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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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Waffen aufeinander los
. Na ja, vielleicht war es gar nicht so viel anders als der übliche Schulmädchentreff.
    Als Ana fertig war, hielt sie einen windschiefen Spiegel in die Höhe. Mein Spiegelbild erinnerte mich an ein Picasso-Gemälde aus einem meiner Schulbücher. »Ähm, es ist toll?«
    »Na ja, so fallen dir jedenfalls die Haare nicht ins Gesicht. Jetzt die Kleider. Ich würde sagen, meine Sachen passen dir.« Wiederwühlte sie in ihrer Truhe und förderte ein brauchbares Paar Stiefel und ein ganz ähnliches Outfit zutage, wie Malachi es getragen hatte. Ich zog das eklige grüne T-Shirt aus und ein marineblaues Top über, das sich weich an meine Haut schmiegte. Die Hose saß ein bisschen locker, aber es war trotzdem das Bequemste, was ich seit meiner Ankunft am Leib gehabt hatte.
    Ana musterte mich von oben bis unten. »Du siehst aus wie ein Wächter.«
    Als sie meinen entsetzten Blick auffing, lachte sie. Kein Mädchen hört gerne, dass es einem Nashorn ähnelt. »Wie eine von uns«, stellte sie klar. »Du siehst aus wie eine von uns.«
    »Sind du und Malachi die einzigen –?«
    »Zurzeit sind wir die einzigen Menschen bei der Wache.« Plötzlich hatte Ana nichts Dringenderes zu tun, als ihre Truhe wieder einzuräumen. Nach ein paar Minuten war sie mit ihren peniblen, ziemlich unnötigen Aufräumarbeiten fertig. »Malachi ist noch nicht wieder da, gehen wir also erst mal essen und dann in den Trainingsraum.«
    »Eigentlich hab ich keinen großen Hunger.«
    Ana sah mir in die Augen. »Ach ja. Hab ich vergessen. Das ist, weil das Essen hier nichts für dich ist. Du bist am falschen Ort. Malachi hat es gleich gewusst. Wahrscheinlich ist er deshalb so darauf erpicht, dich hier rauszuschaffen.«
    »Das Essen ist nichts für mich?« Hatte ich deshalb keinen Hunger?
    »Lass mich raten – nichts sieht gut aus. Von allem, was es hier gibt, kannst du so viel haben, wie du willst. Aber nichts reizt dich, stimmt’s?«
    Es durchzuckte mich, als das unwillkommene Bild von Malachis nackter Brust vor mir aufblitzte. »Nein, nichts reizt mich«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    Ana sah mich komisch an. »Klar, du bist am falschen Ort. Die meisten Leute hier holen sich Sachen so wie früher auf der Erde, sie essen, trinken, rauchen – manche hamstern das Zeug sogar in ihrer Wohnung, gehen nicht mehr raus. Nur Menschen, die kurz vor ihrer Entlassung stehen, hören auf zu konsumieren, was es hier gibt.«
    »Und was heißt das für mich?«
    »Dass du hier raus musst oder du verhungerst am Ende noch, weil du nicht bekommst, was du brauchst.«
    »Warum? Ich habe doch keinen Hunger!« Meine Hände klopften auf meinen Bauch, als wären sie ferngesteuert.
    »Ist schon gut, Lela«, meinte Ana und sah amüsiert meine zuckenden Finger. »Es dauert eine Weile. Ein bisschen Zeit hast du noch. Mindestens ein paar Wochen.«
    Mir war nicht klar gewesen, dass ich ein Haltbarkeitsdatum hatte. »Und wenn ich esse?«
    »Dann nährt es dich nicht. Keine Sorge. Es schmeckt sowieso nicht. Sei froh, dass du es nicht runterwürgen musst wie wir übrigen.« Rasch warf sie mir einen Blick zu. »Du könntest zum Richter gehen und dann raus aufs Land … dich da richtig fett fressen, wiederkommen und deine Freundin suchen?«
    Ich ballte die Fäuste, damit ich ihr nicht den Mittelfinger zeigte. »Klar. Die Torwächter kriegen dann bestimmt den Sonderbefehl, mich mit offenen Armen aufzunehmen, was? Netter Versuch.«
    Sie zuckte die Schultern.
    »Stammt die Idee von Malachi?« So viel zum Thema Vertrauen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Kann sein, dass er auch schon daran gedacht hat, aber anscheinend liegt ihm viel an deiner Meinung von ihm.«
    Ich atmete auf. War irgendwie … erleichtert. Mir wurde klar, dass ich Malachi vertrauen
wollte
. Geistesabwesend zupfte ich an meinem Zopf – da fiel mir etwas ein. »Malachi hat gesagt, dass er das Wasser hier nicht trinkt.«
    Anas Miene verdüsterte sich. »Stimmt. Manchmal isst er, aber er trinkt schon seit ein paar Monaten nicht mehr. Der Glückliche.« Ihr Neid war nicht zu überhören. »Mit mir spricht er nicht darüber, aber ich weiß, was es bedeutet. Er hat zwar noch nicht abgenommen, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Er ist unterwegs nach draußen.«
    »Meinst du, er verhungert allmählich?« Ich wünschte, ich hätte versucht, ihm ein bisschen Wasser einzuflößen, als er bewusstlos war.
    »Nein, ich meine nach draußen, raus aus der Stadt und aufs Land.« Ana lächelte

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