Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3
Erfahrungs- und Wissensschatz!«
»Aber sind Sie Satan dafür nicht etwas schuldig?«
»Er hat nichts dafür verlangt. Es ist ein Geschenk, ohne jeden Haken.«
»Aber die Last des Bösen, die nun auf Ihrer Seele ruht...«
»Ein Geschenk, das aus freien Stücken angeboten wird, anzunehmen, ist nicht böse, sofern ich
keine politischen Gegenleistungen dafür erbringe. Und das werde ich nicht tun, ich werde aus der
Politik aussteigen.«
Sie war erstaunt. Wenn die Senatoren nicht im Amt blieben, wie sollten sie dann in zwanzig Jahren
Satans Geheiß folgen? Das ergab einfach keinen Sinn!
Wenigstens hatte sie den Dämon vernichtet. Jetzt würde es keine Bestechungen durch
wiederhergestellte Jugend mehr geben. Sie ließ einen Faden ausfahren und glitt daran zum
Fegefeuer.
Während sie zu Hause die Lebensfäden erneut überprüften, berieten sie sich. Als sie das
veränderte Muster erst einmal durchschaut hatten, hellte sich die Situation auf. Die Senatoren
waren indirekt bestochen worden, indem man ihnen umsonst gab, wonach sie am meisten gestrebt
hatten. Um dieses Geschenk zu genießen, mußten sie ihre Ämter aufgeben. Das bedeutete, daß andere
für sie nachrücken würden, um die Legislaturperiode zu Ende zu führen und diese Kandidaten wurden
mit Sicherheit von Satan beherrscht; die neuen Senatoren würden alle jung und kompetent sein und
nicht das leiseste Indiz dafür geben, wem sie die wahre Treue geschworen hatten - bis zu jenem
Tag in etwa zwanzig Jahren, wenn Satan es von ihnen verlangte, um Lunas Position zu bekämpfen und
Satan den Endsieg zu ermöglichen. Ein sehr langfristiger Plan doch schien er Erfolg zu
versprechen. Bei einer Abstimmung, die so knapp verlaufen würde wie jene, auf die Satans Plan
abzielte, konnten vier manipulierte Stimmen schon mehr als genug sein. Nein, fünf sogar, wenn man
den Senator mitzählte, der hier soeben ausgeschaltet worden war.
Doch die Fäden lagen noch nicht an ihrem Platz, denn man hatte die Nachfolgekandidaten noch nicht
bestimmt. Dieser Vorgang würde einige Tage dauern. Aber so sorgfältig Niobe das Gewebe auch
absuchte, sie fand keine Möglichkeit, um diesen Schachzug zu durchkreuzen. Satan hatte sein Spiel
gemacht und konnte es mühelos gegen alle Anstrengungen verteidigen, die sie unternehmen mochte.
Die fünf alten Senatoren waren bereits bestochen worden, um ihre Sessel zu räumen, und diese
Bestechung ließ sich nicht wieder rückgängig machen. Denn die Jugend gehörte ihnen bereits.
»Es muß doch eine andere Möglichkeit geben!« rief Niobe. »Wir können die Welt nicht einfach
tatenlos Satan überlassen, selbst wenn es noch zwanzig Jahre bis zu seiner Machtergreifung dauern
sollte.«
Sie beriet sich hastig mit den anderen Inkarnationen, doch von denen wußte keine eine Antwort.
Schließlich begab sie sich zu jener Person, die am meisten vom ganzen betroffen war: zu ihrer
Enkelin Luna. Luna nahm es gefaßt hin. Trotz ihrer falschen Haarfarbe war sie nun eine wahrhaft
schöne Frau.
»Mein Vater hat mir gesagt, daß etwas Derartiges passieren könnte«, sagte sie. »Er hat mir eine
Botschaft für diesen Fall hinterlassen.«
»Mein Sohn hat das vorhergesehen?« fragte Niobe überrascht.
»Er war ein äußerst fähiger Magier«, erinnerte Luna sie. »Vielleicht der beste seiner Generation
und er hat die letzten dreißig Jahre seines Lebens damit verbracht, vor allem diesem Problem
nachzuforschen. Er hat sich oft bei mir dafür entschuldigt, daß er mich vernachlässigt habe, doch
das stimmte gar nicht. Wir standen einander sehr nahe.«
So wie Niobe und ihr Sohn es nicht getan hatten. Doch das lag lang zurück. »Wie lautet die
Nachricht?«
Luna holte einen kleinen blauen Topas hervor, einen hübschen, aber nicht wirklich wertvollen
Stein. Sie stellte ihn auf ein kleines Regal vor einer weißen Leinwand und schaltete ein
besonderes Licht ein. Der Schein begann zu fluoreszieren und strahlte ein Muster aus blauen
Schatten auf die Leinwand.
»Das ist die magische Spannung der Topasmoleküle«, erklärte Luna. »Ich muß lediglich den
richtigen Winkel finden und den Stein korrekt ausrichten, die meisten Facetten sind wertlos, aber
die richtige gibt die Nachricht preis. Der Magier hat das so eingerichtet, damit niemand vor der
Zeit aus Versehen die Nachricht lesen kann. Denn das würde Satan aufmerksam machen, mußt du
verstehen.« Sie drehte den Stein, und das Muster auf der Leinwand veränderte sich.
Nach einem erneuten Drehen
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