Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].
Zephro
Carnelian gestanden hatte, der ihn obendrein übertölpelt hatte. Auch Meh'lindi
und Jaq hatten ihn übertölpelt.
Grimms Folterung war beinahe zu
hundert Prozent Suggestion gewesen, die auf eine entflammte Phantasie
eingewirkt hatte.
»Ich habe dir gesagt«,
erwiderte Jaq, »dass körperliche Folter ineffizient ist. Es gibt eine viel
bessere Möglichkeit, einen Eldar zu überzeugen.«
»Und die wäre?«
»Zuerst müssen wir einen von
den Eldar fangen, statt dass sie uns fangen. Wir müssen aus dieser
Nachbarschaft verschwinden!«
»Bald wird der Morgen dämmern«,
sagte Lex.
Im Laufe der nächsten Woche
verbrachte Jaq die Nächte mit dem Hypnohelm auf dem Kopf. Tagsüber übte er
Redewendungen, die keiner der anderen verstehen konnte.
»Nil ann ache
cleasai, Bionn an fear ciallmar ina thost nuair na bionn pioc lera aige«, rezitierte er.
Nur die echte Meh'lindi wäre
imstande gewesen, darauf zu antworten. Jaqs verbale Übungen stellten eine Art einseitigen
Dialog mit ihrem dahingegangenen Geist dar.
Nur gelegentlich erläuterte er
eine seiner kryptischen Äußerungen. Rakel war zufällig anwesend, als er
erklärte: »Nil
arm ache cleasai ...« Jaq starrte in
das schmerzlich vertraute, doch verständnislose Gesicht und übersetzte ins
Imperiale Gotisch: »Der Schwindler denkt zu viel an sich selbst. Das«,
kommentierte er, »wird unser Motto im Hinblick auf Harlekine sein.« Während Jaq
die Sprache der Eldar studierte, begann Lex den Oberschenkelknochen mit seinem
Gravierwerkzeug aus Silikonkarbid zu bearbeiten. Statt eines Berichts an seinen
Orden, für den es noch zu früh war, gravierte Lex eine Wiedergabe jener
Chaoswelt, wo ein Dämon auf einer niedrigen Mondsichel gesessen hatte und wo tapfere
Imperial Fists gefallen waren, um den Ansturm der Chaoskrieger abzuwehren.
Als Rakel ein paar Tage später
den Fortschritt seiner Arbeit betrachtete, sagte sie anklagend: »Aber du machst
Bilder von Alpträumen!« Litt sie selbst unter welchen? »Nein«, erwiderte er,
»ich gebe die Wirklichkeit wieder. Oder vielmehr eine abscheuliche
Unwirklichkeit, die dennoch existiert. Du solltest so etwas nicht anschauen. Ein
Marine, der so etwas sieht, hat eine Gedächtnislöschung verdient.«
»Gedächtnislöschung?«,
wiederholte sie. »In diesem Fall werde ich nie wieder einen Blick auf deine
Arbeit werfen.« Mit diesen Worten floh sie aus dem Zimmer.
Nein, sie sollte seine
Gravierungen nicht betrachten.
Als Nächstes wollte er
darstellen, wie Meh'lindi von der schrecklichen Phönixkriegerin im Wegenetz mit
der Lanze durchbohrt worden war.
Nach langer Arbeit an den
minutiösen Details der Chaoswelt schlenderte Lex in den Garten, um seinen Augen
eine Pause zu gönnen.
Grimm stand draußen und starrte
zu der riesigen roten Sonne empor. »Es ist wärmer heute«, sagte er. »Wärmer, als
es seit unserer Ankunft hier je gewesen ist. Spürst du es nicht auf deiner
bloßen Haut?« Lex war es nicht gewohnt, der Hitze oder Kälte viel Beachtung zu
schenken. Außerdem hatte er seine Aufmerksamkeit auf die feinen Linien und
Schattierungen gerichtet, die er mit seinem Gravierwerkzeug gemacht hatte, und
wie genau die Darstellung mit seinen schrecklichen Erinnerungen übereinstimmte.
Er sah Grimm überrascht an, dann stimmte er ihm zu.
»Aber gleichzeitig«, sagte
Grimm, »sieht diese rote Sonne irgendwie kleiner aus?« Lex überlegte eine
Weile. »Wenn ich mich recht erinnere«, meinte er, »ist diese riesige rote Kugel
tatsächlich die äußere Atmosphäre der Sonne, aufgebläht über Hunderte von Millionen
Kilometer. Tief im Innern und vor unseren Augen verborgen, wird es einen heißen
Kern geben wie einen weißen Zwergstern. Wenn die Strahlung dieses Kerns die
äußeren Bereiche der Atmosphäre erreicht, ist die Temperatur nur noch die eines
Schüreisens im Feuer.« Seine Stirn furchte sich. »Ich habe gehört, dass die
Strahlung weißer Zwergsterne fluktuieren kann. Das hat mit der Alchimie der
Elemente zu tun.« Er betrachtete Grimm ironisch. »Ein Zwerg kann instabil sein.«
Der kleine Mann kratzte sich den Kopf unter seiner Feldmütze. »Vielleicht steht
uns eine Hitzewelle bevor?«
»Wir müssen hoffen, dass es
nicht so weit kommt! Wer weiß, was die Obergrenze einer Hitzewelle sein könnte?«
»Versuch nicht, mir Angst zu
machen. Wenn es warm wird, wirst du mehr schwitzen als ich. Außerdem gibt es seit
Äonen Leben auf dieser Welt.«
»Äonen sind bloß Sekunden auf
dem Zifferblatt der Zeit.«
»Das ist
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