Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
geschützt.«
»Ein Gäm war gerade im Begriff, mich aufzufressen!«
»Gäm?«
»Ein Glubschäugiges Monster, tun Sie nicht so, als wüßten Sie nicht, was das ist! Ich kann von
Glück sagen, daß ich dort mit intakten Füßen herausgekommen bin!«
»Ach, so eine Art Gäm. Ich kann Ihnen versichern, daß Sie nicht in wirkliche Gefahr geraten
wären. Das Schlimmste, was Ihnen hätte passieren können, wäre eine vorzeitige Beendigung Ihres
Besuchs gewesen. Wäre die Situation dort unausweichlich bedrohlich geworden, so wären Sie hierher
zurückgekehrt. Ich dachte, das hätten Sie gewußt.«
»Das erzählt er mir jetzt«, brummte Norton. Doch er mußte zugeben, daß es in der Tat ein
aufregendes Abenteuer und ein gründlicher Tapetenwechsel gewesen war. »Sie haben auch noch andere
Besuchsgebiete zur Verfügung?«
Satan machte eine weit ausholende Geste. »Ein ganzes Universum, mein Herr! Sehr viele davon
gehören zum Typ CT, stehen also im Einklang mit Ihrer Natur und sind für Sie vollkommen sicher.
Manche sind wissenschaftlich, manche phantastisch und manche von gemischter Art wie unsere
gegenwärtige Welt. Es gibt einiges an hübschem Material in den Magische-Laternen-Wolken. Im
Gegenzug verlange ich lediglich diesen winzigen Gefallen von Ihnen.«
Norton traute den Motiven des Vaters der Lügen nicht, doch das Angebot reizte ihn. Welche
Möglichkeiten des Abenteuers! Keine Probleme mit der umgekehrten Zeit!
Alle nur erdenklichen Völker und Kulturen und Planeten konnte er erforschen! Wenn er zurückkehren
sollte, könnte er seine Macht als Chronos vielleicht dazu nutzen, den Planeten der Gäms vor der
Vernichtung durch Bat Durstens Bombe zu bewahren. Das Wenigste, was er tun konnte, war, Satans
Bitte anzuhören.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir diesen Gefallen ein wenig zu erläutern?«
»Aber nicht doch, kein Problem«, meinte Satan forsch.
»Ich möchte einem Mann vor zwanzig Jahren einen Gefallen tun. Im Nachhinein betrachtet weiß ich,
daß er eine einzige Entscheidung getroffen hat, die sein ganzes späteres Leben beeinflussen
sollte. Er traf die falsche Entscheidung, und sie führte zu seinem vorzeitigen Dahinscheiden.
Hätte er die richtige getroffen, so hätte ihm dies die Liebe beschert und das Leben und
Zusammensein mit einer schönen und reichen Erbin, dazu eine phänomenale Gesundheit. Deshalb
möchte ich nun meinen Unterlassungsfehler korrigieren und einen Diener zurückschicken, der dem
Mann zur richtigen Wahl raten soll.«
»Warum sollten Sie, der Fürst des Bösen, es darauf abgesehen haben, einem sterblichen Menschen
etwas Gutes anzutun?« fragte Norton mißtrauisch.
Satan grinste entwaffnend. »Auch ich habe meine Favoriten, Chronos. Ich versuche, jene zu
belohnen, die mir helfen, und wenn ich zufrieden bin, bin ich auch großzügig. Im Tod hat mich
dieser Mann angenehm beeindruckt und mir gute Dienste geleistet; nun möchte ich ihn dadurch
belohnen, daß ich ihm rückwirkend das Einzige gewähre, von dem er glaubt, es sei ihm auf alle
Zeit verwehrt - nämlich ein wunderbares Leben. Höchstwahrscheinlich wird er hinterher in den
Himmel gelangen, so daß ich ihn verlieren werde - doch wie schon gesagt, ich bin großzügig und
pflege meine Versprechen zu halten.«
Norton war skeptisch, sah aber keinen Sinn darin, sich mit dem Vater der Lüge auf ein
Streitgespräch einzulassen. »Geben Sie mir eine Raumzeit-Adresse.«
»Aber gern!« Satan beschwor eine Schriftrolle herbei, auf der in säuberlicher Blutschrift eine
Orts- und eine Zeitangabe festgehalten waren.
»Kilvarough«, las Norton, »im Steinladen.« Er hob den Blick. »Wie heißt denn der Mann?«
Satan kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. »Habe ich den Namen nicht mit aufgeschrieben? Wie
töricht von mir! Er ist mir gerade entfallen - ich habe zahllose Klienten, müssen Sie wissen -,
aber ich werde meine Diener beauftragen, ihn nachzuschlagen, bevor wir uns wieder treffen. Sie
werden sich natürlich vorher an Ort und Stelle Klarheit über die Situation verschaffen wollen,
bevor Sie etwas unternehmen, und mit dieser Information werden Sie das Geschäft schon
finden.«
»Ja«, pflichtete Norton ihm bei. »Verstehen Sie mich recht, Satan - ich verspreche Ihnen nichts.
Wenn mir die Sache nicht gefällt, nehme ich Ihren Diener nicht mit.«
»Selbstverständlich, selbstverständlich. Ich bin nicht so dumm zu glauben, ich könnte eine Person
von Ihrem Scharfsinn in die Irre fuhren. Doch bevor ich den
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