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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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aufbrausender Mann, und die Umstände seiner
Beerdigung haben ihn sicher nicht besänftigen können. Wir müssen wenigstens Nahrungsmittel auf
sein Grab legen.«
»Ja, und seinen Leichnam verbrennen«, fügte Orb hinzu.
»Ach, wie sollen wir das denn nur bewerkstelligen? Die Polizei hier ist unerbittlich...«
Orb sagte sich, daß sie alle, sie selbst eingeschlossen, wohl verhaftet würden, wenn sie sich in
der Stadt zeigten. Sie dachte angestrengt nach. »Vielleicht hat der Geist uns etwas mitteilen
wollen. Ich will euch helfen. Könnt ihr den Leichnam verbrennen, wenn ihr am Grab angelangt
seid?«
»Ja, aber die Polizei wird uns nicht zu ihm vorlassen.«
»Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit. Wir wollen es morgen abend versuchen.«
Am nächsten Abend fuhren sie mit ihrem Wagen zur Stadt und verhielten sich so unauffällig wie
möglich. So gelangten sie ungesehen auf den Friedhof. Sie stellten den Wagen vor dem Grab
ab.
Während die Familienmitglieder sich in seinem Schatten daranmachten, den Sarg auszugraben, setzte
sich Orb mit ihrer Harfe davor hin.
Die Polizei ließ nicht lange auf sich warten. Wenige Minuten später trafen mehrere
Mannschaftswagen ein. Sie näherten sich von mehreren Seiten dem Grab.
Orb schlug die Harfensaiten an und sang. Magie kam aus ihrer Stimme und erreichte die
Polizisten.
Die Männer blieben stehen und lauschten. Schon standen sie alle um Orb herum und taten nichts
anderes als zuzuhören.
Orb sang Lied um Lied und hielt die Polizisten so in Bann, während hinter dem Wagen die Zigeuner
ihrer Arbeit nachgingen. Bald hatten sie den Leichnam ausgebuddelt und den Scheiterhaufen
errichtet. Die Flammen züngelten am Toten empor, und die Luft füllte sich mit dem Geruch
verbrannten Fleisches.
Später erschien der Geist und rief: »Ja, so muß es sein!« Als sein Körper zu Asche zerfiel,
verschwand er wieder.
Dann hörte Orb auf zu singen und schloß sich den Zigeunern an, die wieder aus der Stadt zogen.
Die Polizisten standen immer noch wie angewurzelt da und starrten verwundert auf das offene Grab
und den rauchenden Scheiterhaufen. Die Zigeuner fuhren zu einem Fluß, wo die drei Frauen sich
auszogen und ausgiebig wuschen. Danach reinigten sie ihre Kleider.
»Sie haben ein Wunder bewirkt!« rief eine Zigeunerin Orb später zu. »Wenn das nicht das Llano
war, das Sie gesungen haben, dann muß es ein Lied von ähnlicher Macht gewesen sein!«
»Nein, es war nicht das Llano«, sagte Orb, aber insgeheim war sie sehr, sehr zufrieden mit
sich.
Als nächstes gelangte Orb nach Ungarn, wo - nach weitverbreiteter Ansicht - die Heimat der
Zigeunermusik lag. Hier nannte man die Zigeuner Ziganos. Die Zigeuner hatten hier schon gelebt,
bevor die Magyaren ins Land gekommen waren.
Und die Magyaren hatten sich, im Gegensatz zu anderen Ländern, gern mit den Zigeunern vermischt.
Doch die Ziganos wollten lieber unter sich bleiben. So hatten die neuen Herren Gesetze erlassen,
daß die Ziganos sich taufen lassen sollten und nur magyarische Frauen heiraten durften. Damals
waren viele Zigeuner lieber ausgezogen und hatten sich in Rußland, Polen, Deutschland und
Frankreich niedergelassen. Die, die zurückblieben, taten nach außen so, als wären sie Christen
geworden. Sie bemalten ihre Wagen und Kleider mit Kruzifixen und anderen christlichen Symbolen,
doch im Herzen hingen sie nur ihrer eigenen Religion an. Dann zwang man sie, in Häuser zu ziehen
und ihre eigene Sprache zugunsten des Magyarischen aufzugeben.
Daraufhin flohen die meisten Zigeuner, und die, die immer noch ausharrten, wurden der schwersten
Verbrechen, wie Kannibalismus und Vielweiberei, beschuldigt und verfolgt.
Und dennoch blieben einige Ziganos in Ungarn. Ihr Geschick, Metall und Holz zu bearbeiten, kam
auch ihren Nachbarn zugute. Und ihre besondere Musik verlieh der gemeinsamen Kultur eine eigene
Note.
Heute kam es jedem Touristen so vor, als sei jeder Schmied und jeder Musikant in Ungarn ein
Zigeuner. Hochgerühmt wurde ein Violinespieler namens Csihari, dem man nachsagte, mit seiner
Musik die Seelen der Lebenden und der Toten anzurühren.
Orb machte sich auf den Weg zu diesem Mann.
Doch niemand wollte ihr Auskunft geben, wo er zu finden sei. Die Ziganos hielten sie für eine
Fremde.
Zwar sah man in ihr, was sie sehr erfreute, eine Zigeunerin, doch aufgrund ihres blonden Haars
nur für ein Halbblut. Und solche Zigeuner, die sich mit Anderen einließen, riefen bei ihnen das
größte Mißtrauen hervor.
Eines

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