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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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und trommelte nachdenklich auf das Lenkrad. Straßenkinder in Brasilien, ging es ihm durch den Kopf. Da gab es Erwachsene, die sich an Kindern vergriffen, um sich zu bereichern. Bei dem Gedanken wurde ihm fast schlecht. Wenn es um Kinder ging, hörte bei ihm der Spaß auf. Aber was nutzte ihm diese Einstellung, wenn er diese Zustände nicht ändern konnte? Nichts. Es war nichts weiter als ein frustrierender Gedanke, der einen zermürben würde, ließe man ihn auf Dauer zu. Darum schob er ihn von sich und versuchte, sich auf den nächsten Ermittlungsschritt zu konzentrieren. Er wusste, dass es ein Nierenzentrum in Wiesbaden gab. KfH nannte es sich und musste irgendwo in der Nähe der Aukammallee sein.
    Der Klingelton seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken. Michael meldete, dass Katrin Buhr im Präsidium saß. Martin gab Anweisung, mit der Befragung auf ihn zu warten. Er startete den Wagen und quälte sich im Schneckentempo voran. Es schien, als ob alle Wiesbadener auf den Straßen unterwegs waren, um noch die letzten Panikkäufe für Weihnachten zu tätigen.

47
     
    Erst zwanzig Minuten später war Martin Sandor im Präsidium. Katrin Buhr saß allein im Vernehmungszimmer. Als Martin mit Paul hereinkam, zuckte sie erschrocken zusammen.
    »Guten Morgen, Frau Buhr«, Martin reichte ihr die Hand und nahm ihr gegenüber Platz. »Schön, dass Sie Zeit für uns haben.«
    »Ich wurde nicht gefragt, ob ich Zeit habe«, fuhr sie Martin unfreundlich an. »Ihr Kollege hat mich gezwungen, mitzukommen.«
    »Und das zu recht.« Eindringlich sah der Kommissar die Frau an. »Wir haben wichtige Fragen an Sie.«
    »Fragen?« Sie lachte höhnisch. »Ich hätte lieber ein paar Antworten. Aber wahrscheinlich wissen Sie immer noch nicht, was Peter zugestoßen ist.«
    »Beschweren Sie sich bitte nicht über mangelnde Information. Wir wären in dem Fall sicher schon viel weiter, hätten Sie uns Ihr Wissen nicht vorenthalten.«
    »Was soll ich schon wissen, was Sie interessiert?«
    »Eine ganze Menge. Da ist zum Beispiel die Tatsache, dass sie Anja Schulte kannten.«
    Katrins Augen wurden schmal und blickten Martin wütend an. Dann senkte sie den Blick und starrte schweigend auf den Boden.
    »Und nicht nur das. Sie wussten, dass Anja Schulte ein Verhältnis mit Ihrem Freund hatte. Seit wann wussten Sie davon?«
    »Ich weiß von nichts.«
    »Erzählen Sie das Ihrer Großmutter. Also seit wann?«
    »Peter hatte kein Verhältnis mit dieser Schulte. Ich kenne die Frau doch gar nicht.«
    »Dann haben Sie sich sicher verwählt, als Sie sie angerufen haben?«
    »Das muss dann wohl so sein.«
    »Frau Buhr«, sagte Martin eindringlich, »hören Sie auf, zu lügen. Wir wissen doch, dass Sie von den beiden wussten. Die Frage ist nur: seit wann?«
    Katrin zögerte. Ihr war klar, dass es keinen Sinn hatte, sich noch länger der Frage des Kommissars zu verweigern. Ärgerlich antwortete sie schließlich: »Seit ich mich um Informationen im Mordfall Peter Bielmann bemüht habe.« Der deutliche Vorwurf war nicht zu überhören. »Dieses Miststück hat mir selbst davon erzählt. Und hätten Sie schneller reagiert, hätte Ihnen die Schlampe, bevor sie abgekratzt ist, diese Information bestätigen können.«
    »Womit wir bei einer weiteren Frage sind.« Nun klang auch Martin gereizt. »Sprechen Sie Englisch?«
    Diese Frage verwirrte Katrin offensichtlich. Unsicher antwortete sie: »Ja. Warum wollen Sie das wissen?«
    »Dann dürfte Ihnen das Übersetzen des Wortes Schlampe ins Englische keine Probleme bereitet haben.«
    Katrins Wangen färbten sich rot.
    »Ich sehe, Sie wissen, worauf ich hinaus will«, deutete Martin die Reaktion.
    »Ich habe keine Ahnung.« Katrin machte ein gleichgültiges Gesicht.
    »Dann setze ich Sie mal in Kenntnis.«
    Paul merkte Martin die Anspannung an und er wusste, dass es nicht mehr lange dauerte, bis sein Chef laut werden würde.
    »Sie haben Anja Schulte kurz vor ihrem Tod das Wort ›Bitch‹ in die Fahrertür ihres Autos gekratzt.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Leiden Sie an Amnesie, dass Sie das vergessen haben?« Martin hob bereits die Stimme.
    »Ich war das nicht.«
    »Jetzt ist aber mal Schicht im Schacht!«, rief er laut und schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Ja, das könnt ihr«, erwiderte Katrin wütend. »Laut rumschreien, statt eure Arbeit anständig zu machen. Sagen Sie, überlegen Sie sich im Vorfeld schon zum Mordfall passende Ausdrücke, die Sie beim Verhör unschuldiger Menschen verwenden, um

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