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Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3

Titel: Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Reihe.
»Hungersnot!« rief er.
Mym wandte sich an die anderen. »Und wer seid Ihr?«
»Eroberung«, antwortete ein großer, kräftiger Mann mit einem weißen Umhang. Er lachte und zeigte
dabei Zähne, die so weiß waren wie poliertes Elfenbein.
»Gemetzel«, stellte sich der dritte vor, der einen blutroten Umhang trug.
Überall in seinem Gesicht waren Schnittwunden zu sehen, aus denen unablässig Blut troff.
Entzücken erschauderte und wandte den Blick ab.
»Pestilenz«, sagte der letzte. Er war in einen schmutzig braunen Umhang gekleidet; sein Gesicht
war eine einzige wimmelnde Masse von Maden und Würmern. Entzücken kreischte bei seinem Anblick
auf und wollte davonlaufen.
Mym hielt sie fest und sagte: »Meine Gefährtin ist noch sehr erschöpft von der Reise. Bitte faßt
ihr Verhalten nicht als Beleidigung auf.«
»Eine Beleidigung?« lachte Pestilenz, und ein Wurm wirbelte dabei aus seinem Gesicht. »Im
Gegenteil, ich fühle mich geschmeichelt.«
Sie spazierten in den Schloßgarten. Dort hatten sich bereits alle Bediensteten des Schlosses in
einer Reihe aufgestellt, um sich vom neuen Herrn in Augenschein nehmen zu lassen.
»Wißt Ihr, wie man einen Prinzen bedient?« fragte Mym.
»Sehr wohl, Erhabener«, antwortete der Haus- und Hofmeister.
»Dann sorgt für das Wohlbefinden der Edlen Entzücken«, sang der Prinz, »und schickt jemanden zu
mir, der mich hier einweisen kann.«
Der Haus- und Hofmeister schnippte mit den Fingern. Sofort traten zwei Zofen zu der Prinzessin.
»Ein Bad und ein neues Gewand erwarten Euch in Eurer Suite«, verkündete eine von ihnen.
Entzücken zögerte und warf einen Blick auf Mym.
An einem so fremdartigen Ort wurde sie nur ungern von ihm getrennt.
»Seid Ihr schon den geringeren Inkarnationen begegnet?« fragte die zweite Zofe. »Sehen sie nicht
garstig aus? Nachdem ich Gemetzel und Pestilenz zum ersten Mal gesehen hatte, quälten mich
nächtelang Alpträume.«
Entzücken sah die Zofe an und hatte das Gefühl von Vertrautheit. Sie entspannte sich und begab
sich mit den Zofen in ihre Suite.
»Ein sehr aufmerksames Personal«, bemerkte der Prinz.
»Dies ist unsere Aufgabe im Nachleben«, erklärte der oberste Diener. »Die Wünsche unserer
Herrschaft zu erkennen und sie zu bedienen. Die edle Prinzessin wird es schon bequem
haben.«
»Nachleben?« fragte der Prinz verwirrt.
»Ihr befindet Euch hier nicht unter den Lebenden.«
»Und doch wirkt Ihr nicht wie Geister.«
»Hier im Fegefeuer wirkt alles normal und solide, Erhabener, doch nur Ihr und die Edle besitzen
Stofflichkeit und Substanz. Wir anderen aber sind, ebenso wie Euer Schloß, nur in eingeschränktem
Maße stofflich.«
»Ich muß gestehen, ich habe einige Mühe, das zu begreifen.«
»Stellt Euch uns wie Bilder auf einem Stück Papier vor. In einer solchen Weise sind wir
stofflich, sind wir real. Doch wenn Ihr Euch dann der dritten Dimension zuwendet, so haben wir
keine Substanz mehr. Gerade die Substanz der Lebenden ist das, was uns im Nachleben genommen
wird.«
»Das Fegefeuer soll ein Bild auf einem Stück Papier sein?«
»In gewisser Weise schon. Wir sind eine Existenzform, die auf die Zweidimensionalität der Ebene
beschränkt ist. Von der Erdoberfläche aus können die Lebenden uns nicht erkennen, sehen sie durch
uns hindurch. Doch sobald man in die Ebene des Fegefeuers gelangt, unterwirft man sich ihrer
Existenzform und kann mit uns in Verbindung treten.«
»Noch immer will es mir schwer erscheinen, zu glauben, daß Ihr nicht wirklich seid.«
»In gewisser Weise sind wir wirklich, Erhabener, doch nur im Rahmen der Einschränkungen, die ich
eben aufführte. Der Himmel und die Hölle unterliegen ähnlichen Einschränkungen. Nur den Lebenden
steht die volle Dreidimensionalität offen.«
»Das hört sich wenig begeisternd an. Habt Ihr hier denn nicht das Gefühl, eingesperrt zu
sein?«
»Das Fegefeuer ist ein Teil der Ewigkeit. Obwohl es uns an der Freiheit mangelt, unser Glück zu
suchen und unser Schicksal zu meistern, so sind wir hier doch frei von Schmerzen und der
Gewißheit des Todes, an denen die Lebenden so sehr leiden. Wir hier verstehen unsere
Existenzform. Unsere Wirklichkeit erstreckt sich als unendlich schmaler, aber unendlich langer
Weg.«
»Und hier seid Ihr der oberste Diener, müßt bis in alle Ewigkeit Haus- und Hofmeister sein? Gibt
es für Euch keine Reinkarnation, keine Wiedergeburt?«
»Nein, nicht bis in alle Ewigkeit. Ich diene hier nur für ein paar Jahrhunderte. So

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