Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3
Empfangssaal, wo Blenda sich wieder zu ihrem
Bräutigam gesellen und den riesigen Hochzeitskuchen aufschneiden mußte. Sie nahm das Messer auf,
und der Bräutigam legte seine Hand auf ihre; gemeinsam begannen sie, die Schneide des Messers auf
den Kuchen zu legen, um ihn zu zerteilen.
»Halt!« rief der Magier plötzlich. »Hier lauert Böses!« Er riß seine Braut zurück und holte einen
Stein hervor.
Plötzlich erfüllte Schweigen den Raum. Der Magier hielt den Stein empor und bewegte ihn im Kreis.
Als er sich dem Kuchen näherte, begann er hell zu leuchten. Er nickte, hier lag der Brennpunkt
des Bösen.
»Geh zu deinen Eltern«, sagte der Magier mit angespannter Miene. »Die Sache könnte reichlich
schmutzig werden.«
Blenda gehorchte, und der Magier holte einen weiteren Stein hervor, den er vorsichtig in der Hand
hielt. Plötzlich schoß ein Lichtstrahl aus dem Stein in die Mitte des Kuchens.
Das Knistern von versenktem Zuckerguß war zu hören, dann explodierte der Kuchen. Zuckergußstücke
sprühten umher und beschmutzten die Decke, den Magier und die Gäste. Irgend jemand stieß einen
Schrei aus. Aus dem Kuchen sprang ein Dämon hervor. Das Ungeheuer hatte eine rote Haut, einen
Schwanz mit Widerhaken und einen grausigen gehörten Kopf. Mit schrecklichem Brüllen sprang es den
Magier an und prallte an einem unsichtbaren Schild ab. Natürlich hatte der Adept für seinen
eigenen Schutz gesorgt.
»Du weigerst dich also zu sterben, Kaftan!« rief der Dämon, und seine Stimme war so heiser, daß
er kaum zu verstehen war. »Aber um ein Kind zu machen, bedarf es zweier Leute!« Er wirbelte zu
Blenda herum und machte einen gewaltigen Satz.
Der Magier warf seiner Braut einen Stein zu. »Fang ihn!« rief er.
Fast erstarrt vor Entsetzen, griff Blenda wie automatisch nach dem Stein, kurz bevor der Dämon
sein Ziel erreicht hatte. Wieder prallte er ab, denn nun besaß sie den schützenden Stein. Das
Ungeheuer wich vor dem unsichtbaren Schutzschirm des Steins zurück und stürzte auf Blanche. Sein
übergroßes Maul öffnete sich, und seine schrecklichen Fänge gruben sich in die Kehle der Frau.
Blut spritzte hervor.
»Mutter!« schrie Blenda voller Entsetzen.
Dann brachte der Magier einen weiteren Stein ins Spiel.
Blaue Strahlen schossen daraus hervor und umhüllten den Dämon, worauf dieser einen Schrei
ausstieß und zu einer brodelnden Lache zerschmolz. Doch es war zu spät. Die Mutter der Braut war
tot. Der Dämon hatte zwar weder sein Haupt- noch sein Nebenziel getroffen, hatte in seinem
Scheitern aber entsetzliches Unheil angerichtet.
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7. Veränderungen
Niobe war zwar eine Inkarnation, gegen die Tragödie konnte sie im nachhinein jedoch nichts
mehr unternehmen. Sie hatte nicht daran gedacht, Blanches Lebensfaden zu überprüfen. Wieder war
Satan etwas Böses gelungen. Wie bei seinem Schlag gegen Niobe war er zwar gescheitert, doch
einmal mehr hatte ein unschuldiger Mensch darunter leiden müssen.
»Ich hätte es kommen sehen müssen«, sagte Lachesis in tiefstem Bedauern. »Vielleicht hätte ich
die Fäden in diesem Teil des Gewebes anders verknüpfen können...«
»Aber ich bin es doch, die die Fäden beschneidet«, wandte Atropos ein.
»Diesen Faden hat deine Vorgängerin beschnitten«, erklärte Niobe. »Aber ich bin sicher, daß ich
ihn überprüft hatte, als Pacian sie heiratete, und da hatte er noch die normale Länge. Wenn Satan
zuschlägt, machen wir alle Fehler. Eigentlich hätte niemand bei dieser Hochzeit sterben
sollen.«
»Dennoch wäre es nicht passiert, wenn ich nicht achtlos geworden wäre«, meinte Lachesis. »Wenn
Thanatos achtlos wird, wird er von seinem Nachfolger getötet. Wenn ich achtlos werde, leiden
Unschuldige darunter. Es ist Zeit für mich, mein Amt aufzugeben.«
Natürlich protestierte Niobe dagegen, doch sie wußten alle, daß es stimmte. Lachesis hätte als
Bemesserin der Lebensfäden auf der Hut gegen Satans Einflußnahme sein müssen. Keine Inkarnation
konnte die andere erfolgreich in ihrem Tun behindern, solange diese achtsam blieb.
Sie entdeckten eine geeignete Kandidatin, eine Frau mittleren Alters, die keine nahen Verwandten
mehr hatte und Organisationstalent aufwies. Sie willigte ein, und so galt es schon bald einen
neuen Aspekt der Schicksalsgöttin einzuarbeiten. Dieser Wechsel machte die Arbeit nicht leichter,
denn Satan nutzte die Gelegenheit, um zu seinen Gunsten manche der Fäden zu manipulieren. Einmal
mehr mußten sie sich alle Mühe
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