Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3
denn für
eine Band?«
»Sie nennen sich selbst Livin' Sludge und kommen aus Miami. Da ist es ihnen wohl zu eng
geworden. Die Gruppe möchte gern auf Tournee gehen, aber irgendwie klappt es nicht so recht mit
den Auftrittsmöglichkeiten.«
Orb zuckte die Achseln. »Sind es denn gute Musiker?«
»Ich bin in solchen Dingen kein Kenner«, schränkte Thanatos ein. »Ich habe sie einmal bei einem
Auftritt erlebt, als sie von einer jungen Frau aus einem Chor unterstützt wurden. Offenbar sind
sie zum ersten Mal mit einer Sängerin aufgetreten, und es scheint ihnen gefallen zu haben. Als
Band sind sie in Ordnung, aber etwas fehlt ihnen noch. Sie suchen nach magischer Musik, und die
kann ein Normalsterblicher nur unter größten Mühen finden, wenn überhaupt.«
»Ich habe solche Magie in mir«, sagte Orb.
»Ja, davon habe ich gehört. Vielleicht sind Sie ja genau das, was der Band noch fehlt. Ich muß
Sie aber darauf hinweisen, daß einige Bandmitglieder unter einem Drogenproblem leiden; auch wenn
sie sich alle Mühe geben, davon wieder loszukommen.«
»Und das wollen sie mit Musik erreichen?«
»Dieses besondere Lied, von dem Sie gesprochen haben, wäre es in der Lage, ihnen zu
helfen?«
»Das Llano? Ja, das könnte ich mir durchaus vorstellen, man muß es nur finden. Die Zigeuner
halten es für eine Art Allheilmittel.«
»Dann sollten Sie gemeinsam nach diesem Lied suchen.«
»Keine schlechte Idee!« Orb gefiel diese Vorstellung immer besser. »Können Sie mich mit der Band
in Verbindung bringen?«
»Ich könnte Sie zu Ihnen bringen.«
Dann besann sich Orb auf das, was Thanatos vorhin gesagt hatte. »Sie sind drogenabhängig? Was
nehmen die Musiker denn?«
»Sie nennen es H . Dabei handelt es sich nicht mehr um das althergebrachte Heroin, sondern
um eine Designer-Droge, ein künstliches Produkt, das allerdings aus Heroin hergestellt wird.
Dieses Zeug macht schon bei geringsten Dosen abhängig. Die Musiker hoffen nur, durch eine
entsprechende Musik von dieser Sucht befreit zu werden. Im Grunde sind sie keine schlechten
Kerle, nur haben sie sich da auf etwas eingelassen, das sie zu Anfang wohl noch nicht überschauen
konnten.«
»Aber Heroin! Was für eine Hoffnung kann es noch für einen Heroinabhängigen geben?«
Thanatos zuckte die Achseln. »Als ich vor Zeiten beabsichtigte Selbstmord zu begehen, erreichte
die böse Seite in mir annähernd fünfzig Prozent. Erst mein neues Amt hat mir neue Kraft gegeben.
Ich denke, mit der richtigen Motivation und unter geeigneten Umständen kann ein Mensch eine Menge
in sich zum Besseren hin bewegen.«
»Auch in mir steckt Böses«, erklärte Luna, »und dennoch scheint das Schicksal mich auserwählt zu
haben, in einem zukünftigen Konflikt den Schlüssel zur Rettung der Menschheit in den Händen zu
halten. Ich denke daher auch, daß die Rettung für jeden möglich ist, der ernsthaft einen Versuch
dazu unternimmt.«
Orb war etwas aufgefallen. »Sie können also feststellen, wieviel Böses in einem Menschen steckt?
Ich meine, nicht nach dem Tod in seiner Seele, sondern schon vorher, wenn er noch lebt?«
»Ja, das ist mir möglich.«
»Ich...« Orb wußte nicht recht, wie sie es ausdrücken sollte. »Könnten Sie... würden Sie
wohl...«
»Das Verhältnis der Anteile von Gut und Böse in Ihnen lesen? Ja, das ist mir möglich. Doch ich
tue so etwas nur auf ausdrücklichen Wunsch hin.«
»Ich habe vor Luna keine Geheimnisse. Können wir es gleich hier tun?«
»Ganz wie sie wünschen.« Thanatos griff in seinen Umhang und holte zwei glänzende, runde Steine
heraus. Der eine war ebenso hell, wie der andere dunkel war.
Dicht über Orbs Haut ließ er den hellen Stein von Kopf bis Fuß über ihren Körper wandern. Immer
wieder blitzte der Stein kurz auf, und mit jedem Blitzen wurde er heller. Endlich leuchtete er
wie ein Miniaturmond.
Dann nahm Thanatos den dunklen Stein und verfuhr mit ihm genauso. Auch dieser blitzte hin und
wieder auf, und mit jedem Blitzen verdunkelte sich der Stein.
Nun fügte Thanatos die beiden Steine zusammen, und sie schmolzen ineinander, bis sich die
Yin/Yang-Form herausgebildet hatte. Thanatos betrachtete das Ergebnis eingehend. »Das Gute
überwiegt deutlich in Ihnen«, erklärte er. »Doch der Anteil des Bösen ist nicht zu übersehen. Sie
müssen etwas sehr Schlimmes getan haben.«
Orb dachte kurz nach und beschloß dann, ihr Geheimnis nicht für sich zu behalten. »Ich hatte eine
Affäre mit einem Mann«, gestand sie. »Ich habe
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