Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3
stimmt.«
»Wieder exakt getroffen, Erhabener.«
»Und ich gelange nie in den Himmel, so lange es mir nicht gelingt, allem Krieg ein Ende zu
bereiten?«
»Ich hätte es nicht präziser ausdrücken können, Erhabener.«
»Die Sache hat allerdings einen kleinen Haken.«
»Erhabener?«
»Ich will gar nicht in den Himmel.«
»Erhabener!« Der oberste Diener war sichtlich irritiert.
»Ich bin Hindu. Zwar kein sehr gläubiger, aber mein Trachten richtet sich auf das Nirwana, nicht
aber auf einen Himmel.«
Der Haus- und Hofmeister pfiff durch die Zähne.
»Das hieße ja dann wohl, daß Satan Euch nicht mit dem Angebot verleiten könnte, mit dem er Euren
Vorgänger aus dem Weg geräumt hat...«
»Ganz richtig.«
»Erhabener, ich freue mich schon auf einen höchst interessanten Wettstreit.«
»Wollen wir es hoffen«, lächelte Mym.
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7. Kapitel
Schlacht
Am nächsten Tag, zumindest nach Myms Zeitrechnung, kamen Nachrichten von einer Schlacht, die
seine Aufmerksamkeit erforderte. Er hatte mit Entzücken eine wunderbare Nacht im ausgezeichnet
ausgestatteten Schloß verbracht, in der sie sich geliebt, in der sie sich unterhalten und in der
sie schließlich Fernsehen geschaut hatten.
Die Nachrichten hatten sogar eine Meldung über den Wechsel im Amt der Mars-Inkarnation gebracht.
Entzücken war ganz überrascht gewesen, als sie im Fernsehen ihren Namen gehört hatte. In einigen
Bildern wurde sie als die Lebensgefährtin des neuen Amtsinhabers vorgestellt. Und dann hörte sie
sich einige Artigkeiten und Höflichkeiten sagen, obwohl sie nie interviewt worden war.
In den Morgennachrichten wurde dann die anstehende Schlacht gemeldet, und Mym mußte sich an seine
Pflicht machen.
»Aber was wird aus mir?« erregte sich Entzücken. »Ich kann nicht mit dir in die Schlacht ziehen,
und ich habe solche Angst davor, hier allein zu sein.«
Der Prinz erkannte zum ersten Mal, daß die vollkommene Abhängigkeit einer Frau von ihrem
Geliebten auch gewisse Schattenseiten mit sich brachte. »Ich will mich einmal für dich umsehen«,
versprach er ihr.
Er begab sich ins Bad und schnippte mit den Fingern. Sofort erschien der oberste Diener. »Die
edle Entzücken ist etwas besorgt darüber, allein an diesem eigenartigen Ort bleiben zu
müssen.«
»Führt sie in den Ostflügel«, schlug der Mann vor.
Mym wußte nicht, was das an Entzückens Lage ändern sollte, aber er hielt den Haus- und Hofmeister
für keinen Dummkopf.
Nach der Morgentoilette und nachdem er sich angezogen und den prächtigen goldenen Umhang angelegt
hatte, kehrte er zur Prinzessin zurück.
Man hatte sie hervorragend versorgt; jetzt erwartete sie ihn in einem seidenen Gewand von
Malachitgrün, und ihr Haar wurde von Edelsteinen verziert.
»Nach dem Frühstück zeige ich dir den Ostflügel«, sang er.
Sie hob eine Braue. »Du hast dich also bereits im Palast umgesehen?«
»Der Haus- und Hofmeister hat mir erklärt, es würde dir dort gefallen.«
Als sie dann im Ostflügel anlangten, jauchzte Entzücken vor Vergnügen. Die Einrichtung erinnerte
sie sehr an ihren Palast auf der Erde: bemalte Glasfenster und Springbrunnen und schöne Gärten
mit all den Blumen, die sie so liebte. Ein breiter Baldachin schützte den Besucher vor den
Regenfällen der Monsunzeit, und an einer Stelle wartete ein zahmer Elefant auf sie.
»Ich muß nun fort«, sang der Prinz.
Sie hörte ihn kaum. »Wie wundervoll!« rief sie nur und spazierte versonnen durch die
Gärten.
Mym beschloß, sofort aufzubrechen. Entzücken würde hier für eine Weile beschäftigt sein und ihn
nicht vermissen.
Er begab sich in die Halle, wo seine vier Gehilfen auf ihn warteten. »Kennt Ihr den Weg?« fragte
er Eroberung, Gemetzel, Hungersnot und Pestilenz.
»Unsere Rösser kennen den Weg«, antwortete Eroberung.
Rösser - daran hatte er gar nicht gedacht.
Natürlich mußten sie in Ausübung ihres Amtes hoch zu Roß erscheinen. Und Gäa hatte ihm erzählt,
daß er einen Hengst namens Werre besaß.
Er ging nach draußen, und dort standen fünf prachtvolle Pferde. Mym mußte nicht lange nach seinem
Pferd suchen, denn alle trugen die Farben ihres Herrn.
»Werre«, sang der Prinz, und ein goldener Palomino trabte zu ihm. Er stieg auf und wußte
sogleich, daß dies ein Roß war, wie ein Mann es sich nur wünschen konnte. Das kräftige Tier
gehorchte allen seinen Befehlen so bereitwillig, daß er es mit seinen Gedanken lenken
konnte.
Die vier Gehilfen stiegen auf. Eroberung saß auf einem Albinohengst mit
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