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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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wir uns wohl nicht einig. Aber wenn du mir deinen Dank beweisen willst, sorg einfach dafür, dass sie die Finger von mir lassen.«
    »Abgemacht.«
    Ich hielt mich hinter ihm, als wir in die Station gingen. Vier Wächter, darunter Hani, traten aus den dunkelsten Ecken des Raums und kamen rasch näher. Ihre glühenden Augen richteten sich auf mich. Fluchtbereit wich ich ein paar Schritte zurück.
    »Wir eskortieren sie in eine Zelle, Captain«, erbot sich Hani. Er streckte schon die Hand nach meinem Arm aus, als Malachis Anweisung, kühl und knapp, ihn erstarren ließ.
    »Sie kommt mit mir.«
    Sofort wurde klar, dass sie es – ungeachtet ihrer monströsen Größe und Kraft – nicht wagten, ihm ins Gesicht zu sagen, was sie von ihm hielten. Sie zogen sich sofort zurück. Ohne ein weiteres Wort wies mir Malachi den Weg durch den Korridor. Er ließ mich vorangehen, sodass er zwischen mir und den Wächtern war. Langsam tapste ich den Korridor entlang, fragte mich, ob er mich ansah und warum mein Herz so unregelmäßig schlug.
    Malachis Quartier hatte kein Fenster und war völlig schmucklos. Sein Zimmer war wie alles andere an ihm – nichts Unnötiges, nichts Überflüssiges. Sein schmales Feldbett stand in einer Ecke, direkt daneben ein Kleiderständer, auf den er seine blutige, fleckige Rüstung hängte. Außerdem gab es an der anderen Wand einen kleinen Schreibtisch. Darauf lagen nur ein Füllfederhalter und ein Buch, wohl eine Art Tagebuch. In einer Ecke ragte ein Stapel ähnlicher Bücher auf, der so hoch war wie ich. Eine ganze Menge Tagebücher. Zwei der Wände waren mit einem kleinen Arsenal von Klingen und Stäben unterschiedlicher Länge bedeckt. An der uns gegenüberliegenden Wand hing ein riesiger Stadtplan.
    Ich beobachtete, wie er sich lautlos durch sein Zimmer bewegte. Seit er wieder auf den Beinen war, hatte er sich rasch von seiner Verletzung erholt. Er ging zu einer Truhe am Fußende des Betts und holte Kleider heraus. Es kostete mich einige Anstrengung, den Blick von ihm zu lösen und auf den Stadtplan zu richten.
    Die Stadt war hier bis ins kleinste Detail abgebildet und überall mit winzigen Beschriftungen in einem fremdartigen Alphabet versehen. Ich kniete mich hin, als ich am südlichen Ende der Karte eine Skizze des Selbstmordtors entdeckte. Mit dem Finger fuhr ich sachte über das abgegriffene Papier und versuchte, dem Weg zu folgen, den ich eingeschlagen hatte, aber bald verlor ich mich in dem Labyrinth. Auf dem Plan war diese Stadt ebenso unmöglich wie in Wirklichkeit. Ich war so vertieft, dass ich unwillkürlich wegzuckte, als sich Malachis Hand um meinen Ellbogen schloss.
    »Entschuldige.« Er hob die Hand, um zu zeigen, dass er nichts Böses im Sinn hatte. Er trug jetzt eine Militärhose und ein eng anliegendes dunkles Hemd, das mich veranlasste, ein paar Sekunden länger als nötig auf seine Brust zu starren. Unterdessen richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Karte und deutete auf ein kleines Rechteck auf Höhe meiner Taille. »Das ist die Station.« Dann wanderte sein Finger weiter nach unten und nach rechts. »Hier warst du, als Amid dich gefunden hat.« Er wies auf eine Stelle rechts vom Stadtzentrum. »Und da hatte dich Sil hingebracht, als Ana und ich euch einholten.«
    »Wohin wollten sie mich führen?«
    »Vermutlich in ihr Nest.«
    »Wo ist das?«
    »Das weiß ich nicht genau. Ich sollte es aber rausfinden.« Mit finsterer Miene blickte er zu Boden.
    Rasch wandte ich mich wieder dem Stadtplan zu. »Hast du den gezeichnet?«
    »Ja. Aber die Stadt ändert sich. Sie wächst. Trotz ihrer Mauern dehnt sie sich aus wie etwas Lebendiges. Ich versuche, auf dem Laufenden zu bleiben.«
    »Wo werden wir nach Nadia suchen?«
    »Das hängt von dir ab«, sagte er, während sein Blick über den Plan schweifte. »Kannst du mir deine Träume beschreiben? Die Träume nach ihrem Tod, meine ich.«
    »Da kommt wohl nur einer infrage. Du hast sie nämlich gesehen, Malachi. Du hast mit ihr gesprochen.«
    Er machte große Augen. Schon wollte er nach meinem Arm greifen, ließ es aber dann doch bleiben. »Könntest du mir deinen Arm zeigen?«
    Ich tat ihm den Gefallen. Während er Nadias Bild betrachtete, erklärte ich: »Ich habe dich durch ihre Augen gesehen. Du hast gegen einen gewissen Ibram gekämpft.«
    Automatisch griff Malachi an seine linke Schulter. »Du hast mich gesehen?«, fragte er verwundert. Dann schloss er die Augen. »Deshalb wolltest du mir nicht sagen, warum du hier bist. Deshalb

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