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Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3

Titel: Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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nicht.«
»Aber wir werden es finden!«
Norton seufzte. Die Böse Zauberin hatte Jahre zur Verfügung gehabt, um das Wort zu finden, und
war daran gescheitert. Wie wollten sie da in der kurzen Zeit Erfolg haben?
»Ich schätze, wir werden einfach raten müssen«, meinte er. »Wir stellen uns draußen vor das
Gehege und rufen solange Wörter, bis wir das Richtige gefunden haben.«
»Warum hat die Böse Zauberin das nicht auch getan?« fragte der Elf.
»Sie ist nicht darauf gekommen«, meinte Excelsia begierig.
Norton bezweifelte das. Die Böse Zauberin war ihm sehr gerissen und skrupellos vorgekommen. Gewiß
hatte sie das Alicorn reiten wollen, sonst hätte sie das Tier nicht gefangengehalten. Damit wäre
ihre Macht größer geworden. Und doch war sie gescheitert.
Gab es wirklich ein magisches Wort? Oder war das nur ein Mythos?
Er blickte Excelsia an und wußte sofort, daß er sie nicht verunsichern konnte. Also würden sie es
versuchen müssen.
Sie reihten sich auf und riefen willkürlich Wörter.
»Tapferkeit!« rief der Elf kühn. »Schönheit!« sprach Excelsia hübsch. »Ungewißheit...«, brummte
Norton zweifelnd.
Die beiden anderen warfen ihm scharfe Blicke zu.
Sie versuchten es mit einer weiteren Runde. »Mut!« rief der Elf. »Bescheidenheit«, murmelte
Excelsia. »Zeit«, sagte Norton.
Wieder blickten die beiden ihn an. »Nun«, sagte er peinlich berührt, »es kann irgendein Wort
sein. Vielleicht hat die Zauberin es nur mit gewöhnlichen Wörtern versucht. Woher sollen wir das
wissen? Vielleicht stimmte Zeit ja.«
Tatsächlich blieb es im Inneren des Geheges still. »Wir stehen vor dem Risiko, es zu zähmen, ohne
es zu merken«, meinte der Elf. »Wir müssen die Sache überprüfen.«
»Wir wissen ja, wie«, pflichtete Norton ihm bei. Er nahm sich den Hut und hielt ihn über den
Palisadenrand.
Nichts geschah. »Kann das sein?« fragte Excelsia, und ihre Augen leuchteten und ihr Busen hob
sich hoffnungsvoll.
Norton war nicht sicher. »Versuchen wir es noch mit etwas anderem.« Er blickte um sich und zog
schließlich sein Hemd aus, das er um die Schwertklinge wickelte.
Dann hielt er es hoch und schwenkte es, um ihm ein lebendiges Aussehen zu verleihen.
Es wurde vom Horn durchbohrt.
»Dieses Höllenwesen hat versucht uns reinzulegen!« sagte der Elf empört.
»Und es war zu raffiniert, um zweimal auf dieselbe List hereinzufallen«, stimmte Norton zu. »Wir
stehen hier vor einem echten Problem.«
Sogar die Damseil war ernüchtert. »Wir müssen näher an ihn heran«, beschloß sie. »Damit wir seine
Reaktion auf unsere Wörter beobachten können.«
Ein guter Vorschlag, aber unpraktisch. Sie konnten das Alicorn nicht beobachten, ohne in sein
Gehege einzutreten, und das wäre der reinste Selbstmord gewesen.
»Warum durchbricht das Vieh nicht die Mauer?« fragte der Elf gereizt. »Die Möglichkeiten dazu hat
es ja wohl.«
Eine ausgezeichnete Frage. »Wenn das Alicorn ein Ziel oberhalb der Palisade durchbohren konnte,
konnte es die Palisade gewiß auch direkt mit seinem Horn angreifen.«
Doch Excelsia wußte darauf die Antwort. »Natürlich ist er festgebunden, damit er nicht
davonfliegen kann.«
»Wozu dann überhaupt ein Gehege?« fragte der Elf. Er schien einen ausgeprägten Sinn fürs
Praktische zu haben.
Excelsia legte den Kopf schräg und zuckte die Schultern.
Diesmal war es Norton, der antwortete. »Um den Drachen abzuhalten. Die Böse Zauberin wollte wohl
nicht, daß diese beiden Kreaturen sich gegenseitig bekämpften. Und solange das Alicorn
festgebunden ist, ist es dem Drachen gegenüber im Nachteil und läuft Gefahr, aufgefressen zu
werden. Deshalb schlägt es auch keine Löcher in den Zaun und trampelt ihn nicht nieder. Und der
Drache war zu dumm, um zu erkennen, daß er selbst die Palisaden hätte einrennen oder
verbrennen können.«
Der Elf nickte. »Dann können wir den Zaun auch abreißen.«
Gesagt, getan. Norton hackte ein Stück aus dem Zaun heraus und wich beiseite, als es mit Getöse
nach außen fiel. Endlich war der Blick aufs Innere des Geheges frei.
Dort stand das Alicorn - eine prächtige Kreatur.
Seine Schultern waren etwa fünfzehn Handbreit hoch, mit zwei gewaltigen weißen Schwingen, und auf
der Stirn schimmerte ein langes schwarzes Horn. Der Rest war von poliertem Rot in der Tönung des
Feuers. Der Hengst leuchtete nur so, und seine Augen starrten sie mit beunruhigender Wachsamkeit
an. Ein dummes Tier?
Höchst wahrscheinlich!
Tatsächlich war es festgebunden.

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