der Luft. Er blinzelte und entdeckte ein geflügeltes Einhorn, das
eine wunderschöne junge Frau trug. Excelsia auf dem Alicorn kam auf ihn zu, und beide sahen
überaus prächtig aus.
Druck.
Norton seufzte. »Also doch ein Treffer deinerseits, Sning«, gestand er beschämt. Excelsia war
eine wunderschöne junge Frau, mit der er zudem eine beständige Beziehung haben konnte, da ihr
Zeitfluß mit dem seinen übereinstimmte. Das zog ihn in der Tat an!
»Dies muß die Laterna-Magica-Wolke sein, und nicht der Kugelcluster - aber hier läßt
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