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Inkasso Mosel

Titel: Inkasso Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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hingekriegt?«
    »Keine Ahnung, ich hab’ mir eine Skizze gemacht, war kein Problem, ich hab’ Leistungskurs Kunst«, brummte Philipp und ignorierte dabei seinen Vater, der stolz grinste. »Ich guck es mir noch mal bei Tageslicht an.«
    »Ich dachte, du könntest nur …«
    »Monster malen?«, vervollständigte Philipp Waldes Satz, und als dieser fast unmerklich zustimmte: »Auch für Monster muss man was drauf haben, das ist zwar nicht jedermanns Geschmack, aber die Technik ist dieselbe. Du bist ja bestimmt auch nicht der Meinung, dass Breughel ein Stümper gewesen ist, obwohl der viel Horror gemalt hat.«
    »Keinesfalls.«
    Beim zweiten Klingeln wurden sie mit ,Freude, schöner Götterfunken aus der andächtigen Betrachtung der Deckenmalerei gerissen.
    Gabi kam in die Diele gestakst: »Jetzt wird es aber Zeit!«
    »Was willst du denn hier?«, Walde war perplex.
    »Es geht nicht um mich oder dich, hast du vergessen, dass wir heute Abend verabredet sind?«
    »Sicher kein Rendezvous mit dir!«
    »Das ist aber gar nicht charmant.« Gabi zog eine Schnute. »Sag’ bloß, du hast Harry vergessen?«, sagte sie.
    »Mist!« Walde schlug sich an die Stirn. »Ist etwa schon Donnerstag?« Er hatte verschwitzt, dass er zugesagt hatte, zum Treffen mit seinem Kollegen Harry in den Muselfesch zu kommen. Zu den Musikproben mit den Bandkollegen, die ebenfalls donnerstagabends stattfanden, hatte er sich bereits seit Wochen abgemeldet.
     
    »Du brauchtest mich nicht abzuholen, bis zum Muselfesch hätte ich auch zu Fuß gehen können«, sagte Walde, als er vor der Haustür neben Gabis Wagen stand.
    »Spar dir deine Energie für die Renovierung auf und steig endlich ein«, Gabi öffnete ihm von innen die Beifahrertür.
    Walde rutschte in den Sitz und Gabi gab augenblicklich Vollgas. Ein Mann mit dunklem Haar und dunkler Lederjacke ging auf dem Bordstein an der Klostermauer entlang. Für einen Augenblick glaubte Walde, es sei derjenige, der ihn in Ulis Kneipe bedroht hatte. Aber bevor er Gabi bitten konnte, anzuhalten, bog sie schon ins Verkehrsgewühl ein. An der roten Ampel vor der Lindenstraße ließ sie den Motor mehrmals im Leerlauf aufheulen. Gabi wuchtete ihre Handtasche vom Wagenboden hoch und warf sie Walde auf den Schoß. Auf der rechten Fahrbahnseite erspähte sie eine schmale Lücke. Sie rangierte den Wagen so forsch, dass sich der Hintermann verzweifelt die Hände vor das Gesicht schlug, und schlitterte dann mit quietschenden Reifen von der linken auf die rechte Spur bis knapp an die Stoßstange eines dort wartenden Lieferwagens.
    »Pass’ doch auf!«, entfuhr es Walde.
    »Wer ist denn hier rücksichtslos?«
    »Weißt du eigentlich, dass wir in drei Tagen den ersten Advent haben?« Walde wollte das Thema wechseln, außerdem hatte er keine Lust, sich den kalten Novemberwind um die Ohren wehen zu lassen.
    Gabi drehte das Gebläse der Heizung auf die höchste Stufe und fluchte, weil vor ihr ein Wagen bei Gelb an der Ampel hielt. Ihr Telefon piepste.
    Noch bevor Walde sich versah, schnellte Gabis rechte Hand in die Tasche, die auf seinem Schoß lag, und wühlte eifrig darin herum.
    »Da ist es ja!«, sie grinste Walde an, der sich stocksteif aufsetzte. Endlich hatte sie das Telefon am Grund der Tasche gefunden und sah auf das Display.
    »Kaum bin ich vom Hof, hängt ihr schon an der Strippe!«, meldete sie sich. Sie hörte eine Weile zu. »Schöne Scheiße«, entfuhr es ihr. Nach wenigen Sekunden warf sie das Handy in die Tasche zurück und klappte das Handschuhfach auf. Sie zog eine Blaulichtkugel heraus, schaltete sie an und drückte sie dem verdutzten Walde in die Hand.
    »Was soll das?«, schrie dieser gegen das Geheul des Martinshorns an.
    »Erklär’ ich dir später«, schrie Gabi zurück. Sie scherte aus und fuhr neben den bei Grün anfahrenden Vordermann. Als der Fahrer sie wahrnahm, trat er erschrocken auf die Bremse. Gabi gab Vollgas. Keine hundert Meter weiter staute sich der Verkehr vor der Ampel zur Uferstraße. Dahinter ging nichts mehr.
    »Schöne Scheiße!«, fluchte Gabi.
    »Hier«, Walde reichte ihr das rotierende Blaulicht hinüber.
    Gabi gestikulierte hektisch: »Wir müssen da durch. Was soll das?«
    »Ich gehe zu Fuß.«
    »Wir sind im Einsatz!«
    »Ich hab’ Urlaub.« Walde setzte das grelle Blaulicht auf der Konsole vor der Windschutzscheibe ab.
    »Das kannst du nicht machen!«
    »Du siehst doch, dass ich das kann.« Walde öffnete die Beifahrertür.
    »Und wo mach’ ich das hin?« Sie zeigte auf

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