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Inkasso Mosel

Titel: Inkasso Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Balzer ein Geständnis ablegen und Haupenberg kann höchstens noch versuchen, die Sache als Totschlag darzustellen.«
    »Ihr wisst ja gar nicht, was Balzer für einen gewaltigen Klumpen Dreck am Stecken hat«, sagte Meier. »Der hat bei der Steuerfahndung die Grenzen zur Illegalität genau abstecken gelernt. Übrigens, weder seine ehemaligen Basketball- noch seine Finanzamtskollegen will er heute noch kennen.«
    »Mit den Klassenkameraden verhält es sich ebenso«, ergänzte Walde.
     
    Die Kollegen verschwanden in ihren Büros und ließen Walde allein auf dem Gang zurück. Indem er von außen an seine Jackentasche klopfte, kontrollierte er, ob sich das erbeutete Handy vom gestrigen Abend noch darin befand.
    Meier kam aus seinem Büro und stutzte, als er Walde an derselben Stelle wie zuvor antraf.
    »Die Sonderkommission Graffiti, wo kann ich die finden?«, fragte Walde.
    »Nie von gehört, hat Stiermann sich das ausgedacht?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich muss dann mal weiter.« Meiers Gesichtsausdruck war anzusehen, dass er sich ernsthaften Aufgaben widmen musste.
    »Was macht die family?«, Stiermann kam herangestiefelt. Wahrscheinlich hatte er mitbekommen, dass sein Name gefallen war.
    »Wächst und gedeiht«, rutschte es Walde mechanisch heraus.
    »Sie sind trotz Urlaub in den Fall Harras involviert, das weiß ich zu schätzen, aber was Herrn Balzer angeht, so ist mir sehr Unerfreuliches zu Ohren gekommen. Herr Balzer ist ein sehr angesehener Großinvestor, mit denen die Stadt nicht gerade gesegnet ist. Er soll soeben in einem schäbigen Trainingsanzug auf die Straße entlassen …«
    »Tut mir Leid«, unterbrach ihn Walde. »Ich bin lediglich in meiner Funktion als wachsamer Bürger hier. Es geht um Graffiti. Können Sie mir sagen, wo ich die Sonderkommission finden kann?«
    »Kommen Sie mit, ich bin auf dem Weg dorthin.«
    Walde fügte sich in sein Schicksal und versuchte mit seinem Chef Schritt zu halten, dessen Stiefel auf den Fliesen metallisch klackten. Das Büro der Sonderkommission lag in einem Nebenflügel. Es war winzig klein und mit zwei Schreibtischen ausgestattet, von denen einer komplett mit Fotos bedeckt war. An dem anderen saß ein Mann mit dunklem Haar und arbeitete an einem Rechner. Als er bemerkte, dass jemand in den Raum kam, drehte er sich um.
    Zu seiner Überraschung stellte Walde fest, dass es Rob war. Rob, der Schnauz, wie er genannt wurde, war vorher bei der Verkehrspolizei im Innendienst tätig gewesen. In seiner Freizeit arbeitete er als Fotograf, mitunter auch für Uli’s Extrablatt.
    »Darf ich vorstellen?«, sagte Stiermann.
    »Wir kennen uns bereits.« Walde gab dem Kollegen die Hand.
    Stiermann strich an der Kante des Schreibtisches vorbei, auf dem Fotos von Graffiti aus dem gesamten Stadtbereich lagen. »Am Busbahnhof neben dem Haus der Barmherzigen Schwestern ist ein neues Graffito aufgetaucht.«
    »Ich war schon da.« Rob rief ein Dokument auf und zeigte auf den Monitor, wo sich ein Bild aufbaute. »Das geht meiner Meinung nach auf das Konto der IWA.«
    »IWA?«, fragte Walde.
    Der Polizeipräsident ging an eine große Pinnwand neben der Tür, die Walde noch nicht bemerkt hatte. Hier waren mit Magneten befestigte Fotos zu sehen.
    »Diese hier stammen von der IWA, Illegal Writers’ Activities. Diese Gruppe, die vornehmlich in der City operiert, erkennt man daran, dass sie American Graffiti auf recht hohem Niveau sprayt. An und für sich ist nichts dagegen einzuwenden, wenn die ein oder andere Unterführung oder …«
    Walde schaltete seine Ohren auf Durchzug, um dem gebetsmühlenartig wiederholten jugendsoziologischen Exkurs des Polizeipräsidenten zu entgehen. Als Stiermann geendet hatte, nickte Rob seinem Chef zu, der sich mit einem obligatorischen ›See You!‹ verabschiedete.
    »Wo ist der Rest der Sonderkommission?«, fragte Walde, als er endlich mit Rob allein war.
    »Ha, ha, ich bin der Einzige, der dafür freigestellt ist und versuche erst einmal, ein komplettes Register anzulegen, wobei allein in der letzten Nacht soviel neu gesprayt wurde, dass ich kaum eine Chance habe, nachzukommen.«
    Jetzt fiel Walde auf, dass unter jedem Bild Straße und Hausnummer eingetragen waren. »Deshalb bin ich hier.« Walde zeigte auf seine Jackentasche. »Ich hab’ hier ein Handy, das letzte Nacht wahrscheinlich ein Sprayer verloren hat.«
    »Wahrscheinlich? Ist es nun von einem Sprayer oder nicht?«
    »Jedenfalls ist der Typ vor mir davongelaufen, als ich ein frisches Graffito auf der

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