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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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einzig verzwickte Sache.
     
    Als Martin verschiedene Befunde vorliegen hatte, ging er ins Nebenzimmer, wo der Rest der Mannschaft saß. Er erzählte ihnen zunächst von dem Telefonat mit Tobias.
    »Das war ja klar wie Kloßbrühe«, schimpfte Paul. »Als wir das erste Mal bei Frau Wellner waren, hatten wir gleich den Eindruck, dass ihre Ehe nicht besonders gut ist. Eine Geliebte erklärt da einiges.«
    Michael stand am Fenster und blickte schweigend hinaus. Martin ging zu ihm hinüber und sah ihn aufmerksam an. Er hatte seinen Kollegen selten so erschüttert gesehen.
    »Ich krieg das Bild von ihrem Gesicht nicht aus dem Kopf«, sagte er traurig. »Das jemand so enden muss. Das ist einfach zum Kotzen. Sie schien richtig nett zu sein. Und sie hatte irgendwas Faszinierendes an sich.«
    »Das Faszinierendste war ihr Ferrari«, sagte Paul, wofür er von Dieter einen zurechtweisenden Blick erntete.
    Michael wandte sich um und lächelte müde. »Ja, der wohl auch.«
     
    Wenig später gesellte sich Egon Milster zu ihnen und die Besprechung begann. Martin informierte alle über den bisherigen Kenntnisstand.
    Laut Obduktionsbericht war Susanne Wellner an den Folgen einer Vergiftung gestorben. Man hatte ihr Mivacurium in hoher Dosis in den Bauchnabel injiziert. Das Anästhetikum gehörte zum sogenannten Curare-Typ.
    »Curare«, wiederholte Dieter und nickte vor sich hin. »Das ist ein Gift der Indios in Südamerika, das sie als Pfeilgift nutzen. Sie stellen das aus verschiedenen Lianenarten her. Soweit ich weiß, ist das ein hochgiftiges Nervengift, das die Reizübertragung von Nerven auf die Muskeln unterbricht.«
    »Und so was Exotisches hat man der Wellner gespritzt?«, staunte Milster.
    »Nein, nein. Man nennt dieses Medikament nur Curare-Typ, weil es die gleiche Wirkungsweise hat«, erklärte Dieter weiter. »Heutzutage wird Curare nicht mehr eingesetzt, stattdessen bedient man sich synthetischer Mittel, die nebenwirkungsärmer sind.«
    Milster staunte nicht schlecht über Dieters Wissen.
    Martin fügte ergänzend noch einige Zeilen von Dr. Stieber hinzu, in denen erklärt wurde, dass durch das Mittel die Atmung gelähmt wurde, der Kreislauf zusammengebrochen und der Tod innerhalb von Minuten eingetreten war. Aufgrund fehlender Hämatome an den Verletzungen der Toten, war klar, dass Susanne Wellner bereits tot war, als sie überrollt wurde. Allerdings fanden sich kleinere, aber deutliche Hämatome an beiden Schulterblattspitzen, was auf eine heftige Berührung mit einer Fläche schließen ließ, als sie noch lebte. Am Oberarm gab es eine Schnittwunde, die sie sich ebenfalls kurz vorm Tod zugezogen haben musste. Außerdem fanden sich zu aller Erstaunen Spermaspuren, die nach Stiebers Meinung etwa dreißig Stunden alt waren.
    »Demnach hätte sie also am Montag Geschlechtsverkehr gehabt. Denn den Todeszeitpunkt hat Stieber auf Dienstagabend, den achtundzwanzigsten Dezember, siebzehn Uhr plus, minus zehn Minuten festgelegt«, sagte Martin.
    »Sie hat tatsächlich mit diesem Ekelpaket noch Sex gehabt.« Angewidert verzog Paul das Gesicht.
    »Oh, Paul«, sagte Michael. »Den Sex muss sie ja nicht mit ihrem Mann gehabt haben.«
    »Na, das sollten wir schnell herausgefunden haben.« Martin schlug den Obduktionsbericht zu.
    »Wie hat Wellner auf den Tod seiner Frau reagiert?«, wollte Milster wissen.
    »Er ist ziemlich ausgeflippt«, sagte Paul, der die Todesnachricht zusammen mit Martin überbracht hatte.
    »Könnten Sie sich bitte etwas genauer ausdrücken, Herr Fischer«, bat Milster vorwurfsvoll.
    »Er hat uns angeschrien und praktisch aus dem Haus geworfen. Wir haben ihn dann kurz in Ruhe gelassen und ihm anschließend mitgeteilt, dass sich die Spurensicherung im Haus umsehen muss. Das hat ihn auch nicht gerade beruhigt.«
    »Was für einen Eindruck hatten Sie, Sandor?«
    »Schwer zu sagen, aber ich hatte das Gefühl, dass er mehr Ärger als Trauer empfindet. Außerdem hat er was von einem Anruf erzählt, den er angeblich in der Klinik erhalten hat. Eine männliche Stimme soll ihn gebeten haben, schnell nach Hause zu kommen, weil seine Frau zusammengebrochen sei. Er sagt, er ist tatsächlich hingefahren, hätte aber niemand vorgefunden und sei deswegen verärgert wieder in die Klinik zurückgekehrt. Er hat es als schlechten Scherz aufgefasst.« Martin berichtete Milster auch von der Vermutung, dass Wellner womöglich eine Geliebte hatte.
    »Ach, herrje! Das überprüfen Sie aber bitte, bevor Sie gleich ein Mordmotiv

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