Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3
Entschuldige dich, befahl Atropos. »Ich... ich bin gekommen, um
mich zu entschuldigen«, sagte Clotho. Samurai drehte sich um. »Das läßt sich nur mit Blut
sühnen«, sagte er grimmig. »Ich... das kann ich Ihnen nicht geben.«
»Wer sind Sie?« Clotho zögerte. Ich glaube nicht, daß es sonderlich klug wäre, ihm unser wahres
Wesen zu offenbaren, dachte Niobe. Das könnte wie eine Drohung aussehen.
»Ich... ich bin ein übernatürliches Wesen«, sagte Clotho.
»Deshalb könnte ich auch nicht...«
»Eine Hexe!« rief er. »Nein. Eine Frau. Aber nicht... nicht wie die anderen.« Fast hätte er
gelächelt. »Nicht wie die anderen«, pflichtete er ihr bei.
»Samurai, wie kann ich die Sache wieder bereinigen?« fragte Clotho. »Ich wollte Sie nicht... Sie
haben mich zornig gemacht.«
»Weil ich glaubte, daß Sie eine Geisha sind?«
»Wir leben hier in Amerika! Hier sind die Frauen frei und unabhängig, keine Spielzeuge der
Männer!« Er nickte. »Ich hatte Sie für eine Japanerin gehalten.« Die Bemerkung schmerzte sie.
»Ich bin auch Japanerin, aber eine emanzipierte. Ich... ich habe meine Familie verlassen,
weil ich... nicht den mittelalterlichen Sitten folgen wollte.«
»Diese Sitten sind gute Sitten«, meinte er. »Nehmen Sie meine Entschuldigung an?«
»Nein. Nur Blut kann diese Demütigung reinwaschen.« Flehend spreizte sie die Hände. »Samurai, ich
bin unsterblich. Ich kann Ihnen kein Blut geben. Aber wenn wir uns nicht einigen, werde ich das
Ihre nehmen müssen.«
Er befingerte seine Nase. »Das haben Sie bereits getan.«
»Ihr ganzes!« erläuterte sie.
»Dann nehmen Sie es doch!«« rief er. »Bringen Sie Ihren Kämpfer, damit er meinem Katana begegnet! Dann wird die Schuld beglichen.« Nimm es an! dachte Niobe. »Aber...«
»Heute!« sagte er. »Hier in meinem Dojo. Vor meinen Schülern, wo ich auch beleidigt wurde.« Geh darauf ein, wiederholte Niobe drängend. »Also gut«, sagte Clotho schwach. »Heute...
heute nachmittag.« Samurai wirkte überrascht. »Sie nehmen an?« Und jetzt erzähl ihm, was wir
vorhaben, dachte Niobe. »Ja, ich werde... meinen Kämpfer hierherbringen. Um gegen Sie zu
kämpfen... darf ich Ihnen jetzt mitteilen, warum ich gekommen bin?« Samurai neigte den Kopf. »Sie
faszinieren mich, Frau.«
»Es wird jemand kommen, um Ihnen etwas anzubieten, im Gegenzug für einen Dienst...«
»Das hat er bereits getan.« Clotho hielt inne. Wir nähern uns der Ziellinie, dachte Niobe.
»Sie dürfen es nicht tun«, sagte Clotho. »Warum nicht?«
»Es ist Satan, der dieses Geschäft vorschlägt. Er will eine Bombe bei den Vereinten Nationen
hochgehen lassen...«
»Was kümmern mich die Vereinten Nationen?«
»Wenn... wenn das geschieht, wird es zwischen den Nationen zu Unstimmigkeiten kommen, vielleicht
sogar zu Krieg...«
»Was ist denn am Krieg auszusetzen?« Verblüfft starrte Clotho ihn an. Er ist ein Kampfkünstler,
dachte Niobe. Ein Krieger. Er liebt den Kampf. Frage ihn, ob er möchte, daß seine Seele in die
Hölle kommt, schlug Atropos vor.
»Wenn Sie dies tun, wenn Sie Satan dienen, dann wird Ihre Seele ihm gehören.«
»Woher wollen Sie das wissen?« versetzte Samurai.
»Ich... weiß es eben.«
»Warum sollte ich Ihnen glauben?«
Vielleicht ist es besser, wenn du es ihm doch sagst, dachte Atropos, und Niobe pflichtete
ihr bei.
»Weil ich das Schicksal bin«, sagte Clotho.
»Nun beleidigen Sie auch noch meine Intelligenz!«
»Welchen Beweis verlangen Sie?«
»Gar keinen Beweis, Frau! Ich lasse mich nicht verhöhnen!«
Frage ihn, was Satan ihm geboten hat, dachte Niobe.
»Was hat Satan Ihnen angeboten, um das Paket dort abzuliefern?«
»Sie können sich gar nicht vorstellen, wie wertvoll...« Er brach ab. »Es war nicht Satan.«
»Einer seiner Agenten. Es spielt keine Rolle, wer Sie aufgesucht haben sollte. Auf jeden Fall ist
es Satans Angebot.«
Samurai überlegte. »Er hat mir das Geheimnis des Todesfingers angeboten.«
»Des was?«
»Danach suche ich schon seit Jahren. Ein Schlag, der so leicht ist, daß man ihn mit einem
einfachen Finger führen kann, der aber binnen einer Stunde den Tod auslöst. Er sorgt dafür, daß
es zu Störungen im Nervensystem kommt, bis der Körper zusammenbricht.«
»Sie wollen jemanden mit einem einzigen Finger töten?«
»Nein. Ich möchte es lediglich können.«
»Und dafür haben Sie eingewilligt, bei den Vereinten Nationen eine Bombe zu legen?«
»Nein. Nur, ein Paket dorthin zu bringen. Und außerdem habe ich noch nicht
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