Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].
sie außer Kontrolle geraten und in
Selbstauflösung übergehen.
»Sei standhaft, Frau!«, riet
Lex. »Schmerz ist der Lehrer und Erlöser. Dolor est lux .« Rakel biss die
Zähne zusammen, dann brachte sie hervor: »Frauen bringen Kinder zur Welt, weißt
du ...«
»Hast du ein Kind zur Welt
gebracht?«, forschte der Riese.
Sie schüttelte den Kopf.
»Nun gut«, sagte Grimm. »Du
bist im Begriff, dich selbst zur Welt zu bringen, ein nagelneues Selbst.« Hin
und wieder löste sich ein Schrei aus Rakels Kehle, während sich ihr Körper
umformte.
»Konzentriere dich! Der Kopf
der Schlange biegt sich nach links ...« Oft wimmerte Rakel wie ein Tier, das in
einer knochenbrechenden Falle gefangen war.
»Die Stimme — etwas weniger rau
...! Nun die rechte Brust kleiner ...! Goldbraune Augen: denk golden ...! Mehr
Muskeln in den Waden ...! Die Beine noch ein wenig länger, die Beine ...!« Eine
Litanei von Anrufungen. Rakels Wimmerlaute waren die Responsorien. Irgendwie
gelang es ihr, den Blick starr auf die Tarot-Ikone zu richten, die Grimm ihr vor
das Gesicht hielt, während ihr eigenes Fleisch und ihre Knochen sie peinigten.
Am Ende stand eine Nachahmung
Meh'lindis unsicher auf den Steinfliesen des Kellerraums, von Lex gestützt. In
Jaqs Augen lag gequälte Ehrfurcht und etwas wie entsetzte Verehrung. Beinahe
Idolatrie. Was war Rakel anderes als ein belebtes Idol seiner
Assassinen-Kurtisane?
Jaq nahm Grimm die
Assassinenkarte wieder ab. Sie war heißer, als es die Wärme von Grimms
Handfläche verursacht haben konnte.
»Rakel«, sagte Jaq mit rauer
Stimme. Er widerstand der Selbsttäuschung, sie Meh'lindi zu nennen. »Rakel, diese
Karte ist etwas, das du niemals stehlen darfst. Ohne meine psionische
Unterstützung kannst du sie niemals selbst anwenden.« Als er die Karte in eine
Innentasche seines Gewands steckte, stieß sie auf Widerstand. Ein Hindernis
sprang heraus. Befreit aus ihrer Umwicklung von abgezogener Mutantenhaut,
flatterte eine andere Karte auf den Boden.
Ein kleiner Dämon der
Veränderung grinste zu Rakels Metamorphose auf.
Lex schauderte. Er schluckte,
ließ Rakel los. Sie wankte gegen eine Wand, hielt sich aber aufrecht. In einem
verspäteten Reflex stampfte Lex vorwärts, um mit dem bloßen Fuß auf das
schreckliche Bild zu treten und es auszulöschen.
»Dorn, Licht meines Wesens!«,
rief er.
Jaq warf sich gegen ihn. »Weg
davon! Du könntest dich zeichnen!« Grimm war auf allen vieren und stieß mit
beiden Händen gegen das Schienbein des Gefährten. Lex gab nach.
Vorsichtig nahm der kleine Mann
die Dämonenkarte auf.
Als wäre sie eine glühende
Kohle, gab er sie sofort Jaq zurück, der sie fest umwickelte und verbarg.
»Ihr seid Zauberer, nicht wahr?
Dieses Buch mit den Juwelen! Ich bin so hungrig, dass ich mich selbst aufessen
könnte!« Rakels Zähne klapperten. Das Idol zitterte heftig.
»Gebt ihr zu essen!«, knurrte
Jaq. »Grimm, gib ihr vom Besten, was in der Küche ist. Sieh nach, was im
Tiefkühlfach ist. Lammkeule und Zunge und Nieren. Mach ihr ein Essen daraus. Und
gib ihr eine Decke, die sie umlegen kann.« Lex blickte umher.
»Wo ist ihr schwarzes Kostüm?«
»Ich muss es untersuchen.«
»Ich werde eine Decke holen.«
Wollte Lex eine Weile allein sein?
»Grimm kann sich um eine Decke
und um das Essen kümmern. Du bleibst hier bei mir, Lex.« Jaq wandte den Blick
ab, als Grimm mit Rakel hinausging. Lex beäugte die veränderte Anatomie mit
einem Ausdruck, der mehr als bloße Neugier zu verraten schien.
»Wird sie stabil bleiben?«,
fragte er besorgt.
»Ich bin davon überzeugt. Die
Assassinenkarte stabilisiert sie. Aber deine Reaktion auf diese Dämonenkarte, sowohl
jetzt wie auch an Bord der Free Enterprise, zwingt mich, dir eine
inquisitorische Frage zu stellen, Hauptmann d'Arquebus.«
Mit einer kurzen
Willensanstrengung brachte Jaq die Elektrotätowierung des Dämonengesichts auf
seiner Handfläche zum Aufleuchten. »Ich spreche jetzt als Mann des Ordo
Malleus, von der inneren Inquisition, deren Hauptaugenmerk auf dämonische
Aktivität gerichtet ist«, sagte er feierlich. »Hast du in deiner früheren
Laufbahn als Space Marine jemals Bekanntschaft mit der Macht geschlossen, die
als Tzeentch bekannt ist?« Jaq sprach den Namen mit gedämpfter Stimme aus.
»Hast du jemals Verbindung zu dieser Macht gehabt? Bekenne es, Lex, wenn es
zutrifft. Beichte es mir. Im Namen des Gott-Imperators. In nomine
imperatoris! « Der mächtige Krieger erbleichte. Er kniete
Weitere Kostenlose Bücher