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Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3

Titel: Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Entzücken erwachte, entdeckte den Unhold und fing an zu kreischen.
Der Prinz sprang auf, riß das Schwert aus der Scheide... doch der Dämon rannte geräuschlos auf
eine Wand zu und verschwand in ihr.
Der Prinz trat ans Bett, wo Entzücken, am ganzen Körper zitternd, saß. Ihre Gefühle waren ein
einziger Taumel von Wut, Furcht und Scham, besonders, als ihr bewußt wurde, daß sie schon wieder
dem Prinzen zur Last fiel.
Mym setzte sich neben sie aufs Bett und nahm sie in die Arme. Es liegt ganz in der Natur
der Unschuldigen, sich vor allem Dämonischen zu fürchten, beruhigte er sie. Er
selbst verspürte vor diesem Spuk keine Angst, schimpfte aber auf sich selbst, weil er eine solche
Störung nicht verhindert hatte.
Sie weinte sich an seiner Schulter aus. Als sie dann seine Furchtlosigkeit erkannte, beruhigte
sie sich endlich wieder. »Ich möchte mich... möchte mich für meine Schwäche entschuldigen... und
dafür, Euch so viele Unannehmlichkeiten bereitet zu haben«, sagte sie. »Ich wollte wirklich
nie...«
Ich weiß. Der Zauber des Palasts machte jegliche Unaufrichtigkeit unmöglich. Sie spielte
ihm nicht die Angst eines Mädchens vor, das bei einem Mann den Beschützerinstinkt wecken wollte.
Und er gab sich nicht furchtlos, um ihr als Held zu imponieren.
»Der Palast setzt alles daran«, sagte sie schließlich. »Er setzt alles daran, uns einander in die
Arme zu treiben...«
»Aber es ist keine Liebe in meiner Umarmung«, unterbrach er sie. »Ich würde ein erschrockenes
Kind genauso halten.«
Diese Erwiderung brachte Entzücken erneut in Verlegenheit. »Wenn ich denn ein Kind sein soll, so
will ich ein Kind sein«, flüsterte sie. »Meine Schwäche und meine Beschämung liegen offen vor
Euch, und ich habe es nicht besser verdient, wenn Ihr jetzt gering von mir denkt.«
Ihr habt nicht gering von mir gedacht, als Ihr mein Stottern vernommen habt, erinnerte er sie.
»Aber Ihr könnt doch nichts für Euren Sprachfehler!«
»Genauso wie Ihr nichts für Eure Furcht könnt!«
Sie dachte nach. »Ich habe damals nicht gering von Euch gedacht, weil keinerlei Schmähung dieser
Art in mir war«, sagte sie langsam. »Doch wenn ich tatsächlich Belustigung dabei empfunden hätte,
so würde ich spätestens jetzt meine Meinung darüber grundlegend ändern. Ihr seid ein tapferer und
vor allem freundlicher Mann.«
Ich bin ein Prinz und verhalte mich so, wie man mich erzogen hat.
Was den Mut angeht, so stimme ich Euch zu, antwortete sie, die Freundlichkeit hingegen
ist natürlicher Bestandteil Eures Charakters.
Ein guter Herrscher vermischt Gerechtigkeit mit Gnade, dachte er und wiederholte
damit nur einen der Sätze, die man ihm beigebracht hatte.
Doch bei Euch hat man den Eindruck, als würde die Gnade ein sehr großes Gewicht
erhalten.
Da hatte sie nicht ganz unrecht, gestand er sich ein. Er hatte die körperlichen Anforderungen
gemeistert, die man ihm in seiner Erziehung gestellt hatte. Viel schwerer war ihm das jedoch bei
den emotionalen Anforderungen gefallen.
Hätte er über die nötige innere Disziplin verfügt, wäre ihm das Schicksal der Konkubinen, die er
zurückgewiesen hatte, nicht so sehr zu Herzen gegangen, hätte ihn die Unterwürfigkeit des
Reiterhauptmanns nicht so sehr bewegt. Er war schwach, und sein Vater, der Radschah, hatte sich
eben diese Schwäche zunutze gemacht.
»Ach, Mym!« rief Entzücken. »Ich hatte ja keine Ahnung!«
Das brauchtet Ihr ja auch nicht unbedingt zu wissen. Doch sagt, wurde auf Euch nicht
ein ähnlicher Druck ausgeübt, um Euch in diesen Palast zu bringen?
»Nicht ganz so wie bei Euch. Mein Vater setzte mich einfach auf den Teppich. Ich konnte nichts
dagegen tun.«
Ihr seid eine Frau, begriff Mym. Ein Prinz muß einwilligen, eine Prinzessin muß
gehorchen.
»Körperlich kann man mich zwingen«, stimmte sie zu. »Aber über mein Herz bin ich mein eigener
Herr.«
Auch wenn es jetzt einem anderen gehört.
Ganz recht. Doch mit dieser Bestätigung war sie etwas voreilig gewesen. Denn gegen ihren
Willen traten andere Gedanken zutage und zeigten Mym, daß es diesen Geliebten gar nicht gab.
Sicher, da war ein Mann, an dem sie einiges Interesse hatte, doch der war weder ein Prinz noch
ließ er sich mit Mym vergleichen. Und ihr Interesse an dem Mann war seit ihrem hiesigen
Aufenthalt ständig geringer geworden und mittlerweile erloschen. Sie hatte sich vor allem aus dem
Grund dagegen gewehrt, in den Palast geschickt zu werden, weil sie sich nicht aus

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