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Inkasso Mosel

Titel: Inkasso Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Es war noch nicht einmal acht Uhr morgens. Gabi und Grabbe konnten auf der anderen Seite des Tisches ihr Grinsen kaum verbergen.
    »Ist man jetzt bei der Polizei soweit gekommen, dass man sich darüber amüsiert, wenn ein unbescholtener Bürger, der obendrein große Verdienste um das Wohl der Stadt erworben hat …»Niemand möchte Ihren Mantel festhalten.«
    »Habe ich Mantel gesagt?« Haupenberg stockte. Dann schüttelte er den Kopf und fuhr fort. »Mein Mandant hat vollkommen unnötig eine ganze Nacht in einer Zelle verbringen müssen.«
    »Sie haben vergessen zu erwähnen: bei Brot und Wasser. Oder was wurde gestern Abend vom Le Coque Rouge und heute Morgen vom Hotel Kaiserthermen in Ihre Zelle geliefert?« Gabi sprach Balzer direkt an, um ihn aus der Reserve zu locken, und ignorierte Haupenbergs Bemühungen, das Gespräch an sich zu reißen.
    Balzer ging ebenso wenig wie sein Anwalt auf ihre Provokation ein. Er warf einen angewiderten Blick auf die grünen Ärmel seines Trainingsanzugs, den er seit der Beschlagnahmung seiner Kleidung tragen musste.
    »Kommen wir zur Sache, was wollen Sie noch von meinem Mandanten?«
    »Zuerst einmal eine Speichelprobe«, sagte Grabbe.
    »Warum?«
    »Um eine genetische Übereinstimmung mit den Spuren in Hanna Harras’ Wohnung zu überprüfen«, antwortete Grabbe.
    »Zum Beispiel mit den Schamhaaren, die im Bett gefunden wurden und eindeutig nicht von der Toten stammen«, ergänzte Gabi. »Oder haben Sie Ihrer Mitarbeiterin die Arbeit ans Bett gebracht und dabei Ihre Hose runterlassen müssen, Herr Balzer?«
    Balzer wirkte weit ruhiger als während der Hausdurchsuchung am Vortag. Nur als Gabi sich eine Zigarette anzündete, blitzte seine Gereiztheit auf. Er ließ sich aber gleich wieder von seinem Anwalt besänftigen, der ihm die Hand auf den Unterarm legte: »Was die Beziehung zu Frau Harras angeht, räumen wir eine nähere Bekanntschaft ein.«
    »Näher oder intim?« Gabi blies den Rauch über den Tisch in Balzers Richtung. Sie beobachtete, wie die Adern an seinem breiten Hals anschwollen und er sich so weit es ging nach hinten lehnte.
    »Ich war mit ihr bekannt«, zischte Balzer. »Aber damit hatte es sich auch.«
    Gabi drückte die Zigarette in den Aschenbecher. »Wollen Sie nicht reinen Tisch machen, anstatt hier nach der Salamitaktik eins nach dem anderen zuzugeben, was wir Ihnen sowieso schon beweisen können? Erst müssen wir mit der Gegenüberstellung eines Zeugen drohen, der Sie am Tatabend auf dem Flur vor der Wohnung der Ermordeten gesehen hat. Dann geben Sie zu, bei ihr gewesen zu sein, aber ihr nur Arbeit aus dem Büro gebracht zu haben. Jetzt sind wir bereits soweit, dass Sie eine Bekanntschaft einräumen.« Gabi schlug heftig mit der flachen Hand auf den Tisch und registrierte mit Genugtuung, dass die beiden Herren auf der anderen Tischseite, ihr Kollege Grabbe mit eingeschlossen, zusammenzuckten. »Geben Sie doch endlich zu, dass Sie den Tod von Frau Harras verschuldet haben. Es ist ja durchaus möglich, dass keine Mordabsicht dahinter stand.«
    »Es gibt überhaupt keine Beziehung und erst recht kein Motiv, warum mein Mandant Frau Harras hätte töten sollen.«
    »Ich könnte Ihnen einen ganzen Koffer voll nennen. Sie wollte nicht mehr die heimliche Geliebte sein, wollte vielleicht mit seiner Frau reden. Eine Trennung von seiner Ehefrau könnte für ihn den wirtschaftlichen Ruin bedeuten.«
    »Quatsch, totaler Quatsch«, schrie Balzer und sprang auf. »Das lass’ ich mir nicht länger gefallen.«
    »Falls Sie gehen wollen, mache ich Sie darauf aufmerksam, dass Sie weiterhin festgenommen sind.«
    »Was soll das heißen?«
    »Mir bereitet da noch eine Sache Kopfzerbrechen.« Grabbe ging nicht auf die Frage ein. Er sprach vollkommen emotionslos, was seinen Worten eine um so größere Bedeutung gab. »Wir haben gleich mehrere sehr beunruhigende Aussagen über Gewaltausbrüche von Herrn Balzer zu Protokoll nehmen müssen, die sich immer nach dem gleichen Muster abgespielt haben.« Er richtete seine Worte ausschließlich an den Anwalt, als wäre Balzer nicht anwesend. »Ihr Mandant nahm seine Gegner in den Schwitzkasten, wobei er ihnen entweder das Knie ins Kreuz rammte oder sie bis in Hüfthöhe herunterriss.«
    »Das ist doch ein abgekartetes Spiel, das gibt eine Dienstaufsichtsbeschwerde«, brüllte Balzer.
    Grabbe fuhr ungerührt fort: »Selbst ein Videoband liegt uns vor, in der Balzer während einer Basketballbegegnung einen über zwei Meter großen Spieler der

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