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Inkubus

Inkubus

Titel: Inkubus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Versammlung zu machen. Was ich Ihnen hiermit mitteile, steht nicht zur Diskussion und gilt ohne Einschränkungen. Eigentlich wäre ich nicht einmal verpflichtet, Sie von diesen Entschlüssen in Kenntnis zu setzen. Wenn ich es dennoch tue, dann wie gesagt allein, weil ich nicht vergesse, was Sie durchgemacht haben, und wegen Ihrer Verdienste für die Truppe.« An dieser Stelle sah der Polizeipräsident Amaldi bohrend an. »Allerdings … bin ich der Meinung, dass Ispettore Capo Palermo bestens dafür qualifiziert ist, diesen Fall erfolgreich abzuschließen. Ich möchte Sie daran erinnern, dass er derjenige war, der die ersten wesentlichen Verbindungen zwischen dem Mordfall Garcovich und Ramondi hergestellt hat. Verbindungen, die Sie und Ihre Männer bewusst ignoriert haben. Darüber hinaus kennt Ispettore Capo Palermo Primo Ramondi besser als jeder andere … Und schließlich, Commissario Amaldi«, hier zündete sich der Polizeipräsident erbost den Zigarettenstummel an, »hat Ispettore Capo Nicola Frese gerade auf ebenso dumme wie bewundernswerte Weise seine Loyalität Ihnen gegenüber bewiesen, als er mir persönlich, ehe Sie eintrafen, bestätigt hat, dass er Ihrer Vorgehensweise, Ihrem Instinkt blind vertraut … und dass er sehr stark bezweifelt, dass Primo Ramondi unser Mörder ist.«
    Amaldi drehte sich überrascht zu Frese um. Sein Stellvertreter schaute nicht auf.
    »Wie Sie sicherlich verstehen«, fuhr der Polizeipräsident fort, »qualifiziert diese Erklärung Ispettore Capo Frese nicht als besten Kandidaten für Ihre Nachfolge.«
    »War’s das?«, fragte Amaldi tonlos.
    »Nein, das war’s noch nicht. Ich werde Ihnen schon sagen, wenn ich fertig bin«, antwortete der Polizeipräsident harsch. »Sie werden für die Presse bei der Verhaftung von Primo Ramondi anwesend sein und als Team mit Ispettore Capo Palermo auftreten. Ich habe anwesend sein gesagt, Amaldi, nicht … beteiligt sein . Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Amaldi nickte. Für ihn brach gerade eine Welt zusammen.
    »Gut«, sagte der Polizeipräsident und reichte ihm ein Schriftstück und einen Stift. »Dann unterzeichnen Sie für die Unterlagen den Antrag auf einen Haftbefehl an den zuständigen Richter.«
    Amaldi unterschrieb.
    »Und du, Emilio …«, wandte sich der Polizeipräsident lächelnd an Boiron, »als zuständiger Richter kannst den Haftbefehl für Primo Ramondi ja gleich abzeichnen.«
    »Schon erledigt«, sagte Boiron und gab dem Polizeipräsident das Formular zurück.
    »Ispettore Capo Palermo … der gehört nun ganz Ihnen«, schloss der Polizeipräsident und reichte ihm den Haftbefehl weiter. »Walten Sie Ihres Amtes«, und damit erhob er sich von seinem Sessel, woraufhin die anderen ebenfalls aufstanden. »Amaldi, bleiben Sie noch einen Moment …«, meinte er dann.
    Palermo, Frese und Boiron verließen den Raum und schlossen die Tür hinter sich.
    »Bei der Bewertung Ihrer Situation werden natürlich die mildernden Umstände berücksichtigt … die mit Ihrem seelischen Zustand zusammenhängen«, meinte der Jesuit väterlich zu Amaldi. »Keiner von uns möchte Sie auf den Scheiterhaufen schicken, Commissario. An Ihrer Stelle würde ich mir ein ärztliches … ein psychiatrisches Gutachten besorgen. Selbstverständlich ist das nicht meine Idee.«
    »Selbstverständlich«, murmelte Amaldi.
    »Noch ein Letztes«, sagte dann der Polizeipräsident. »In einem vertraulichem Gespräch habe ich erfahren, weshalb mein Freund Boiron zwanzig Minuten gewartet hat, ehe er die Polizei benachrichtigte … Und ich habe mich davon überzeugen können, dass es für den Fall von keinerlei Bedeutung ist. Eine … rein technische Verzögerung, die sich aus einem persönlichen … intimen Problem ergab …«
    »Das ist aber doch nicht mehr mein Fall, oder?«, meinte Amaldi mit einem bitteren Lächeln. »Sie sollten das also besser Palermo erzählen.«
    »Commissario, Sie begehen einen schweren Fehler. Machen Sie die Dinge nicht noch komplizierter.«
    »Komplizierter für wen?«
    »Nach der Verhaftung von Primo Ramondi heben Sie die Überwachung von Boirons Haus auf«, sagte der Polizeipräsident und wandte sich von ihm ab. »Sie können gehen.«
    Palermo schloss die angelaufene Aluminiumtür auf und ging den dunklen Flur entlang, dessen Wände über und über mit Schmutzspuren der Hausbewohner, mit Graffiti zufällig vorbeikommender Vandalen und Kritzeleien Halbwüchsiger bedeckt waren, die nicht wussten, wem außer dem angegrauten Verputz sie

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