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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Niobe ihr bei.
Dann fing Clotho sich wieder. Sie biß dem Samurai in die Lippe. Schließlich erinnerte sie sich
wieder an ihre Kräfte, warf einen Faden aus und glitt an ihm davon.
Plötzlich hielt der Mann nichts mehr in den Armen, denn wenn die Schicksalsgöttin sich am Faden
bewegte, war sie nicht feststofflich. Erstaunt blickte er sich um.
Da war Clotho, zehn Fuß von ihm entfernt. Samurai wollte wieder auf sie zustürzen und sie
entglitt ihm auf die andere Seite. Die Schüler gafften. Als er sich erneut umdrehte und auf sie
zurannte, glitt sie ihm entgegen, duckte sich und materialisierte sich an seinen Beinen, so daß
er über sie stolperte. Dann glitt sie noch einen Fuß weiter, durchdrang ihn, materialisierte sich
wieder und trat ihm ins Gesäß.
Samurai vollführte eine Vorwärtsrolle und kam wieder geschmeidig auf die Beine. »Magie!« rief er.
»Mein Schwert!« Der Mann mit dem braunen Gurt eilte hinaus, um schon einen Augenblick später mit
einem Katana in einer Scheide zu erscheinen. Samurai nahm das Schwert entgegen und zog die
glitzernde Klinge hervor. »Ich weiß, wie man mit einer Hexe umgehen muß!«
Hau ab, Mädchen! dachte Atropos zu Clotho.
Diesmal hörte das Mädchen sie. Sie schwang sich an einem Faden aus dem Gebäude.
Dann hielt sie mitten in der Luft inne. »Aber so habe ich meinen Auftrag nicht erfüllt!« rief
sie.
»Willkommen in der Wirklichkeit, Mädchen!« brummte Atropos und benutzte nun den gemeinsamen Mund,
da sie wieder allein waren. »Wenn dieser Mann vorher Satans Werk nicht vollführen wollte, so wird
er es jetzt bestimmt mit Kußhand tun!«
»Aber was soll ich tun? Durch mich hat er sein Gesicht verloren!«
»Was?«
»Seine Ehre. Ich habe ihn öffentlich blamiert, habe sein Ansehen befleckt.«
»Du meinst, jetzt läßt er nicht mehr vernünftig mit sich reden?« fragte Atropos trocken.
»Er ist kein schlechter Mann, nur arrogant! Ich hätte ihn nicht demütigen dürfen!«
»Hat er dich nicht eine Hure genannt?« fragte Atropos, und Niobe erkannte, daß die weise, alte
Frau die närrische junge zum Nachdenken bringen wollte.
»Er dachte, ich wäre eine Geisha. Das ist... ich bin sicher, daß es nicht als Beleidigung gemeint
war. Das ist ein ehrbarer Beruf.«
»Eine Gesellschaftsdame«, warf Niobe ein. »Eine Begleiterin.«
»Nun, dann gehst du eben zurück und entschuldigst dich, Mädchen!« fauchte Atropos, und es klang
sehr ähnlich wie am Vortag, als sie mit dem schwarzen Mädchen gesprochen hatte.
»So einfach ist das nicht«, erwiderte Clotho, hin und her gerissen.
»Ich bin eine emanzipierte Frau. Ich halte nichts von...«
»Möchtest du ihm lieber sagen, er soll zur Hölle fahren?« verlangte Atropos zu wissen.
»Nein! Wenn es um den Verlust der Ehre geht... das wollte ich nicht!«
»Du wolltest keine voreiligen Schlüsse ziehen und ihn in bestem Gossenjapanisch beschimpfen?«
fragte Atropos.
»Ich... ich... die alten Sitten... mein ganzes Leben habe ich dagegen gekämpft...«
»Mädchen, glaubst du, deine neuen Sitten sehen besser aus?«
»Nein«, flüsterte Clotho. »Ich... ich habe zu empfindlich reagiert.«
»Nun, dann sollten wir wohl besser zurückkehren und versuchen, alles zu erklären«, sagte Niobe,
»sonst müssen wir nämlich seinen Faden abschneiden.«
»Nein!« rief Clotho entsetzt.
»So emanzipiert ist sie nun auch wieder nicht«, meinte Atropos.
»Nun, er ist ja auch durchaus ein beachtenswerter Mann«, versetzte Niobe.
»Ein beachtenswerter Mann«, wiederholte Clotho reumütig.
»Hör zu, Mädchen, du gehst jetzt dorthin zurück«, wies Atropos Clotho an, »aber dieses Mal hörst
du auf uns.
Wir werden dir helfen, so, wie du mir bei den Hausaufgaben geholfen hast. Kann ja nicht jede von
uns alles wissen. Irgendwie verschaffen wir diesem Mann schon wieder seine Ehre.«
Clotho lachte, es war ein wenig hysterisch. »Das wird nicht funktionieren! So funktioniert das
nicht!«
»Versuchen wir es trotzdem«, meinte Atropos. »Er ist ein Mann, und du bist eine gutaussehende
junge Frau. Er wird schon zuhören. Was haben wir schon zu verlieren?«
Clotho zuckte resigniert mit den Schultern, dann glitt sie an dem Faden zurück.
Das Training hatte wieder begonnen, doch sobald Clotho sich materialisierte, stieß der Mann mit
dem braunen Gurt einen Schrei aus. Sie schritt an ihm vorbei, hinaus in den Gang, der zum Büro
führte. Dort war Samurai damit beschäftigt, sein Gesicht abzuwaschen. Als er Clotho im Spiegel
erblickte, erstarrte er.

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