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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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immer noch nicht. Schließlich war sie kein muskulöser Mann, sondern nur eine Frau
mit schwachem Fleisch.
Sie seufzte zum dritten Mal. Dann holte sie einen weiteren Faden hervor und warf ihn auf die
Öffnung zu.
Ihr Körper folgte ihm. Nun befand sie sich am Rande eines sechseckigen Tunnels. Der führte scharf
in die Tiefe und sie verlor den Halt. Sie merkte, wie sie hinunter glitt. Sie versuchte, die
Beine zu spreizen und sich mit den Füßen an den Seiten abzustemmen, doch ohne Erfolg. Wenn sie
nicht einen weiteren Faden verlieren wollte, würde sie unaufhaltsam dem Ende dieses Tunnels
entgegengleiten wo immer er auch hinführen mochte. Niobe entschied sich, die Rutschpartie zu
riskieren.
Sie glitt in einen neuen Teil des Labyrinths.
Sie landete in einer Kammer mit durchsichtigen Wänden, und hinter diesen Wänden befanden sich
Dämonen in schrecklicher Gestalt. Aus der Kammer führten fünf Ausgänge doch jeder wurde von einem
Ungeheuer bewacht. Wie sollte sie da hindurchkommen?
Offensichtlich war wenigstens eines der Ungeheuer eine Illusion, so daß sie an ihm vorüberkommen
konnte, ohne »getötet« zu werden. Denn es mußte einen richtigen Ausgang geben, doch an einem
echten Ungeheuer konnte sie nicht vorbei.
Sie schritt auf den tigerköpfigen Mann am nächstgelegenen Ausgang zu und schleuderte ihm einen
Faden entgegen. Der Mann verschwand. Ein Sieg, sie hatte gleich beim ersten Versuch den richtigen
Weg gefunden!
Niobe trat in den Gang. Der verlief im rechten Winkel und änderte dann erneut seine Richtung, wie
ein auf Papier gedrucktes Labyrinth. Vorsichtig schritt sie weiter, um nicht wieder in die Tiefe
zu stürzen, doch der Boden erwies sich als fest, ohne Löcher.
Nun kam sie an eine Gabelung. Welchen Gang sollte sie nehmen, den linken oder den rechten? Es
schien nicht weiter wichtig, denn keiner von beiden würde sie einen Faden kosten. Also nahm sie
den linken. Der Weg führte in eine kleine Kammer, in der sich ein Tiger mit Menschenkopf befand -
eine Umkehrung des vorherigen Ungeheuers. Sie schleuderte ihm einen Faden entgegen. Der Faden
schrumpfte zusammen und verdampfte, das Ungeheuer aber blieb. Es war keine Illusion.
»Komm her, du Leckerbissen«, rief der Tigermann. »Siehst ja zum Anbeißen aus!«
Sie wich zurück und lief an der Gabelung in den anderen Gang. Der führte sie zu einem Wolf mit
Menschenkopf. Das Ungeheuer schritt ruhelos auf und ab und beobachtete sie dabei. Niobe
schleuderte einen Faden worauf es zusammen mit diesem verdampfte. Wieder eine Illusion. Der Weg
war frei. Dennoch blieb sie stehen. Sie hatte soeben zwei Fäden verbraucht, um eine Illusion zu
überwinden. Wenn sie so weitermachte, würden alle Fäden verbraucht sein, noch bevor sie sämtliche
Illusionen entlarvt hatte. Satan schien das Rennen zu machen!
Doch sie wußte, daß sie, wenn sie unbekümmert in ein Ungeheuer hineinstolpern sollte, das echt
war, von diesem angegriffen werden würde. Ein Ungeheuer konnte ihr zwar körperlich nichts
anhaben, da sie ja nur noch als Geist existierte, doch den Regeln des Labyrinths zufolge mußte
sie den doppelten Preis zahlen: zwei Fäden. Es war also bedeutsam, sich von der Echtheit eines
Ungeheuers zu überzeugen, bevor sie sich in seine Nähe begab.
Doch tat es das wirklich? Wenn ihre Chancen, daß ein bestimmtes Ungeheuer echt war, eins zu eins
standen, dann mußte sie davon ausgehen, daß die Hälfte aller Monster sie auch anfallen würde.
Wenn sie dagegen die Zahl der Fäden verdoppelte, würde sie die gleiche Anzahl verlieren, als wenn
sie jedes Ungeheuer überprüfte. Das war weder ein Verlust noch ein Gewinn. Also konnte sie
ebensogut ihre Fäden verwenden.
Das machte ihr Sorgen. Es schien, abgesehen vom blinden Zufall, keine andere Möglichkeit zu
geben, Satan zu schlagen, und die Wahrscheinlichkeit sprach gegen sie. Sie hatte, wie sie beim
Zählen feststellte, vier Fäden aufgebraucht und dabei eine Illusion im Kristallteil des
Labyrinths ausgemacht. Dann hatte sie mit drei Fäden zwei weitere Illusionen hier entlarvt. Das
summierte sich zu sieben Fäden auf drei Illusionen. Und doch sollten ihre Chancen, das Labyrinth
zu durchqueren, eigentlich ausgewogen sein.
Kein Zweifel, sie war bereits ins Hintertreffen geraten.
Nun, sie hatte ja auch jedes Ungeheuer überprüft. Das Problem lag vielmehr darin, daß es durchaus
zehnmal mehr wirkliche Ungeheuer als unwirkliche geben konnte. Es war denkbar, daß sie auf diese
Weise alle ihre

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