Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3
gemeinsam tun. Der Palast enthielt eine große Küche, die mit den erlesensten Köstlichkeiten
bestückt war, doch die ließen sich nur zu zweit genießen.
Einer mußte die Tür des Vorratsschranks aufhalten, während der andere die Speisen herausholte;
eine andere Möglichkeit gab es nicht.
Auch verdarben die Speisen außerhalb der Küche sehr rasch, so daß es den beiden verwehrt blieb,
größere Vorräte in ihre Gemächer zu schaffen, um dem anderen zu entgehen.
Beim Wasser gab es ähnliche Schwierigkeiten.
Man konnte es nur aus einer altmodischen Pumpe mit einem langen, roten Schwengel erlangen.
Dabei mußte der eine pumpen, während der andere ein Gefäß unter den Strahl hielt. Einen anderen
Weg gab es nicht, an Wasser zu gelangen. Und mehr noch, das Wasser verdunstete in dem Augenblick,
in dem es die Küche verließ. Somit waren die beiden aufeinander angewiesen, wollten sie nicht
verhungern oder verdursten.
Zu bald schon tauchte ein neues Problem auf. »Ich will mich waschen«, erklärte die Prinzessin
ärgerlich.
Mym dachte nach. »Ich könnte pumpen, während Ihr unter dem Strahl sitzt«, schlug er vor.
Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick.
»Ja, genau wie ich pumpen könnte, wenn Ihr Euch waschen wollt«, sagte sie spitz.
Mym erkannte die Schwierigkeit. Glaubt mir, Entzücken, ich habe nicht den geringsten
Wunsch, Euer nacktes Fleisch zu betrachten, dachte er.
»Ihr lügt, Prinz!« schalt sie ihn.
Da hatte sie recht, erkannte er. Er liebte sie nicht und wollte es nicht einmal auf eine kleine
Affäre mit ihr ankommen lassen. Aber er war ein Mann, und der Anblick eines nackten weiblichen
Körpers erweckte Begehrlichkeit in ihm, ganz gleich, ob es sich dabei um eine Prinzessin handelte
oder nicht.
»Ich spüre ganz bestimmt kein Verlangen, mich mit Euch auf eine Affäre einzulassen«, gab sie laut
zurück.
Jetzt lügt Ihr, dachte er, denn unter ihrem Ärger über ihre mißliche Lage spürte er
durchaus Gefallen darüber, daß er ihren Körper so bewundert hatte. Entzücken war durch und durch
Frau, mit allen Stärken, Schwächen und Eitelkeiten. Sie wollte Gefallen bei Männern hervorrufen,
wollte ihnen den Verstand verwirren, auch wenn sie dann nur den erhörte, der ihr gefiel.
Verwünscht sollt Ihr sein, dachte sie wütend, und dieser gedankliche Gefühlsausbruch traf
ihn wie ein Donnerschlag.
Er lächelte säuerlich. So geht es leider zu in diesem Zauberpalast, erinnerte er
sie. Paare werden hier zum Zusammensein gezwungen, und dazu können sie nicht
einmal ihre Gedanken vor dem Partner verbergen. All dies dient nur dem einen Zweck:
Ich soll Euch begehren, und Ihr sollt Gefallen an mir finden und mich erhören, bis wir beide in Liebe zueinander entbrannt sind.
»Aber wir sind von königlichem Geblüt und keine Tiere«, widersprach sie. »Wir müssen uns nicht
sklavisch der Sehnsucht unterwerfen, vom anderen begehrt zu werden.«
Mym überlegte, ob er nicht das Thema wechseln sollte, denn andernfalls könnte er sich zu leicht
zu einer Unbedachtsamkeit hinreißen lassen.
Natürlich waren sie Menschen, die vor allem zur Selbstdisziplin und anderen vornehmen
Charakterzügen erzogen worden waren. Davon abgesehen fühlte sie sich ihrem Geliebten ebenso
verpflichtet, wie sein Herz für Orb schlug; und diese Festigkeit des Herzens bewunderte er an
ihr...
»Paßt auf, was Ihr denkt!« unterbrach sie ihn barsch.
So schickten sie sich darin, miteinander halbwegs gut auszukommen und die gegenseitige Versuchung
auf ein Minimum zu beschränken. Er durfte nicht hinsehen, wenn sie leicht oder gar nicht
bekleidet war, und mußte sich aller lustvollen Gedanken enthalten, ganz gleich, wie sehr er auch
Gefallen an ihr finden mochte, und er...
Ihr seid ein Tier! Hatte sie das gedacht, oder hatte sein eigenes Unterbewußtsein ihm
einen Streich gespielt? Dieser Monat erwies sich jetzt schon als die vertrackteste Zeit seines
Lebens.
»Da stimme ich Euch zum ersten Mal zu«, sagte sie.
»Ich drehe Euch beim Pumpen den Rücken zu, damit Ihr Euch waschen könnt«, sang er und war stolz,
diesen rettenden Einfall zu haben. »Danach könnt Ihr das gleiche für mich tun. Somit kommen wir
nicht in Versuchung, auf die Nacktheit des anderen zu starren.«
Entzücken dachte darüber nach. Diese Lösung kam ihr nicht gerade ideal vor - dieses Gefühl
schwang überdeutlich in ihren Gedanken mit -, aber ihr fiel auf die schnelle nichts Besseres
ein.
»Wir wollen es zumindest einmal versuchen. Ihr pumpt
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