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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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seufzte. »Ja, hinter dem Schicksal muß noch etwas Tieferes
stehen, jenseits unserer Bewußtheit, das die Seherinnen erkannten. Vielleicht dienen unsere
Manipulationen der Lebensfäden nur dazu, das Muster wiederherzustellen, das Satan vernichten
wollte.« Sie küßten sich, und Musik erklang. Nach einer ganzen Weile, als die Zeit ihrer
Amtsaufgabe nahte, verabschiedete Niobe sich von ihren Freunden, den anderen Inkarnationen.
Zuerst suchte sie die Grüne Mutter auf. Diesmal hatte sie keine Schwierigkeiten, bis zum Heim der
Natur vorzudringen. »Du hast es gewußt, nicht wahr?« fragte sie die Frau. »Du hast dieses
Hindernisrennen in die Wege geleitet!«
»Die Liebe ist einer meiner Aspekte«, gestand Gäa. »Ich kannte dein Herz und seines. Ich habe nur
erleichtert, was ohnehin unausweichlich war.«
»Jetzt haben wir dich nicht einmal um Rat gefragt!«
»Nicht geradeheraus.«
»Du bist sehr raffiniert, Gäa.«
»Aus dem Munde der Schicksalsgöttin ist das wirklich ein Kompliment.«
Sie umarmten sich, und Niobe weinte ein wenig, dann verabschiedete sie sich. Gäas
Gesichtsausdruck blieb gelassen, doch als Niobe das Heim der Natur verließ, bemerkte sie einen
sanften Regen und wußte, daß auch Gäa weinte.
Wenige Tage später suchte sie im Laufe ihrer üblichen Routineaufgaben Thanatos auf. »Ich kehre
bald in die Sterblichkeit zurück«, sagte sie. »Ich bitte nur, daß du nicht zu früh kommst, um
mich oder den Mann, den ich liebe, zu holen.«
Der Totenschädel lächelte. »Ich werde es so lange hinauszögern, wie es deine Nachfolgerin
gestattet. Wer soll es eigentlich sein?«
»Ich weiß es nicht. Wir halten zwar Ausschau nach ihr, aber bisher ist keine geeignete Person
namens Lisa entdeckt worden.«
»Wird Lisa genauso hübsch sein wie du?«
»Nicht ganz. Aber du wirst sie sicherlich mögen.«
»Ich beneide dich, Clotho. Du kannst freiwillig abtreten und ins Leben zurückkehren. Ich werde
von meinem Nachfolger ermordet, so wie ich meinen Vorgänger ermordet habe.«
»Und doch hast du deinen Vorgänger in den Himmel geschickt, und in den Himmel wirst auch du
kommen.«
»Das ist ein gewisser Trost«, stimmte er zu.
Sie umarmte ihn, ohne von seinen Skeletthänden abgestoßen zu sein, und küßte seinen grinsenden
Totenschädel. Er ging einem grimmigen Geschäft nach, war aber eine anständige Person. Es war
nicht derselbe, dem sie zuerst begegnet war, doch das Amt ließ ihn genauso aussehen.
Ihr Garnvorrat ging zur Neige, und so begab sie sich auf ihre monatliche Reise ins Nichts. Sie
fragte sich auch diesmal, ob dieser Monatszyklus anstelle des weiblichen Zyklus stehen mochte,
der aufgehört hatte, als sie unsterblich geworden war. Es gab hier in der Tat einige Muster, die
sie nicht ganz verstand.
»Du gibst also dein Amt auf, Süße«, meinte Satan und erschien vor ihr.
»Fahr zur Hölle«, erwiderte sie knapp.
»Du bist mir allzu lange ein höchst köstlicher Dorn im Auge gewesen«, fuhr er fröhlich und
unbeeindruckt fort. »Es wird ein herrlicher Verlust sein.«
»Geh und verdamm dich doch selbst.«
»Es wird mir wirklich Vergnügen bereiten, deine Nachfolgerin zu bearbeiten, Püppchen.«
Sie überlegte. »Warum so freundlich, Herr der Hölle? Könnte es vielleicht sein, daß du gar nicht
willst, daß ich gehe?«
Er stieß etwas Rauch aus. »Natürlich will ich, daß du gehst!« erwiderte er.
Sie nickte. »Weil mir vorherbestimmt ist, ein sterbliches Kind hervorzubringen, das dir
ordentlich auf dem Schwanz herumtrampeln wird.«
Er antwortete nicht mit den üblichen abfälligen oder zynischen Bemerkungen, die sie von ihm
erwartet hatte, Statt dessen war er merkwürdig nachdenklich.
»Es gibt Schicksalsströme, die vielleicht nur Gott versteht«, sagte er. »Unsere Blicke in die
Zukunft sind immer nur flüchtig und unvollkommen. Ich habe die Sache mit deiner Tochter überprüft
und kann nur einen schrecklichen Sturm erkennen, der in ungefähr fünfzig Jahren stattfinden wird,
und in dem sie gefangen ist ebenso wie ich. Wie die Sache ausgeht, weiß ich nicht.«
Niobe spürte einen eisigen Schauer, der sie durchlief. »Und die eine mag den Tod heiraten, die
andere das Böse«, sagte sie und erinnerte sich erneut an die Prophezeiung.
»Ich bin die Inkarnation des Bösen!« sagte er. »Warum sollte ich mich jemals an eine sterbliche
Frau binden?«
»Sie soll eine Inkarnation werden.«
Satan drehte sich um und schritt in der Luft hin und her, den Blick gesenkt. In diesem Augenblick
der

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