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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ein alter Mann.
Die anderen nickten.
»Dabei stehe ich immer noch hier!« sagte Orb. Die Zigeuner sahen sich unsicher an. Wie war es
möglich, daß die Fremde das Wasser nicht beschmutzte?
»Ihr braucht dieses Wasser hier«, sagte Orb. »Meine Musik ist stark genug, es reinzuhalten. Wer
will als nächster wagen, davon zu trinken?«
Die Ziganos sahen verlegen zu Boden. Niemand getraute sich.
Sollte alles umsonst gewesen sein, fragte sich Orb niedergeschlagen. Sie wußte nicht, was sie
sonst noch tun konnte.
»Ich will es wagen!« rief da ein Mann, der etwas abseits gestanden hatte.
Alle Köpfe drehten sich zu ihm hin. Gemurmel kam von der Menge, als der hübsche, gut gekleidete
Mann zum Hahn schritt. Er drehte ihn auf, hielt die Hände unter das Wasser und trank davon.
Nichts an ihm veränderte sich, und er erklärte: »Das Wasser ist gut.«
Nun wagten sich auch andere heran, und auch sie erklärten übereinstimmend, das Wasser sei
gut.
»Ich werde Ihnen ewig dankbar sein!« weinte Zinka.
»Bedanken Sie sich lieber bei dem Mann dort drüben«, erklärte Orb. »Er hat Mut bewiesen, als die
anderen sich noch nicht getrauten. Erst sein Beispiel hat den Stamm überzeugt.«
»Ja, denn ich hörte Ihre Musik«, erklärte der Fremde, der zu den beiden Frauen getreten war. »Und
da wußte ich, daß das Wasser wieder rein war.«
»Trotzdem Dank«, sagte Orb. »Ich kenne Euch leider nicht...«
»Was?« entfuhr es Zinka. »Dieser Mann heißt Csihari!«
Nun riß Orb Mund und Augen auf. »Sie sind der Mann, der mich nicht empfangen wollte?«
»Bis heute hatte ich Ihre Musik noch nicht gehört.« Er reichte ihr seinen Arm. »Kommt mit in
meinen Wagen, damit ich Ihnen etwas vorspielen kann.«
Orb hakte sich bei ihm ein, und zusammen begaben sie sich zu dem Wagen. Die anderen traten
bereitwillig beiseite, um den beiden eine Gasse zu bahnen.
Im Wagen nahm Csihari seine Geige und spielte eine zeitlose Melodie. Es war die schönste Melodie,
die Orb jemals gehört hatte.
Als der Mann eine Pause einlegte, fragte Orb mit einem Blick auf ihre Harfe: »Darf ich Sie
begleiten?«
Csihari nickte nur und begann eine neue Weise.
Orb setzte die Harfe an und gab sich beim Spiel besondere Mühe.
Magie strömte aus diesem Duett und berührte die Menschen, die sich draußen versammelt
hatten.
Bald wagte niemand mehr, sich zu regen oder zu räuspern.
Dann setzte Csihari die Geige ab und brummte nur: »Genug.« Er wandte sich an die Menge und rief:
»Laßt uns jetzt allein.«
Die Menge zerstreute sich rasch, und die beiden waren allein. »Sie sind keine Zigeunerin«, begann
Csihari. »Warum wollen Sie mich sprechen?«
»Ich suche das Llano.«
»Oh!« rief er. »Das hätte ich mir ja denken können.«
»Man hat mir gesagt, ich könnte es im Ursprungsland der Zigeuner aufspüren«, erklärte Orb. »Doch
diesen Ort finde ich einfach nicht. Ich hoffte, Sie könnten mir da weiterhelfen.«
»Ich kenne das Ursprungsland, aber ich weiß nicht, wo das Llano zu finden ist. Doch ich fürchte,
Sie können das Llano nicht einmal in unserer Urheimat entdecken.«
»Es heißt aber, die Zigeunermusik stamme von...«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, das Llano stammt nicht von uns. Wir träumen nur von ihm, geraten
ihm aber in Wahrheit nicht näher als alle anderen auch. Wir sehen im Llano die Erlösung und
sehnen uns deshalb danach. Doch ist es uns versagt, und es gibt keinen Zugang zu ihm.«
»Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz...«
»Kennen Sie die Geschichte vom vierten Nagel?«
»Nein, nie gehört.«
»Es ist nur eine Geschichte«, fügte er gleich hinzu.
»Aber sie hat etwas mit dem Llano zu tun?«
»Ja.«
»Dann möchte ich sie hören.«
»Sie wissen doch sicher, daß die Ziganos in Europa nach außen hin Christen sind, genau so wie sie
sich im Orient nach außen hin als Moslems geben. In Wahrheit jedoch dienen wir überall nur
unserem eigenen Glauben.«
»Ja, davon habe ich gehört.«
»Als die Römer darangingen, Jesus von Nazareth ans Kreuz zu schlagen, benötigten sie dazu vier
große Nägel für seine Hände und Füße. In jenen Tagen waren Nägel nicht eine Massenware wie heute,
sondern selten und teuer und wurden nur auf Bestellung angefertigt. Also schickten die Römer zwei
Soldaten aus, die beim örtlichen Schmied vier Nägel besorgen sollten. Doch die Soldaten kehrten
zunächst in eine Schänke ein und vertranken die Hälfte der Kaufsumme. Sie verbrachten den halben
Tag in der Schänke und mußten sich dann sputen, denn man

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