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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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richtigen Worte gefunden, um ihr zu erklären, wie
sie zu einem unehelichen Kind gekommen war.
»Ja, ich will Luna besuchen«, stimmte sie nach kurzem Nachdenken zu. Die Vorstellung gefiel ihr,
denn Luna war stets ihre engste Vertraute gewesen.
Doch vor dem Abflug wollte sie noch ihre alte Freundin, die Hamadryade, sehen. Sie spazierte in
den Sumpf, stellte sich vor die alte Eiche und rief die Nymphe.
Niemand antwortete.
»Hallo, ich bin es, Orb!« rief sie lauter. »Erinnert Ihr Euch denn nicht mehr an mich?«
»Ihr habt Eure Unschuld verloren!« brummte die Dryade irgendwo aus den Zweigen.
Die Hamadryade hatte natürlich recht. Orb hatte einen Mann geliebt und sich ihm hingegeben.
Nein, unschuldig war sie wohl nicht mehr. Großes Bedauern entstand in ihr über diesen Verlust.
Orb legte sich auf den Boden und ließ den Tränen freien Lauf.
Nach einer Weile stieg die Hamadryade von ihrem Baum und streichelte Orb über den Kopf. »Das ist
das Los der sterblichen Frauen«, erklärte sie sanft.
Orb blickte auf. Auch die Baumnymphe weinte.
Orb streckte eine Hand nach ihr aus, doch eine unsichtbare Barriere hinderte sie daran, die alte
Lehrmeisterin zuberühren.
»Können wir denn nicht Freunde bleiben?« fragte Orb.
»Nur aus der Ferne.«
Mehr durfte Orb wohl nicht erwarten. Sie erhob sich, warf der Dryade eine Kußhand zu und kehrte
zu den ihren zurück. Die Magie der Natur schien für die Menschen in dem Maße abzunehmen, wie ihre
Jahre und Erfahrungen zunahmen. Und diese Erkenntnis machte Orb noch trauriger.
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7. Kapitel
Die Band
    Aber es dauerte noch ein gutes Jahr, bis Orb die Reise nach Amerika antrat. Zuerst hatte sie
die Mutter nicht gleich nach Pacians Tod verlassen wollen. Dann kamen Leute aus dem Ort, die ihre
Musik hören wollten, und Orb war von Saal zu Saal gezogen. Schließlich gab es so viele Freunde
und Bekannte, die sie wiedersehen mußte. Und so hatte eins zum anderen geführt. Eines Tages aber
erfuhr sie, daß der Zauberer gestorben war; und Orb machte sich endlich auf, Amerika zu
besuchen.
Luna lebte in Kilvarough, einer von Iren gegründeten Stadt, die nicht nur ihre Lebensart, sondern
auch den Geist Molly Mallone in die Neue Welt mitgenommen hatten. Als das Flugzeug über dem Ozean
flog, wagte Orb keinen Blick aus dem Fenster. Sie versuchte, eine Vorstellung von ihrer Zukunft
zu bekommen, denn die Vergangenheit erschien ihr schmerzlich genug. Mym, Tinka, Orlene, Niobe,
die Hamadryade, all diese Namen waren mit wunderschönen Erinnerungen verbunden, und bei keinem
würde es je wieder so werden wie früher.
Doch als die Ostküste von Amerika näherrückte, besserte sich bei dem Gedanken, Luna bald
wiederzusehen, ihre Laune zusehends. Vor Luna brauchte sie keine Geheimnisse zu haben. So vieles
verband sie miteinander, so vieles hatten sie gemein. Nicht zu vergessen der Bann, den der
Zauberer über die Zukunft der beiden Mädchen gelegt hatte. Warum hatte er sich damit solche Mühe
gegeben? Orb fragte sich auch, was wohl daran war, was sie von der Mutter gehört hatte.
Luna sollte sich mit Thanatos, der Inkarnation des Todes, zusammengetan haben... Eine wenig
erheiternde Vorstellung. Orb sagte sich, daß sie aufgrund dieser Verbindung unbewußt ihre Abreise
immer wieder verschoben hatte.
Die alte Prophezeiung fiel ihr wieder ein: Luna würde vielleicht den Tod und Orb vielleicht den
Bösen heiraten. Blanker Unsinn! Vermutlich irgendeine Weissagung von vorbeiziehenden Zigeunern.
Natürlich wußte Orb, daß sich einige Zigeuner aufs Handlesen verstanden, doch wenn man ihnen
nicht genug zahlte, neigten sie dazu, irgend etwas Eigenartiges zu prophezeien.
Vielleicht hatten sie in dem Zauberer auch nur einen einfältigen Touristen gesehen. Der Zauberer
hingegen hatte diese Weissagung viel zu ernst genommen und dann gleich den Bann über die beiden
Mädchen gelegt, damit deren Zukunft für alle Welt im dunkeln liegen sollte.
Selbstverständlich würde Orb sich nie mit dem Bösen einlassen, sei es nun in Gestalt eines Dämons
oder gar des Teufels selbst! Aber wenn Luna sich mit dem Tod einließ...
Luna holte sie am Flughafen ab. Im ersten Moment erkannte Orb sie gar nicht wieder. »Luna, was
hast du denn mit deinem Haar gemacht?«
Luna hatte die honigfarbenen Locken abgeschnitten und trug jetzt eine braungefärbte
Kurzhaarfrisur. Von ihrer Schönheit hatte sie dadurch nichts eingebüßt, doch sie wirkte auf Orb
im ersten Augenblick wie eine Fremde.
»Vater hat mir das

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