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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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dich habe ich eure Sprache erlernt«, sagte Orb, der es
durchaus gefiel, so reichhaltig mit Lob und Komplimenten bedacht zu werden. Endlich fragte sie
nach dem, was sie schon die ganze Zeit wissen wollte. Auch wenn sie die Antwort ahnte, wollte sie
gern eine Bestätigung hören. »Dein Vater sagte, es gebe hier nur eine, die lieblicher sei als du,
aber ich habe keine solche gesehen.«
Tinka lachte und antwortet dann: »Seit meine Mutter gestorben ist, hat es für Vater keine
Schönere gegeben als mich. Bis heute abend. Er hat natürlich dich gemeint.«
Orb errötete. Darauf war sie nicht gefaßt gewesen.
Dann wurden andere Melodien gespielt und andere Tänze getanzt. Männer und Frauen standen
nebeneinander und warfen sich seitliche Blicke zu, während ihre Körper lockende oder laszive
Gesten machten. Orb spürte, daß sie schon wieder errötete.
»Was ist das für ein Tanz?« flüsterte sie.
Tinka konnte das Treiben natürlich nicht sehen, aber sie wußte genau, wie dieser Tanz hieß. »Das
ist der Tanana. Nur selten darf ein Außenstehender ihn erblicken.«
Orb konnte nicht anders als fasziniert hinsehen.
Ein Schauder lief ihr über den Rücken, als sie sich vorstellte, auf ähnlich direkte, gleichwohl
ungeheuer verlockende Weise von einem Mann umworben zu werden. Hier zeigte der Tanz, wie ein Mann
eine Frau begehrte; denn so entsprach es der Natur. Doch in diesem Tanz begehrte auch die Frau
den Mann und zeigte es ihm mehr als deutlich. Mit aufreizenden Posen stachelte sie seine Lust
noch weiter auf. Es dauerte eine Weile, bis Orb sich in die Wirklichkeit zurückriß und erkannte,
daß es sich hierbei doch nur um einen Tanz mit vorgeschriebener Schrittfolge handelte.
Orb ahnte nun, in welch vielfältiger Weise die Zigeunermädchen schon in jungen Jahren ihre
Liebeskünste übten, und wunderte sich nicht darüber, daß etliche von ihnen schon als Teenager
Mutter wurden. Denn auch Kinder nahmen am Tanana teil und führten dieselben Bewegungen aus
wie die Erwachsenen, besahen sich mit den gleichen Blicken und wackelten ebenso mit den Hüften.
Fast hätte Orb über eine kleine Sechsjährige gelacht, die sich als besonders beweglich erwies.
Doch das Lachen kam ihr nicht über die Lippen, denn den Zigeunern war es mit diesem Tanz ernst.
Orb ahnte jetzt, wie das Blut eines Mannes schon bei einem kleinen Zigeunermädchen in Wallung
geraten konnte. Sie selbst verspürte gegen ihren Willen ebenfalls Lust, wenn sie einen Moment zu
lange den Männern beim Tanz zusah.
Voller Schamröte wünschte sich Orb, möglichst weit fort zu sein. Aber das wäre zu unhöflich
gewesen, und außerdem befahl ihr ein merkwürdiger innerer Drang zu bleiben.
Die letzten Stunden des Abends vergingen für sie wie in einem dichten Nebel. Tinka mußte sie nach
Hause bringen. Sie schlief sofort ein und erwachte am Morgen mit einem mächtigen
Ekelgefühl.
»Jeder Mann hätte mit mir alles machen können, was er wollte!« entfuhr es ihr voller Entsetzen.
Sie hatte in Calo gesprochen und bemerkte erst jetzt, daß sie nicht allein war.
»Nein«, erklärte Tinka. »Mein Vater hatte verkündet, daß dir niemand zu nahe treten dürfe.«
»Aber ich hätte den Mann wahrscheinlich sogar mit offenen Armen empfangen!« empörte sich Orb. Sie
hatte durchaus Vertrauen zu der Zigeunerin, obwohl sie sich noch nicht so lange kannten. Drei
Jahre trennten sie, doch Tinka war in Sachen Liebe viel bewanderter als Orb.
»Du brauchst dich für nichts zu schämen«, lachte die Zigeunerin. »Seit fünf Jahren schon sehne
ich mich nach der Berührung eines Mannes, doch nur wenige haben mich je angefaßt. Wegen meiner
körperlichen Mißbildungen.«
Mißbildungen. Ihre Blindheit, ihre verstümmelten Hände und ihre verunstalteten Füße. Orb wußte
mittlerweile, daß die Männer Tinka durchaus mochten. Sie trauten ihr aufgrund der Behinderungen
einfach nicht zu, eine Hausfrau und Mutter zu werden. Sex spielte eine große Rolle im Leben eines
Zigeuners. Aber dieser Trieb mußte hinter praktischen Überlegungen zurückstehen. »Was für Männer
waren das?« fragte Orb.
»Vater ließ einige junge Männer kommen. Doch ich wußte stets...« Sie wandte das Gesicht ab.
Liebe für Geld. Welche Frau, ganz gleich in welchem Alter, hätte sich schon gern einen Liebhaber
gegen Geld genommen? Tinka wollte natürlich um ihrer selbst willen akzeptiert und geliebt werden.
»Ich habe den Eindruck, als seien die Männer jetzt etwas mehr an dir

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